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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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seinen Leuten herauskam, stand sie direkt vor ihnen. Die Männer sahen nur eine heiße Blondine, die lässig mit hinter dem Rücken verschränkten Händen an der Korridorwand lehnte, sodass ihre Titten aus der sexy Korsage hervordrängten. Nicht einer sah eine Diebin, die einen Mantel hinter ihrem Rücken versteckte. Bis die Aufzugtüren sich wieder schlossen, war Aliks an ihnen vorbeigeschlüpft und hatte auf den Knopf für Parterre gedrückt.
    Aliks schlenderte in die Hotelbar. Die Blicke der Männer wärmten sie wie Sonnenschein und brachten sie zum Blühen. Die Blicke der Frauen waren eine Herausforderung, mit der sie fertig werden würde. Sie hielt den Rücken noch gerader, den Kopf noch stolzer, mit den hohen Absätzen und dem engen Rock ging sie noch koketter. Sie dachte an das letzte Mal, als sie das getan hatte, und an die Nacht, die darauf gefolgt war. Dann bestellte sie sich einen Kir Royal.
    »Schreiben Sie es bitte auf Zimmer 138, auf Schultz«, sagte sie zu dem Barkeeper.
    Mit erfahrenem Blick sah sie durch die Bar. Sie suchte nach dem besten Opfer. Schräg gegenüber saß ein einzelner Mann an einem Tisch. Er fing ihren Blick auf. Er schien genau der Richtige zu sein. Sein dünnes dunkles Haar, das er über der gebräunten Kopfhaut nach hinten gekämmt hatte, war an den Schläfen ergraut. Sein dunkelblauer Anzug war makellos, die Seidenkrawatte passte perfekt zu dem himmelblauen Baumwollhemd. Er trug eine goldene Concord Mariner mit glänzendem braunen Lederarmband. Kurz gesagt, er war der Typ des kultivierten, wohlhabenden Mitteleuropäers in den besten Jahren. Und er betrachtete Aliks mit einem Lächeln in den Mundwinkeln, bei dem ihr klar war, dass er genau wusste, worauf sie es anlegte. Und dass er gar nichts dagegen hatte.
    Sie tat, als würde sie ihn nicht weiter beachten. Aber aus den Augenwinkeln sah sie, wie er den Kellner heranwinkte und ihm einen Zettel gab. Eine halbe Minute später wurde ihr ein Glas mit perlendem Kir Royal hingestellt, unter das eine Notiz geschoben war. Darauf stand: Ponti, 446, in zehn Minuten. Als sie sich umdrehte, um den Empfang der Nachricht zu bestätigen, war der Tisch leer. Sie war beeindruckt. Dieser Mann war genauso erfahren wie sie.
    Jetzt lag das Angebot auf dem Tisch. Sie brauchte nur nach oben zu gehen und ihren Teil einer Transaktion unter zivilisierten Erwachsenen zu erfüllen. Ihre jahrelange Erfahrung und seine ruhige Einschätzung der Situation sagten ihr, dass dieser Ponti sich als angenehmer Liebhaber erweisen würde. Er würde weder grob noch kleinlich sein. Wenn die Nacht gut verlief und er öfter nach Genf reiste, würde er vielleicht ein regelmäßiges Arrangement vorschlagen. Das brächte ihr finanzielle Sicherheit und die Mittel für Carvers Behandlung. Ein solches Arrangement wäre das Beste, was sie im Augenblick erwarten konnte.
    Bei diesem Gedanken wurde ihr klar, dass sie den Plan nicht zu Ende führen konnte. Sie konnte sich nicht noch länger etwas vormachen. Auf diese Art wollte sie Carver nicht retten. Sie versuchte, sich vorzustellen, was er davon halten würde. Würde er ihr sagen, sie solle es tun?
    Die Frage war noch gar nicht richtig gestellt, da war sie auch schon beantwortet.
    Sie stand auf, holte ihren Mantel aus der Garderobe und verließ ernüchtert das Hotel.
    Ihre wiedergefundene Zuversicht war verschwunden und hatte sie noch ärmer zurückgelassen. Sie hatte versucht, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen und den Mann, den sie liebte, zu retten, aber ihre Anstrengungen waren vergeblich gewesen. Sie war auf ganzer Linie gescheitert.

17
    Im Wohnzimmer der Hotelsuite stand ein Servierwagen mit einer Flasche Bourbon und einem Behälter mit Eis. Der Zimmerservice hatte ihn gebracht. McCabe bedeutete Vermulen, Platz zu nehmen, und goss ihm einen Whiskey ein. Dann bediente er sich selbst und setzte sich entspannt in den Sessel gegenüber. Dabei rutschten seine Hosenbeine so weit hoch, dass das verzierte Leder seiner maßgefertigten schwarzen Fünftausend-Dollar-Stiefel von Tex Robin in Abilene zu sehen war. Sein Anzug mochte von einem schicken Schneider in New York stammen, aber die Stiefel kamen original aus Texas.
    »Sie meinen also, diese al-Qaida ist eine echte Bedrohung?«, fragte McCabe.
    Vermulen nickte. »Ja, ich glaube, sie stellt gegenwärtig eine massive Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten dar.«
    McCabe hatte trotz seiner religiösen Erweckung nie aufgehört, wie ein Geschäftsmann
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