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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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wurde allmählich klar, wieso Vermulen schon vor seinem fünfzigsten Lebensjahr an drei Sterne gekommen war.
    »Ich fürchte, wir sind Zeugen der ersten Scharmützel in einem großen Krieg zwischen den Religionen, der die Entwicklung der Welt für Jahrzehnte, wenn nicht für Jahrhunderte bestimmen wird«, fuhr der Lieutenant General fort. »Die Soldaten des Islam werden keine Panzer und Raketen einsetzen, sondern Bomben, die sie sich um den Körper schnallen. Denn sie sind bereit, alles zu opfern, auch das eigene Leben, wohingegen vielen von uns der Mut oder der Wille fehlt, überhaupt etwas zu opfern.
    Unsere Gesellschaft ist verweichlicht. Unsere politische Führung wagt es nicht, die Wählerschaft mit der Wahrheit zu konfrontieren. Sie wollen nicht einmal selbst die Wahrheit hören. Und darum bin ich zu Ihnen gekommen, zu den Mitgliedern der Nationalen Wertekommission, weil ich weiß, dass Ihnen klar ist, mit welchem Einsatz wir spielen.
    Wir gehen wie Schlafwandler der Katastrophe entgegen. Und wenn wir nicht aufwachen, werden unsere Werte, unsere Freiheit und unser Glaube, während wir schlafen, ermordet werden.
    Ich danke Ihnen.«
    Während der Applaus durch den holzgetäfelten Saal hallte, rührte Waylon McCabe keine Hand, sondern schätzte Vermulen sorgfältig auf seinen Wert hin ab. Schließlich, als der Beifall verebbt und der Redner unter Händeschütteln und Schulterklopfen an seinen Platz zurückgekehrt war, ging er zu ihm hinüber, drückte ihm seine Geschäftskarte in die Hand und beugte sich zu ihm hinab, um ihm ins Ohr zu flüstern.
    »Es hat mir gefallen, was Sie zu sagen hatten, General. Ich glaube, ich könnte etwas für Sie tun. Vielleicht sollten wir mal darüber reden.«
    Dann wandte er sich mit einem hastigen »Entschuldigen Sie mich« ab und schlug sich die Hand vor den Mund, denn der nächste Hustenanfall setzte ein, eine Mahnung des Sensenmanns, dass er nicht mehr fern war.

15
    Aliks setzte die Sonnenbrille auf, dann betrat sie das Hotel Impérial, als ob es ihr gehörte. Selbstbewusstsein war der Schlüssel, wenn man akzeptiert werden wollte. Von ein paar flüchtigen Blicken abgesehen, beachtete sie niemand, als sie auf die Haupttreppe zuging und in die erste Etage hochstieg.
    Sie ging bis zum Ende des Korridors, sah sich um, ob sie allein war, und klopfte an die Tür.
    »Herein!«, sagte eine Stimme mit britischem Akzent.
    Bevor sie verschwinden konnte, ging die Tür auf. Ein Mann mittleren Alters stand vor ihr, frisch geduscht und mit einem Handtuch um die Hüften. Er zog die Augenbrauen hoch und musterte sie von oben bis unten.
    »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Verzeihung«, stammelte sie, »falsche Zimmernummer.«
    »Nun, kommen Sie trotzdem rein«, schnurrte er mit unbegründetem Vertrauen in seine Verführungskünste.
    Sie schüttelte den Kopf und huschte davon. Der Mann schaute ihr hinterher, dann zog er sich in sein Zimmer zurück.
    Sie versuchte es ein zweites Mal am anderen Korridorende. Dort reagierte niemand auf ihr Klopfen. Sie zog die Karte durch den Schlitz des Türschlosses, und neben dem Knauf leuchtete ein grünes Lämpchen auf.
    Das Zimmer war nicht belegt. Die Betten waren unbenutzt, die Schränke leer.
    Der Gast im dritten Zimmer war nicht anwesend, aber es war ein allein reisender Mann, der nichts hatte, was Aliks gebrauchen konnte.
    Beim vierten Zimmer hatte sie endlich Glück. Dort wohnte ein Paar namens Schultz, wie den Kofferschildern zu entnehmen war. Es sah aus, als wären sie schon ausgegangen. Auf Betten und Sesseln lag Nachmittagskleidung verstreut, auf dem Fußboden im Bad häuften sich feuchte Handtücher, auf der Waschbeckenablage stand Chanel-Kosmetik. Die Frau hatte für mehrere Termine gepackt, denn es hingen noch zwei andere Ausgehkleider im Schrank. Die waren nicht nach Aliks’ Geschmack, aber die hübschen hochhackigen schwarzen Sandaletten auf dem Gestell daneben passten ausgezeichnet. Als sie fünf Minuten später wieder ging, war sie frisch geschminkt, und die Sandaletten steckten in ihrer Tasche.
    Im zweiten Stock klopfte sie an eine Tür, bekam keine Antwort und traf auf ein Pärchen, das miteinander schlief. Das Licht war ausgeschaltet, die Musik aufgedreht. Aliks war schon wieder zur Tür hinaus, bevor sie bemerkt worden war.
    Nach fünf weiteren Zimmern verschwand sie mit einer schwarzseidenen Korsage unter Carvers Mantel und glänzend roten Lippen auf Kosten einer Dame, die Christian Dior bevorzugte. Im dritten Stock entschuldigte sie

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