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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Serben zeigte auf den Wimpel, der an der Radioantenne flatterte. Darauf war ein schwarzer Doppeladler auf rotem Grund zu sehen, das Nationalsymbol Albaniens. Der Mann ging zu dem Wagen, riss den Wimpel ab, warf ihn auf den Boden und spuckte darauf. Dann trat er ihn mit dem Stiefelabsatz in den Staub. Während sein Kollege die Waffe auf den Wagen richtete, riss er die Fahrertür auf und zerrte einen unrasierten schwarzhaarigen Mann um die dreißig heraus, der einen Adidas-Trainingsanzug und ein schwarzrot gestreiftes Trikot des AC Mailand anhatte. Der Albaner redete flehend auf die Männer ein, wobei er auf sein Auto zeigte und ein paar Schritte vorwärts machte. Dann wurde er zu Boden gestoßen.
    Der eine Uniformierte versetzte ihm ein paar Tritte, der andere spähte derweil in den Wagen. Er befahl den Insassen, herauszukommen. Zwei Frauen stiegen aus, eine jung, die andere alt. Carver hielt sie für Verwandte, vielleicht die Frau des Fahrers und ihre Mutter. Die jüngere hielt einen großen grellrosa Teddy im Arm, der aussah wie der Hauptgewinn in einer Kirmesbude. Die Mutter war in einen Umhang mit Fransen gehüllt. Der Uniformierte, der sie bewachte, ließ sie an den Straßenrand treten, dann drehte er sich um, um zuzusehen, wie sein Kollege den zusammengekrümmten Mann am Boden trat. Darum bemerkte er nicht, was als Nächstes passierte. Die jüngere Frau ließ den Teddy fallen, die ältere warf ihren Umhang zurück. Jede hielt eine Pistole in der Hand. Sie zögerten nicht eine Sekunde, sondern fingen sofort an, auf die Uniformierten zu schießen.
    Einer sank sofort zu Boden, hielt sich den Bauch und schrie vor Schmerzen. Der andere versuchte, den Schüssen zu entkommen, schaffte aber nur ein paar Schritte. Dann traf ihn eine Kugel in den Kopf. Sie zersplitterte seinen Schädel wie ein Teelöffel die Schale eines gekochten Eis. Er fiel um und war tot. Mehrere Schüsse waren danebengegangen und hatten Carvers Mercedes getroffen, ihm die Heckscheibe zertrümmert und die Karosserie durchlöchert.
    Aus dem Handy schrie jemand: »Was war das denn?«, aber Carver war nicht da, um ihn zu hören. Er hatte längst die Wagentür aufgetreten, sich mit gezogener Waffe auf die Teerdecke gerollt und war in den Straßengraben gekrochen. Plötzlich hielt der Albaner ein Messer in der Hand. Er stand über dem verwundeten Serben und hörte sich grinsend dessen Schreie an. Sein Blick verriet, wie. sehr er sich darauf freute, ihm einen langsamen, qualvollen Tod zu bereiten. Aber das konnte noch warten. Er hatte aus den Augenwinkeln gesehen, wie Carver im Graben verschwand. Während die Schreie des Verwundeten durch die Nacht gellten, hob er die Maschinenpistole des Getöteten auf und ging, in die Dunkelheit spähend, auf den Straßengraben zu.
    Die Frauen folgten ihm, die jüngere geduckt, die Pistole in beiden Händen vor sich haltend, die ältere mit energischen Schritten in völliger Missachtung jeder Gefahr.
    Angewidert erkannte Carver, dass er alle drei würde töten müssen, die Frauen wie den Mann.
    Er zögerte nicht.
    In Schussposition knien, zwei Schüsse auf den Kopf des Mannes, nach links herumrollen, knien, zwei auf jede Frau. Drei Tote.
    Das Ganze war in knapp fünf Sekunden vorbei. Danach war nur noch der verwundete Serbe zu hören, dessen Angst- und Schmerzensschreie in Wimmern übergangen waren. Er würde bald bewusstlos werden und sterben.
    Angeekelt von der Sinnlosigkeit der Aktion, ging Carver zu seinem Wagen zurück. Er fragte sich, wie viele solcher Szenen sich in den vergangenen Jahren in diesem rückständigen Land ereignet hatten und wie viele noch folgen würden.
    Noch vor anderthalb Stunden hatten diese Menschen höchstwahrscheinlich in der Schlange an der Grenze gestanden und sich wie alle anderen unterhalten und gescherzt. Sie waren am Leben gewesen, hatten eine Zukunft gehabt. Und jetzt?
    Carver nahm das Handy in die Hand. Jaworski schnauzte ihn an.
    »Wo zum Teufel sind Sie gewesen?«
    »Schnauze«, fauchte Carver zurück. »Hier sind gerade fünf Menschen gestorben.«
    »Na gut, fangen wir noch einmal nett und höflich von vorn an«, schlug Jaworski gönnerhaft und übertrieben versöhnlich vor. »Wir haben folgende Situation. McCabe ist vor ein paar Stunden nach Pristina geflogen. Sein Flugzeug wurde so umgebaut, dass es eine Bombe abwerfen kann. Er hat mit einem serbischen Anführer namens Dusan Darko irgendeine Vereinbarung getroffen. Wir glauben, dass Darko die Bombe an sich bringt, die Vermulen

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