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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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interessiert.«
    Vermulen schwieg.
    »Anscheinend nicht«, sagte Darko. »In diesem Fall muss ich Sie Mr McCabe ausliefern. Er wird entscheiden, was dann mit Ihnen passiert. Es tut mir leid wegen Ihrer Männer, dass sie sterben mussten. Verstehen Sie bitte, das ist rein geschäftlich. Ich habe nichts gegen Sie. Ich liebe Amerika, ein großartiges Land. Sie wollen sich nicht unterhalten, ich verstehe. Sie müssen über vieles nachdenken. Zigarette?«
    Darko zündete sich eine an. Der Fahrer rauchte schon. Vermulen konnte in dem Lkw, der vor ihnen fuhr, die orange Glut der brennenden Zigaretten sehen. In Serbien schien sich niemand über das Risiko von Lungenkrebs oder Herzinfarkten Sorgen zu machen. Aber im Krieg tat das ohnehin kaum jemand. Jeder nahm an, dass er nicht lange genug leben würde, um noch eine Krankheit zu bekommen.
    Vermulen versuchte zu ergründen, wie er in McCabes Falle hatte hineintappen können. Der alte Mann hatte ihn von Anfang an benutzt und auf Taten hingelenkt, die ihm, Vermulen, auf einmal verrückt vorkamen. Monate hatte er damit zugebracht, eine Atombombe aufzuspüren, hatte Diebe engagiert, Männer in tödliche Gefahr gebracht – was hatte er sich dabei gedacht? Vielleicht hatten die in Washington recht gehabt, als sie ihm so höflich wie möglich beizubringen versuchten, dass ihn die Trauer über Amys Verlust aus der Bahn geworfen hatte.
    Doch er war nicht im Irrtum, was die wirklich wichtigen Dinge anging. Er war nach wie vor fest davon überzeugt, dass sein Land und dessen Verbündete eine schreckliche Gefahr ignorierten und sich weigerten, einen Feind zu erkennen, der dem Tod huldigte, die Freiheit hasste und glücklich das eigene Leben opferte, um andere zu töten. Im Vergleich mit diesem boshaften Wahnsinn war sein eigenes Handeln vollkommen vernünftig erschienen. Er hatte wenigstens versucht, Alarm zu schlagen.
    Und er hatte recht gehabt, was Natalja anging. Der alte Geheimdienstler in ihm hatte sich immer gefragt, ob ihr Auftauchen nicht zu schön war, um wirklich wahr zu sein. Die arme Mary Lou war ermordet worden, dann war dieser Traum auf seiner Türschwelle erschienen. Rückblickend betrachtet, hatte das allzu gut gepasst, sodass er nicht hätte daran glauben dürfen. Trotzdem hatte er keinerlei Zweifel, dass ihre Liebe zu ihm echt war. Unzählige Male hatte er darüber nachgedacht, ob er einfach nur ein alter Narr war, der sich von einer schönen jungen Frau verführen ließ. Vielleicht war das ja am Anfang so gewesen. Vielleicht hatte sie da noch so getan als ob. Aber jetzt nicht mehr. Mit jedem weiteren Tag war seine Gewissheit gewachsen. Ihr wenigstens hatte er zu Recht vertraut.
    Nur ein Aspekt des ganzen Desasters blieb ihm ein Rätsel. Ihm fiel nichts ein, warum McCabe ein falsches Spiel mit ihm getrieben hatte. Er musste sein eigenes Ziel verfolgt haben. Aber Vermulen konnte sich nicht vorstellen, welches das sein sollte. Und wenn er es jetzt erfuhr, was nützte ihm das noch? Er war lange genug Berufssoldat gewesen, um zu wissen, wie eine totale Niederlage aussah.

91
    Jetzt war das Flugzeug also verschwunden.
    Carver hockte im hohen Gras neben der Start- und Landebahn des Flughafens. Sie verlief in nordsüdlicher Richtung durch ein enges Tal mit parallelen Berghängen. Am Nordende befanden sich die Flughafengebäude: der Kontrollturm, der Terminal, die Hangars und Ölbunker. Aber Carver, der ohne Licht gefahren war, war einer Nebenstraße bis ans südliche Ende gefolgt. Dort zweigte eine Rollbahn von der Hauptstart – und -landebahn ab und führte nach Westen zu einem breiten Asphaltfeld am Fuß eines hohen, steilen Berges. Carver war aus seinem Lkw gestiegen, nachdem er ihn ein Stück von der Straße entfernt abgestellt hatte, und durch das Gras zu dem hohen, mit Stacheldraht gekrönten Maschendrahtzaun geschlichen, der entlang der Rollbahn verlief. Erst dort hatte er entdeckt, dass in den nackten Fels des Berghangs zwei massige getarnte Stahltore eingelassen waren. Während er sie beobachtete, kam ein Hubschrauber und landete auf dem Asphaltfeld, wartete, bis die Tore zur Seite gerollt waren und den gigantischen Hangar offenbarten, der in den Berg gebaut war, dann rollte er ins Innere. Hinter ihm schlossen sich die Tore, aber Carver hatte den Privatjet erspäht, der an der Unterseite hinter den Tragflächen eine leichte Ausbuchtung hatte. Das war McCabes Flugzeug, und entweder lag seine tödliche Fracht schon wie ein teuflischer Fötus in seinem metallenen

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