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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Hörweite war, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den anderen Mann. »So, Mr Darko, Clint meinte, Sie haben eine Menge Einfluss in Ihrem Land, stimmt das?«
    Darko zuckte die Achseln, wie um anzudeuten, dass er in der Tat einflussreich sei, aber zu bescheiden, um darüber zu reden.
    »Angenommen, ich wollte auf dem Luftweg in Ihr Land eindringen, einen Landeplatz aufsuchen, auftanken, ein Päckchen in Empfang nehmen und wieder verschwinden, ohne dass mich jemand belästigt, könnten Sie so etwas arrangieren?«
    »Natürlich, aber … zu einem gewissen Preis. Sie verstehen, es müssten Leute bezahlt werden. Aber möglich ist es auf jeden Fall.«
    »Aha, verstehe. Und Sie haben Leute unter Ihrem Kommando, die kämpfen können?«
    Darko straffte die Schultern. »Meine Männer haben sieben Jahre an meiner Seite gekämpft. Gegen Kroaten. Gegen Bosnier. Jetzt gegen den albanischen Abschaum. Diese Männer sind Löwen. Wie die Partisanen, die gegen die Nazis gekämpft haben. Sie sind unbesiegbar.«
    McCabe gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen. Von einem schmierigen Spaghettifresser mit Zigeunern in der Verwandtschaft brauchte er sich nicht erklären zu lassen, was Kämpfen hieß. »Na, großartig, Mr Darko. Dann will ich Ihnen mal erzählen, was mir vorschwebt …«

59
    Carver wusste nicht, wie die Blumen hießen, die an dem Hang wuchsen, aber er freute sich über den satten, würzigen Duft. Er beobachtete das Haus nun schon seit achtundvierzig Stunden. Währenddessen hatte er Wasser getrunken, Schokolade, Nüsse und Trockenfrüchte gegessen und in eine Butterbrottüte geschissen, die er dann im Boden vergraben hatte. Außerdem hatte er seinen Plan weiterentwickelt.
    Das Anwesen war so angelegt, dass die Wohnräume nach Süden gingen und man von dort eine weite Aussicht von den diesigen, graugrünen Hügeln der Provence bis zum glitzernden Wasser der Riviera hatte. Alles Praktische war verborgen und störte die Aussicht nicht. So verlief die Zufahrt zum Haus von Carvers Posten aus gesehen am rechten Rand des Grundstücks. An der Vordertür gab es eine kleine Auffahrt zum Aussteigen, aber die Parkplätze befanden sich an der Rückseite, wo die Wagen aus dem Blickfeld verbannt waren. Dort gab es keine Garage, aber eine dicker, siebensitziger Mitsubishi Shogun stand unter einem Plastikdach.
    An die rückwärtige Hauswand war ein Schuppen angebaut, in dem das Brennholz für den Kamin – nach dem Architektenplan die dominierende Attraktion des großen Wohnzimmers – gestapelt war. Ein Stück weiter, neben einer Tür, die in die Küche führte, lieferten zwei fast mannshohe rote 47-Kilo-Druckflaschen das Propangas für den Herd.
    Zwischen Haus und Grundstücksgrenze war noch einiges an Arbeit zu tun. Die niedrige Ziegelmauer, die den Parkplatz umgab, war noch nicht fertig, und überall lagen Bauschutt, Holz, leere Farbeimer herum, sogar ein Zementmischer stand da. Allerdings hatte jemand einen freien Platz geschaffen für die hohen Maschendrahtgitter, hinter denen die zwei Hunde eingesperrt waren, bis man sie am Abend ins Freie ließ.
    In dem Haus wohnten sechs Menschen: vier Männer und zwei Frauen. Das Wetter war warm, und gegen Mittag waren die Männer nach draußen gekommen, um den Tag mit Trinken und Rauchen zu verbringen und die Betthäschen am Pool zu begaffen, die dort versuchten, ihre künstliche Sonnenbräune in echte zu verwandeln. Carver hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, wer Baladze war. Sein Platzhirschverhalten, das kriecherische Benehmen seiner Geschlechtsgenossen und das grelle Gelächter der Frauen machten deutlich, wer hier das Alphamännchen war.
    Carver hatte sich die Zeit vertrieben, indem er sich Namen für die Leute ausdachte, die er bald angreifen würde. Er spielte mit Soap-Charakteren, historischen Gestalten, sogar mit Jesus und den Aposteln. Am Ende kam er bei den Beatles an. Baladzes Deckname war John, weil er der Bandleader gewesen war. Der Mann, der sein Stellvertreter zu sein schien, ein schmerbäuchiger Widerling mit schmutzig blonder Stirnlocke, wurde zu Paul. Ein jüngerer, dürrer Komplize mit langen dunklen Haaren war der natürliche Kandidat für George. Blieb also Ringo für das vierte Bandenmitglied. Er hatte übertriebene Muskeln, einen wütenden Gesichtsausdruck und die Hautfarbe einer Pizza Hut-Verpackung, ein Mann, der sich Steroide auf die Frühstücksflocken streut und zu viel Zeit mit seinen Hanteln verbringt. Der schwarze Pelz, der ihm auf den Schultern wuchs,

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