Samuel Carver 03 - Assassin
sah sie an, als g ä be es niemanden auf der Welt, der ihn gl ü cklicher machen k ö nnte als sie.
» Sicher «, sagte er. » Ich nehme R ü hrei und R ä ucherlachs, Toast, ein sch ö nes gro ß es Glas frischen Orangensaft und einen doppelten Espresso bitte.«
W ä hrend sie schrieb, fragte er: » Wie hei ß en Sie? «
Sie l ä chelte sch ü chtern. » Agnieszka.«
» Was f ü r ein h ü bscher Name. Woher kommen Sie, Agnieszka? «
» Aus Lodz, das ist in Polen.«
» Na, dann tun mir die Jungs in Lodz aber leid.«
Sie runzelte die Stirn, wusste nicht so recht, worauf er hinauswollte, und konnte sich die Frage nicht verkneifen. » Warum? «
» Weil sie jetzt auf deinen h ü bschen Anblick verzichten m ü ssen! Aber f ü r uns Londoner Jungs ist das eine gute Nachricht, meinen Sie nicht? «
Das war eine unglaublich l ä cherliche Anmache, aber das spielte keine Rolle. Tyzack hatte Charme, eine Gabe, die dumme Menschen immer als Zeichen von Warmherzigkeit deuten, wohingegen man, so wie er die Sache sah, einfach einen kaltbl ü tigen Riecher brauchte, um zu erkennen, was jemand wollte, und es ihm zu geben.
Agnieszka kicherte wie aufs Stichwort, warf ihm unter gesenkten Lidern einen scheuen Blick zu und ging schon ein bisschen beschwingter vom Tisch weg.
Nicht schlecht, dachte Tyzack, der ihrem Hintern in dem engen schwarzen Rock hinterhersah. Die w ü rde ganz sch ö n was einbringen, wenn sie t ä te, was man ihr sagte. Das w ü rde sie nat ü rlich tun, nachdem er sie ü berzeugt h ä tte. Das war immer der erfreuliche Teil der Sache: klarmachen, wer das Sagen hat. Tyzack ü berlegte, wie lange es dauern w ü rde, diesen blauen Augen das Strahlen auszutreiben. Durch Erfahrung konnte er die Auswirkungen von Zeit und Misshandlung fast mathematisch genau sch ä tzen. Seine Gedanken wanderten zur ü ck zu Lara Dashian. Als sie damals mit j ä mmerlichen Stolperschritten an seinen Tisch kam, hatte er sofort die notwendige Abgestumpftheit gesp ü rt, die von einer d ü nnen Schicht Angst und Verzweiflung ü berst ä ubt war wie ein Biskuit mit Puderzucker. Da sie ihn offenbar als das kleinere von zwei Ü beln betrachtet hatte, hatte sie sich sehr bem ü ht, ihm zu gefallen. Und er war versucht gewesen, sie zu ihrem Zuh ä lter zur ü ckzuschicken, nur um sich das Vergn ü gen ihres verzweifelten Anblicks zu g ö nnen. Doch unterm Strich fand er es spa ß iger, sie zu behalten. Als sie nach oben gingen, sah er, wie ihre Ä ngstlichkeit schwand, und ü berlegte einen Moment lang, ob er ihr Grund geben sollte, ihn zu f ü rchten.
Aber dann fiel ihm wieder ein, dass er die Rolle von Samuel Carver zu spielen hatte. Und dieser l ä cherliche kleine Mann h ä tte die Lage einer kindlichen Hure bestimmt nicht ausgenutzt. Er h ä tte sich entsprechend seiner provinziellen Vorstellung wie ein Gentleman verhalten. Und da war noch etwas. Als er sie auf das Bett warf, kam ihm pl ö tzlich der Gedanke, die dumme Schlampe k ö nnte sich sogar w ü nschen, von ihm gefickt zu werden. Ein Grund mehr, es nicht zu tun.
Tyzacks Telefon klingelte. Er sah die Nummer auf dem Display und seufzte ungehalten. » Ja, Foster, was gibt’s? «
» Wegen dem Container, Chef. Der ist vom Schiff gefallen.«
Tyzack schloss die Augen und atmete langsam durch die Nase ein, um den Druck loszuwerden, der sich auf seine Schl ä fen legte. Er atmete aus und fragte: » Was soll das hei ß en: vom Schiff gefallen? Sag mal, Foster, wie kann so ein Container vom Schiff fallen? «
» Na, bei Sturm. Die hatten Windst ä rke zehn in der Nordsee. Hat ein Dutzend von den d ä mlichen Dingern ins Wasser geblasen. Einer davon war unserer.«
» War das die Fracht von Hamburg? «
» Die Schlitzaugen, ja.«
Tyzack beugte sich nach vorn, hielt die Hand vor das Ger ä t und zischte: » Soll das hei ß en, dass siebzig von unseren kleinen gelben Freunden jetzt auf dem Grund der Nordsee sitzen? «
» Ungef ä hr die Gr öß enordnung, ja.«
» Da unten werden sie nicht viel einbringen, was? «
» N ö …«
» Und was willst du tun, um das zu ä ndern? Wenn ich demn ä chst zwei extrem w ü tende Bandenchefs am Hals habe, die mich fragen, wo die Feldarbeiter geblieben sind, was soll ich denen sagen? «
» Das k ö nnen wir vertuschen, Chef. Wir haben die Somalis unten in Plaistow, oder? Sind gut zwanzig. Diese Woche kommen von Bulgarien zwei Lkws, zwar mit Zigeunerpack, aber die k ö nnen wir zu den Farmen hinpr ü geln, weil’s auf den Baustellen kaum
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