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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Körper mit einem Schuss reiner Energie zu versorgen, war er ein unschlagbares Mittel.
    Sie teilten sich den Riegel. Larsson kaute seinen Teil nicht, sondern ließ ihn im Mund zergehen und den Rachen hinunterfließen. Carver sah ihn dabei genauer an, untersuchte vor allem die untere Gesichtshälfte, die dem Wind ausgesetzt gewesen war, auf weiße, wächserne Flecke, ein Zeichen für Erfrierungen.
    »Nichts zu sehen«, sagte er. »Aber es können trotzdem erste Erfrierungen da sein. Spürst du kribbelnde, juckende Stellen?«
    »Nee«, antwortete Larsson und schüttelte den Kopf. Das war nicht gerade eine spritzige Erwiderung, aber wenigstens redete er wieder.
    »Ich mache dir etwas zu essen«, sagte Carver, wandte sich ab, um etwas Reis zu kochen und das gefriergetrocknete Rindfleischcurry mit heißem Wasser anzurühren.
    Bis sie gegessen hatten, war es dunkel geworden. Auch Carver kroch in seinen Schlafsack. Während der nächsten Stunden bereitete er noch mehr zu trinken zu. Larsson schien sich besser zu fühlen. Das Zittern ließ ein wenig nach, und als er schließlich einschlief, atmete er flach, aber gleichmäßig. Carver wusste jedoch, dass nur die drängendste Gefahr überstanden war, die grundsätzliche Bedrohung aber blieb. Wenn Larsson nicht ins Tal geschafft wurde und keine medizinische Behandlung erhielt, hatte er nur noch ein paar Stunden zu leben.

48
    Mit liebevollem Lächeln las Kady Jones eine ihrer E-Mails. Vor ein paar Tagen hatten zwei ihrer liebsten Freunde, Henry Wong und Mae Lee, in Los Alamos geheiratet. Sie waren in den Flitterwochen nach Rom gereist und hatten ihr als Technikfreaks keine Ansichtskarte mit der Schneckenpost geschickt, sondern ein Internetcafé gefunden. Mae schrieb im Plauderton lauter persönliche Einzelheiten, wie eine enge Freundin eben. Henry hatte sich auf ein paar Zeilen beschränkt, in denen er versicherte, dass Rom echt klasse sei, und schickte dafür einen Haufen digitaler Schnappschüsse mit Bildunterschriften mit.
    Sein Lieblingsfoto zeigte Mae in einem Park auf dem Aventin mit einer Aussicht über den Tiber auf die Kuppel des Petersdoms. Sie sah großartig aus und hatte ein so glückstrahlendes Gesicht, dass es das ganze Foto aufhellte.
    »Mann, bin ich ein glücklicher Kerl!«, hatte er darunter geschrieben.
    Kady betrachtete das Bild auf ihrem Laborcomputer, dessen Bildschirm wesentlich größer war und eine viel bessere Auflösung hatte als der in dem römischen Café. Darum sah sie, was Henry nicht aufgefallen war: Im Hintergrund unterhielten sich zwei Männer, und die Perspektive ließ sie wie zwei Zwerge aussehen, die aus Maes Armbeuge herauswuchsen. Aus reiner Neugier zoomte sie den Ausschnitt, um sich die beiden näher anzusehen.
    Dann schnappte sie nach Luft. »Heilige Scheiße!«
    Der rechte Mann war nur unscharf abgebildet, aber seinen Begleiter erkannte sie genau. Wenn diese beiden etwas anderes als eine oberflächliche Unterhaltung geführt hatten, dann bekam dieses harmlose Urlaubsfoto plötzlich eine ganz neue Bedeutung.
    Sie wählte eine Nummer in Washington. FBI-Agent Tom Mulvagh, der die Operation am Gull Lake beaufsichtigt hatte, war nach D. C. versetzt worden, damit er an der geheimen Suche nach den russischen Bomben mitarbeitete. Zwischen ihnen hatte sich eine gute kollegiale Beziehung entwickelt. Sie sagte ihm, dass eine E-Mail an ihn unterwegs sei, und wartete ein paar Sekunden.
    »Haben Sie das Foto auf dem Bildschirm?«
    »Ja, danke, auch wenn es eigentlich Männersache ist, E-Mail-Fotos mit heißen Bräuten herumzuschicken.«
    Kady konnte sich sein Grinsen vorstellen. Er alberte gern ein bisschen herum, wenn die Situation es erlaubte. Kady hatte kein Problem damit.
    »Sehr witzig, Tom. Diese heiße Braut ist Mae Wong, die schöne, sensible und hochintelligente Frau meines Kollegen Henry Wong. Und sie ist es nicht, die ich Ihnen zeigen will. Sehen Sie sich die beiden Kerle an …«
    »Was denn, die in der Armbeuge?«
    »Genau die. Erkennen Sie sie?«
    Es war still in der Leitung, während Mulvagh überlegte, dann: »Der rechte kommt mir bekannt vor.«
    »Das dachte ich auch«, pflichtete Kady ihm bei. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sein Bild in einer Zeitschrift gesehen habe. Er ist dieser Lieutenant General. Seine Sekretärin wurde in dem Park in D. C. erschossen.«
    »Vermulen«, sagte Mulvagh. »Richtig, ich erinnere mich. Aber wieso ist das für Sie oder mich von Bedeutung?«
    »Nun, nicht er hat meine Aufmerksamkeit erregt.

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