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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Mary aus und wischte hektisch die Tränen weg, die ihr über die runden Wangen rollten. »Es ist so wunderbar, Sie wiederzusehen. Lassen Sie sich ansehen.« Sie trat zurück und unterzog Zalika einer tränenreichen Musterung. »Ach, Sie sind ja so hübsch geworden. Aber so dünn. Und Sie haben so dunkle Ringe unter den Augen. Und was ist das?« Sie zeigte auf die Kratzer und blauen Flecke an Zalikas Oberarm, den die Nylongurte der Krankentrage hinterlassen hatten. »Haben diese Schakale Sie misshandelt?«
    Zalika blickte schläfrig zu den bewaffneten Männern, die im Halbkreis hinter ihr im Flur des alten Familienbesitzes standen. »Tut mir leid wegen meiner neuen Freunde«, sagte sie. »Ich werde sie einfach nicht los.«
    Sie versuchte über ihren Scherz zu lächeln. Aber sie fühlte sich noch benommen von dem Stress und dem Zeug, das man ihr gespritzt hatte.
    »Pah!«, rief Mary aus und bedachte die Männer mit einem vernichtenden Blick. »Kümmern Sie sich nicht um die. Ich habe in Ihrem alten Zimmer das Bett für Sie gemacht. Ich fürchte, es sieht nicht mehr aus wie früher. Unsere First Lady, Mrs. Gushungo, hat darauf bestanden, es umzugestalten. Aber wenn Sie die Augen schließen, können Sie sich vorstellen, es wäre noch dasselbe mitsamt den Tennispokalen und Reitpreisen an der Wand und den Bildern mit den Popstars –«
    »Genug jetzt!«
    Mabeki schnitt ihr zischend das Wort ab. Die genuschelte Aussprache tat seiner Autorität keinen Abbruch. Mary verstummte augenblicklich, und im Zimmer wurde es kälter, als Mabeki an seinen Männern vorbei auf Zalika zuging.
    »Ich muss zurück nach Sindele«, teilte er mit. »Ich muss eine Regierung auf die Beine stellen. Ein Haufen unfähiger, feiger Blödmänner wird mich anbetteln, Präsident werden zu dürfen. Sie werden alle ihre Zeit verschwenden. Ich habe meine Wahl längst getroffen, und sobald er ernannt ist, werde ich ihm sagen, was er bei seiner ersten Pressekonferenz morgen sagen soll. Und du, meine Liebe, wirst von meinen besten Leuten bewacht. Sie tragen alle Waffen und werden nicht zögern, sie zu gebrauchen.«
    Er beugte sich zu ihrem Gesicht herab, bis sein Narbengewebe ihre weiche Haut streifte, und nuschelte ihr leise ins Ohr: »Sei versichert, dass ich zurückkomme, Zalika ... mein Liebling. Ich habe zehn Jahre auf diesen Moment gewartet und mir ausgemalt, was ich mit dir machen werde, jedes Detail geplant. Das soll eine ganz besondere Nacht für dich werden. Also sei bereit.«

81
    »Soll ich Ihnen verraten, was das Gute an meinem Job ist? Keinen stört es, wenn ich bewaffnet zur Arbeit komme!«
    Sonny Parkes brüllte vor Lachen über seinen Witz, die vier Männer, die er zu ihrem Einsatz mitgenommen hatte, kicherten pflichtschuldigst, und Carver brachte ein Grinsen zustande. Diese abgedroschene Phrase hatte Parkes eindeutig schon öfter verlauten lassen, aber Carver hatte nicht vor, sich zu beschweren. Vor allem da er in der Kabine der propellergetriebenen DeHavilland Twin Otter saß, die ihn mit gut dreihundert Stundenkilometern über den südafrikanischen Busch nach Buweku brachte.
    »Was haben Sie ihnen gesagt?«, fragte Carver.
    »Die Wahrheit, zumindest annähernd. Dass ich Mr. Klerks Mördern auf der Spur bin und nicht warten kann und dass ich die Sache unabhängig regeln muss. In unserer Organisation, Carver, hat das Wort unabhängig eine spezielle Bedeutung. Und wissen Sie, wer die geprägt hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie. Als Sie vor zehn Jahren nach Mosambik gingen und Miss Stratten zum ersten Mal –«
    »Ich hätte nie gedacht, dass es ein zweites Mal geben würde.«
    »Das möchte ich wetten. Jedenfalls war Mr. Klerk sehr beeindruckt. Er hatte begriffen, dass es in Afrika, so wie die Dinge nun mal liegen – Sie wissen schon, neunzig Prozent der Zeit totales Chaos –, keinen Zweck hat, sich auf staatliche Behörden zu verlassen, von wegen, dass sie einen schützen oder das Gesetz hochhalten. Man musste also unabhängig vorgehen.«
    »Und das tun Sie und Ihre Leute.«
    »So ist es.«
    »Dann setzen wir diese Praxis mal fort. Konnten Sie beschaffen, was ich brauche?«
    Parkes grinste. »Sie meinen, abgesehen von der Dusche und den Klamotten zum Wechseln? Mann, die waren dringend nötig. Sie haben gestunken wie ein totes Warzenschwein, als Sie aus dem Flugzeug stiegen!«
    »Abgesehen davon ...«
    »Ja, das meiste habe ich, und ich habe uns auch eine Tarngeschichte verschafft. Klerk hat – Verzeihung, hatte auch Firmen in Malemba. Die

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