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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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sich bei einer Afrikanerin ihres Alters und ein paar Türen weiter bei einem Chinesen, der an seinem Laptop arbeitete. Doch im nächsten Zimmer, das sie betrat, fand sie einen schwarzen Rock, der genau an den richtigen Stellen eng saß, und ein Paar halterlose Strümpfe für darunter.
    Sie hatte auch über Schmuck nachgedacht, während sie sich durch die Etagen arbeitete. In einem Zimmer hatte ein Paar schlichte Brillantohrstecker gelegen, das perfekt zu ihrer Aufmachung gepasst hätte. Doch damit wäre sie zu weit gegangen, sowohl in moralischer als auch in praktischer Hinsicht. Niemand rief die Polizei an, weil er einen Rock nicht finden konnte. Aber die Leute wurden auf jeden Fall aktiv, wenn ihnen die Klunker abhandenkamen.
    Aliks fuhr ins nächste Stockwerk hinauf. Dort musste sie die Passepartout-Karte benutzen, um den Aufzug verlassen zu können.

    Im Erdgeschoss in dem Büro hinter der Rezeption prüfte der diensthabende Hotelmanager die neuesten Telefonlisten, um der Beschwerde eines Gastes nachzugehen, der schwor, ihm sei zu viel berechnet worden. Der Computerausdruck legte alle Bewegungen in den Gästezimmern offen, einschließlich der Benutzung der Telefone und der Schlüsselkarten. Der Manager kam nicht umhin zu bemerken, dass ein Personalschlüssel für den Zugang zu mehreren Zimmern auf mindestens zwei Etagen benutzt worden war. Der Drucker schnaufte und spuckte ein weiteres Blatt aus. Dieselbe Karte, diesmal im Aufzug im vierten Stock.
    Der Manager seufzte gereizt. Das konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Er prüfte die Nummer der Schlüsselkarte. Sie gehörte Madame Brix, der leitenden Wirtschafterin. Sie hatte ihre Arbeit vor zwei Stunden beendet, und es war undenkbar, dass sie ihre Schlüssel freiwillig jemand anderem überließ.
    Er griff zum Telefon und wählte die Nummer des Sicherheitschefs.

16
    Als Aliks in den langen Spiegel schaute und die frisch eingesprühten Haare lockerte, die Korsage zurechtzog und den Sitz der taillenkurzen Jacke prüfte, die sie gerade gestohlen hatte, fühlte sie sich wie neugeboren. Zum ersten Mal seit Monaten erkannte sie das Gesicht, das sie aus dem Spiegel ansah, und sie freute sich über ihr Aussehen. Es war, als würde sie ein paar lang verschollene Freunde wiedertreffen, nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihre Zuversicht, ihr Selbstvertrauen, sogar ihre Kraft. Die schlecht gekleidete, mit Füßen getretene Frau, die sie noch am Morgen gewesen war, gab es nicht mehr. Das hier war die echte Aleksandra Petrowa.
    Zufrieden, weil ihre Aufmachung komplett war, stopfte sie Jeans, T-Shirt, Schal, Mütze und Umhängetasche in einen der Reinigungsbeutel des Hotels, die im Wandschrank der Suite lagen. Sie konnte es sich eigentlich nicht leisten, darauf zu verzichten, aber das Opfer war notwendig. Nur den Mantel und ihr Portemonnaie würde sie behalten. Sie ging ins Badezimmer, nahm ein Kosmetiktuch aus dem Spender und wischte alles ab, was sie angefasst hatte, dann spülte sie es die Toilette hinunter. Mit einem weiteren Kosmetiktuch in der Hand drehte sie den Türknauf und verließ die Suite mit dem Mantel und dem Reinigungsbeutel.
    Direkt daneben, am Ende des Ganges, befand sich die Tür zum Notausgang. Als Aliks daran vorbeiging, hörte sie Schritte. Sie öffnete sie einen Spaltbreit und lauschte. Ja, da kam jemand die Treppe herauf, ein paar Stockwerke tiefer, und es war nicht nur einer. Sie zischte einen russischen Fluch durch die Zähne. Die Wirtschafterin musste den Verlust der Schlüsselkarte gemeldet haben. Man war schon hinter ihr her.
    Sie spähte den Gang hinunter. Wenn Männer über die Treppe heraufgelaufen kamen, würden auch welche im Aufzug hochkommen. Sie betete, dass die Zeit reichte, und sauste zurück in die Suite. Mantel und Beutel ließ sie an der Tür zurück. Zwei französische Fenster führten auf einen Balkon mit Blick über die Stadt. Sie riss den einen Flügel weit auf, rannte dann ins Bad, wickelte die Schlüsselkarte in Toilettenpapier, damit sie unterging, und spülte sie weg. Dann hastete sie zurück auf den Flur. Die Tür ließ sie offen.
    Die Schritte im Treppenhaus klangen jetzt viel lauter. Vielleicht waren sie schon in der Etage unter ihr.
    Aliks ging auf den Lift zu. Im Vorbeigehen hängte sie den Reinigungsbeutel an einen Türknauf. Das Zimmerpersonal würde ihn mitnehmen und zum Reinigen geben, wo alle Spuren von Aliks’ Identität beseitigt würden.
    Als die Aufzugtüren sich öffneten und der Sicherheitschef mit
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