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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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gab sich nicht sonderlich begeistert. »Auf Wiedersehen, Mr Wynter. Wenn Sie nichts dagegen haben, spare ich mir mein Urteil auf, bis unser Geschäft erledigt ist.«
    »Tun Sie das, General. Und beste Grüße an Miss Morley …«

57
    Auf dem Weg nach Tourrettes-sur-Loup machte Carver einen Abstecher nach Cannes. Er gab die Blechkiste, die er gemietet hatte, am Flughafen ab und ging zu einer Autovermietung, die auf Luxuswagen spezialisiert war und die an diverse Stars und Produzenten und die Aktentaschenträger der Unterhaltungsindustrie lieferte, wenn sie zu Festivals und Preisverhandlungen in die Stadt strömten. Dort mietete er den von ihm bevorzugten Wagen, einen Audi S6. Er schätzte ihn, weil er so langweilig aussah wie ein Ford Mondeo, aber so schnell war wie ein Ferrari – auf vielen Straßen sogar schneller dank der guten Reifenhaftung durch den Allradantrieb: das perfekte Fluchtfahrzeug.
    Außerhalb der Stadt hielt er bei einem Géant-Supermarkt und kaufte sich eine Grundausstattung: ein paar Campingartikel und Wanderkleidung einschließlich Stiefel und Fernglas. Dann fuhr er in die Berge hinauf. Diese Gangster aus Georgien hatten sich bestimmt einen spektakulären Platz als Versteck in den Vorbergen der Seealpen ausgesucht, einer Landschaft mit schroffen Hängen, an denen spärliche Kiefern und Eichen standen, und atemberaubenden Schluchten, wo sich absurd malerische Dörfer an die Felswände schmiegten.
    Der kürzeste Weg zu dem Haus führte über die Hauptstraße zwischen Vence und Grasse und dann durch das Dorf Tourrettes weiter bergauf. Doch Carver nahm die landschaftlich schönere Route, die um den Puy de Tourrettes herum verlief, den zwölfhundert Meter hohen Berg, auf dem das Dorf und das Grundstück lagen. Irgendwann ging der Asphalt in Schotter über und schließlich in einen Weg, der auch mit Allradantrieb nicht zu bewältigen war. Er stellte den Audi ab, nahm den Rucksack auf den Rücken und startete seine Wanderung zu der Stelle, von wo aus man direkt auf das Haus blicken konnte, wobei er das letzte Stück auf dem Bauch kroch, bis er den idealen Beobachtungsplatz gefunden hatte.
    Unten konnte er die Leute sehen, die er bestehlen wollte. Der Wind trug ihre Stimmen zu ihm herauf, auch das Gebell ihrer Hunde. Sie hatten ihn nicht bemerkt.
    Carver nahm das Fernglas heraus. Jetzt brauchte er nur noch zu beobachten und zu warten.
    Und sich Gedanken zu machen, wie er Vermulens kostbares Dokument eigentlich an sich bringen wollte.

58
    »Mann, das ist ’n Anblick, wie?«
    Es war früher Morgen im East Side Park, und ein steter Strom von Joggern nahm den Weg von der 25 th Street zur South Street Seaport und umgekehrt unter der Williamsburg, Manhattan und Brooklyn Bridge hindurch am Fulton Fish Market vorbei. Das war New York City, und die Leute waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die drei Männer zu bemerken, die mit dem Rücken zum Geländer die Aussicht auf den Fluss ignorierten und den jungen Frauen hinterhersahen.
    »Da wünschte ich mir, ich wäre dreißig Jahre jünger«, meinte Waylon McCabe weiter, als eine scharfe Blondine vorbeijoggte, die ihre strammen Oberschenkel und die zarte Kehrseite unter schwarzen Leggings versteckte. »Mensch, zehn Jahre würden mir schon reichen.«
    Er wandte sich einem seiner Begleiter zu. Der hatte schütteres Haar und Muskelpakete, die in Fett übergingen. Er trug eine braune Lederjacke, aus der ein beginnender Bauch hervorsah. Er hieß Clinton Tulane und war militärischer Ausbilder gewesen, damals, als McCabe den westafrikanischen Guerillas Unterstützung hatte zukommen lassen. Tulane hatte ihm ausgeholfen, wie schon vielen anderen von Sarajewo bis El Salvador. Daher kannte er auch Dusan Darko, obwohl das nicht der Name war, unter dem der Mann im schwarzen Mantel mit den dünnen, fettigen Haaren in die Vereinigten Staaten eingereist war. Ein serbischer Warlord, der in der westlichen Welt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht wird, reist am besten inkognito.
    »Sie können uns jetzt allein lassen, Clint«, sagte McCabe. »Es war wirklich nett, dass Sie uns miteinander bekannt gemacht haben. Aber Mr Darko und ich müssen etwas Geschäftliches besprechen, und das ist quasi vertraulich.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Tulane. Auch wenn es ihn ärgerte, dass er davon ausgeschlossen war, so wurde er von dem Packen Hundert-Dollar-Scheine, der sich in seine Jackentasche schmiegte, mehr als entschädigt.
    McCabe wartete, bis Tulane außer

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