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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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zusammenbiss. Dann wandte sie sich von ihm ab und atmete scharf durch die Nase ein. Das dauerte keine fünf Sekunden. Bis sie sich herumgedreht hatte, war sie wieder vollkommen beherrscht. Ihr Gesicht war ausdruckslos, das Gesicht einer Frau, die an Misshandlung gewöhnt war, die es gelernt hatte durchzuhalten. Es war, als wüsste sie, dass noch mehr auf sie zukam. Sie würde ihm nicht die Genugtuung verschaffen, die Nerven zu verlieren, geschweige denn zu weinen oder um Gnade zu betteln.
    »Setzen Sie sich auf, mit dem Rücken zur Wand.«
    Sie kam mit dem Oberkörper hoch; dann schob sie sich nach hinten, bis sie sich anlehnen konnte, und streckte die Beine aus. Carver ging vor ihr in die Hocke. Ein Passant würde ihn für den besorgten Freund halten, der sich um seine zugekiffte Freundin kümmerte. Niemand würde so genau hinsehen. Niemand wollte sich in so etwas hineinziehen lassen. Man würde einfach vorbeigehen, wie es überall auf der Welt in einer Großstadt üblich war.
    »Warum will Max mich umbringen lassen?«
    Die Frau verzog keine Miene; doch ihr Blick war fest und berechnend auf ihn gerichtet, als wolle sie abwarten, was er wusste, bevor sie reagierte.
    Carver wollte sie festnageln, eine Reaktion provozieren. »Schauen Sie, ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie sauer sind. Ich wär’s auch, wenn ich die Sache vermasselt hätte. Sie hätten die Uzi nicht aus der Tasche holen dürfen. Sie hätten durch die Tasche schießen müssen. Woran liegt das? Sind Sie für diese Arbeit nicht geeignet? Sind Sie aus der Übung? Vielleicht ist das nicht ganz Ihre Branche.«
    Die Frau reagierte, aber anders, als er erwartet hatte. Sie sah ihn geringschätzig an, als hätte er überhaupt nichts kapiert.
    Carver kehrte wieder zu Plan A zurück. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum will Max mich umbringen lassen?«
    Endlich sagte sie etwas. »Ich kenne keinen Max.« Ihr Ton war gelangweilt, unbeugsam, wie bei einem Verdächtigen im Verhörzimmer, der genau weiß, dass ihm die Bullen nichts nachweisen können. Sie redete mit dem amerikanischen Akzent eines Ausländers. Aus Osteuropa, schätzte Carver.
    »Gut.«
    Er stand auf und ging zu der Stelle, wo die schwarze Tasche lag. Er bückte sich, ohne die Waffe zu senken, und ließ die Frau keine Sekunde aus den Augen. Dann hob er die Tasche auf und ging an den vorigen Platz zurück.
    »Sehen wir mal, was wir hier haben …«
    Carver griff mit der freien Hand hinein, zog eine Brieftasche heraus und ließ sie aufklappen. Ein halbes Dutzend Kreditkarten steckte übereinander in den Fächern. Carver schob ein paar mit dem Daumen heraus. Sie waren auf den Namen A. Petrowa ausgestellt. Er warf einen Blick auf die Außenseite der Brieftasche, auf das eingeprägte Muster: Louis Vuitton. Er fing an, die Puzzleteile zusammenzusetzen, brauchte aber noch ein paar mehr, um sicher zu sein.
    »Was heißt das A?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Welches A?«
    »Auf der Kreditkarte: A. Petrowa.«
    »Sie meinen A wie Arschloch?« Diesmal zuckte ein spöttisches Lächeln um ihre Mundwinkel. Sie hatte einen zweiten Punkt erzielt.
    Carver wühlte in der Tasche. Da war ein Handy. Er klappte es auf und öffnete das Adressbuch, nach wie vor ein Auge auf die Frau gerichtet. Da standen eine Menge russischer Namen. Einige gehörten zu Personen, andere waren schätzungsweise Geschäfte, Clubs oder Restaurants. Kein Max. Er klappte das Telefon wieder zu und steckte es ein.
    Als Nächstes stießen seine Finger auf ein Stück dünner Pappe. Es war in ein kleines steifes Büchlein eingelegt: ein Flugticket in einem Reisepass. Er zog beides hervor. Das Ticket galt für einen Hin- und Rückflug Moskau-Paris mit der Aeroflot. Der äußere Abschnitt war bereits abgerissen. Damit wusste er, woher sie kam.
    Und Carver kannte auch ihren vollen Namen. Es war ein russischer Reisepass. Er wies sie als Aleksandra Petrowa aus, geboren am 21.9.1967. Also war sie fast dreißig. Sie sah jedoch jünger aus. Vielleicht war sie es auch. Vielleicht hatte sie eine falsche Identität angenommen, und vielleicht hatte er vor drei Stunden ihren Tod arrangiert.
    Jetzt hatte er etwas in der Hand. »Sie besitzen eine Louis-Vuitton-Tasche. Sie enthält Unterwäsche, einige T-Shirts, ein Paar hochhackige Schuhe und ein Seidenkleid. Hatten Sie vor zu feiern, nachdem der Auftrag erledigt war?«
    Diesmal war er durchgedrungen. Die Frau schwieg nach wie vor, aber sie runzelte die Stirn. Zum ersten Mal war ihr höhnischer

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