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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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mit äußerster Vorsicht voranbewegte, ohne dass er Zweige knickte oder Blätter verdrehte. Und er war regelmäßig stehen geblieben, um zu horchen, ob ihnen jemand folgte. Sie hatten das Anwesen ausgekundschaftet, die Wachen gezählt und den Ablauf ihrer Aufgaben beobachtet. Sie waren zu acht: zwei im Haus, die vermutlich Miss Stratten bewachten, zwei auf Patrouille, die in entgegengesetzter Richtung gingen, vier, die sich jeweils ausruhten. Doch selbst diejenigen, die Karten spielten und Bier tranken, blieben wachsam.
    Weit weg hörte Justus einen Löwen brüllen. Das war ein Laut, der nacktes Entsetzen auslöste, ganz gleich wie weit das Tier entfernt sein mochte. Augenblicklich hielten die Männer beim Spielen inne und spähten in die Dunkelheit, in die Richtung, aus der das Brüllen zu hören war. Als es in Knurren überging, stand einer der Männer auf und ging an den Rand der Terrasse, schaute langsam von einer Seite zur anderen und jagte Justus Angst ein, er könnte ihn entdeckt haben, obwohl er genau wusste, dass der Mann die Dunkelheit nicht so weit durchdringen konnte.
    Justus brauchte nur zu warten. Seine Aufgabe war sehr einfach. Sobald Carver mit Zalika aus dem Haus käme, war es seine Pflicht, in Deckung zu bleiben und zu schießen, um Verfolger abzuschrecken. Die Befehle, die Carver ihm gegeben hatte, waren sehr klar. Er sollte genau dort bleiben, wo er war. Wenn etwas schiefginge, sollte er sich in den Busch zurückziehen, zum Land Rover laufen und mit Vollgas zur Grenze fahren, die gerade mal sechzehn Kilometer weit weg war. Unter keinen Umständen sollte er sein Leben riskieren, um Carvers zu retten.
    Justus dachte über den letzten Punkt nach. Er war durch und durch ein Mann, der seinem Offizier gehorchte. Er hatte auch einen sehr guten Grund, die Nacht heil zu überstehen. Doch er ahnte, dass er, wenn’s drauf ankäme, ausnahmsweise einen Befehl missachten würde.
    Aber wo blieb Carver? Justus sah und hörte nichts von ihm. Irgendwo da draußen war er und schlich sich wie ein tödlicher Geist mit seinem scharfen schwarzen Messer an die patrouillierenden Wachen an.

90
    Carver hatte bereits einmal zugeschlagen. Der erste Wächter war eliminiert, und Carver hatte ihn neben dem Pfad, den er entlangschlich, im Gebüsch versteckt. Carver war ein Stück weiter geschlichen, hatte sich dann ebenfalls im Gebüsch verborgen und wartete auf den zweiten Wächter.
    Es war ein junger Soldat, kaum älter als Canaan Iluko, und legte die nervöse Tapferkeit des einfachen Soldaten an den Tag, der gezwungen ist, allein im Dunkeln Patrouille zu gehen. Fast war es zu einfach. Carver ließ ihn an sich vorbeigehen, trat auf den Pfad und näherte sich von hinten, hielt ihm mit der linken Hand den Mund zu, zog den Kopf in den Nacken und zog die Klinge mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung durch den ungeschützten Hals, sodass er die Luftröhre durchtrennte. Dann sank ihm der Mann schlaff in die Arme wie nach einem erschöpfenden Liebesakt.
    Langsam, mit äußerster Behutsamkeit senkte Carver ihn auf den Boden. Dann verschwand er von dem Pfad und robbte auf dem Bauch zu seiner nächsten Position. Dort angekommen, zog er den M4-Karabiner vom Rücken und suchte sich eine bequeme Schussposition. Er stellte sich vor, er sei wieder auf dem Schießstand in Campden Hall und wartete auf die Tonscheiben. Er dachte an die Sequenz der Schüsse, die er abfeuern, wie er den Lauf von einem Ziel zum nächsten schwenken würde. Er zwang sich zur Ruhe, ließ die Anspannung aus Nacken und Schultern weichen. Dann machte er sich an die Arbeit.
    Von Justus’ Beobachtungsposten aus hatte das folgende Geschehen eine unheimliche Ruhe an sich, hatte sogar etwas Unwirkliches, sodass er sich einen Moment lang fragte, ob er unbemerkt in einen seiner Träume abgeglitten war. Es gab vier leise, aber eindeutige Knallgeräusche, die mit nicht mal einer Sekunde Abstand aufeinander folgten. Dabei legte sich ein Zauber über die Kartenspieler. Der Mann, der eben noch so konzentriert in die Dunkelheit gespäht hatte, fiel um, ohne einen Laut der Verblüffung oder ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich zu geben. Ein Kartenspieler prallte plötzlich zurück und blieb mit dem Kopf auf der Sofakante liegen, zwischen den Augen ein hellroter Fleck. Der Mann, der neben ihm saß, wurde zur Seite geworfen, als ihm die Kugel in die Schläfe drang. Der Dritte sank nach vorn über den Tisch, das Bierglas in der Hand. Als sein Kopf die Tischplatte berührte,

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