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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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und Sie rausmüssen, gehen Sie ans Mikro und sagen Sie Flattie. Flüstern, schreien, jodeln Sie’s, spielt keine Rolle, wir sind sofort unterwegs. Aber bedenken Sie, dass wir auf der anderen Seite des Flusses stehen. Wir brauchen acht Minuten bis zu der Stelle, und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass acht Minuten unter Beschuss eine verdammt lange Zeit sind. Also rechnen Sie die ein, bevor Sie uns rufen, klar? Gut, jetzt müssen wir hier raus, bevor wir gegen den Staudamm klatschen wie eine Fliege an die Windschutzscheibe.«
    Kaum war der Satz ausgesprochen, zog der Hubschrauber hoch und sauste an der Felswand hinauf, bis der dichte, grüne Teppich auf ihrem Gipfel in Sicht kam. Dann hatten sie die Schlucht hinter sich, und eine Sekunde lang sah Carver die mächtige Betonmauer, die mit einhunderteinundsiebzig Metern Höhe den Sambesi staute und einen See von zweihundertfünfzig Kilometern Länge schuf. Der Pilot schwenkte nach links über eine Hügellandschaft ab und hielt sich so dicht über den Bäumen wie vorher über dem Wasser, bevor er hinunterging und den Hubschrauber in der Mitte einer kleinen Lichtung landete, so gekonnt, wie ein geübter Großstadtfahrer seinen Wagen in einer winzigen Lücke parkt.
    »Raus mit Ihnen!«, rief Morrison, als die Kufen den Boden berührten.
    Carver sprang ab, in der Hand die Heckler & Koch MP5, die er verlangt hatte. Eine Tasche mit Ausrüstung wurde hinter ihm hinausgeworfen.
    Morrison zeigte ihm zwei aufgerichtete Daumen, dann hob der Hubschrauber ab und flog über die Bäume davon.
    »Mr. Carver!«
    Carver drehte sich um und sah einen großen Afrikaner in verwaschenen blauen Hosen und weitem, kurzärmligem weißen Hemd, der ihn heranwinkte.
    »Ich heiße Justus Iluko, aber jeder nennt mich Justus«, sagte er, sobald Carver bei ihm war. »Kommen Sie bitte mit. Ich arbeite für Captain Morrison. Im Befreiungskrieg habe ich mit ihm gekämpft«, fügte er erklärend hinzu.
    »Auf derselben Seite?«, fragte Carver.
    Justus lachte. »Oh ja! Die Soldaten in unserer Kompanie waren alle schwarz, nur die Offiziere und Unteroffiziere waren Weiße. Einige von denen ... pah!« Er schüttelte wegwerfend den Kopf. »Aber Captain Morrison war anständig zu uns. Er hat von keinem was verlangt, wozu er nicht selbst bereit war. Wir haben ihm vertraut und sind ihm gefolgt, verstehen Sie?«
    Carver nickte.
    »Mr. Klerk auch«, sagte Justus. »Er war ein mächtiger Krieger. Wenn er kämpfte, war er unbesiegbar!«
    Carver folgte Justus durch die Bäume zu einer Schotterstraße, wo ein alter VW-Bus parkte. Er stieg auf den Beifahrersitz, Justus setzte sich hinters Steuer und fuhr los.
    »Ich kannte Miss Zalika als ganz kleines Mädchen. Als der Krieg zu Ende war, hat mir Mr. Klerk eine Stelle als Wildhüter im Stratten-Reservat besorgt. Das war bevor er seine Firma gründete. Ich bin bloß drei Jahre da geblieben, aber ich erinnere mich, wie Miss Zalika geboren wurde. Wir bekamen alle einen Tag frei und jede Menge Bier!« Justus lachte bei der Erinnerung. »Manchmal nahm Mrs. Stratten ihre Kinder zu einem Picknick mit, und einer von uns fuhr sie ins Reservat und passte auf sie auf, falls mal ein Löwe oder ein anderes gefährliches Tier käme. Aber es kam nie eins. Das waren schöne Zeiten. Kein Krieg mehr, und alle sahen voller Hoffnung in die Zukunft ...«
    Der Satz blieb in der Luft hängen, und eine Weile hörten sie den Fahrgeräuschen des VW zu, der über die Schlaglochpiste schlingerte. Justus blickte sich um, dann nickte er, als ein bekanntes Merkmal der Umgebung in Sicht kam. »Noch eine halbe Stunde, dann sind wir in Chitongo.«
    »Hat Morrison Ihnen das Vorgehen im Einzelnen erklärt?«, fragte Carver.
    »Klar. Der Captain ist ein sehr gründlicher Mann. Er hat uns eingetrichtert, wie wichtig eine anständige Vorbereitung ist. Er überlässt nichts dem Zufall.«
    Fünf Minuten eingehenden Nachfragens zeigten, dass Justus recht hatte. Morrison hatte sicher seine Probleme, gelinde gesprochen, aber noch immer die organisatorischen Fähigkeiten, durch die er zum Kompaniechef geworden war und derentwegen ihm seine Männer zugetraut hatten, dass er sie in einen Kampf hinein und auch wieder hinausführte. Und Justus war augenscheinlich der verlässliche, besonnene Kämpfer, der jedem Offizier das Leben leichter macht. Der bevorstehende Einsatz war darum nicht weniger schwierig, aber wenigstens erhöhte das ein wenig die Erfolgschancen.
    Nachdem Carver sich vergewissert hatte, dass er in

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