Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
und Löchern hatte.
    »Tut mir leid, wenn mein fahrbarer Untersatz für Ihren Geschmack ein bisschen ramponiert ist«, bemerkte Morrison, schob sich hinters Steuer und lehnte sich hinüber zur Beifahrertür, um sie aufzustoßen. »Hat hier keinen Zweck, sich ’ne schicke Karre anzuschaffen, Boet . Die Munts schlachten den bis aufs Gerippe aus, und wenn so einer da draußen im Busch liegen bleibt, findet sich kein Arsch, der ihn reparieren kann. Aber diese alte Rostlaube flicken? Das kann jeder Pavian lernen.«
    Nach ein paar Fehlversuchen kam der Motor hustend in Gang wie ein alter Mann nach seinem Mittagsschläfchen, und so fuhren sie vom Flugplatz weg in die Stadt.
    »So«, sagte Morrison, sobald sie auf der Landstraße waren. »Sie kommen also das Mädchen befreien, he?«
    Carver nickte. »Das habe ich vor.«
    »Mit allen Mitteln.«
    »So ungefähr. Und Sie haben die nötigen Gerätschaften?«
    Morrison grinste. »Heckler und Koch warten schon auf uns, genau wie ihre Freunde, auseinandergenommen, geprüft, wieder zusammengesetzt und voll funktionsfähig.«
    »Das werde ich beurteilen.«
    »Genau. Überlass es keinem anderen, deine Waffe zu prüfen. Hab gehört, Sie waren ein Royal Marine, he?«
    »Ja.«
    »Schütze Arsch oder SBS?«
    »Darüber spreche ich nicht.«
    Morrison lächelte gerissen. »Ja, SBS, das merke ich schon. Waren Sie im Einsatz, wenn ich fragen darf? Mit Feindkontakt?«
    »Ja, mit Feindkontakt.«
    »Gut. Denn eins kann ich Ihnen sagen: Ich will mich nicht mit einem affektierten, selbst ernannten Experten im Anzug rumärgern, der vom Kämpfen keine Ahnung hat. ›Konfliktlösung‹ nennen die das, ›Vergleich aushandeln‹. So ein Quatsch, Mann! Die sitzen auf ihren fetten Hintern in der Bar vom Sambesi Hotel, machen ein paar blöde Anrufe bei Mabeki, diesem hinterhältigen, undankbaren schwarzen Scheißkerl, während die arme kleine Chibba Zalika Stratten vor Angst wahnsinnig wird und sich fragt, wieso sie keiner holen kommt.«
    »Sie ist in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht mehr verlegt worden?«
    »Nö, ist noch in Chitongo. Das ist ein Kaff oben an der Cahora-Bassa-Talsperre, eins von diesen Hinterlanddreckslöchern. Ich würde sie selbst rausholen. Habe zu meiner Zeit schon reichlich von denen abgeknallt. Über hundert, wenn nicht mehr. Rebellen, ihre Frauen, Kinder ... Mann, du siehst, dass sich im Elefantengras was bewegt, und da fragt man nicht lange, man leert das Magazin, bevor der andere Scheißer dich umpustet. Aber manchmal, tja, da hätte man lieber nicht schießen sollen ...«
    Morrisons Satz verebbte. Carver hätte schwören können, dass ihm die Tränen kamen. Doch dann räusperte sich Morrison und wischte sich über das gerötete Gesicht. »Gott«, flüsterte er zu sich selbst und fuhr dann fort: »Na, jedenfalls hab ich angeboten, das zu übernehmen, aber der Boss meinte: Nein, Flattie, wir brauchen einen Mann, der sauberer vorgeht als du. Rein, raus, keine Schweinerei, das ist der Plan.«
    Carver fragte sich, was für ein Junge Morrison gewesen war, bevor ihm jemand ein paar Sterne auf die Schulter klebte, ihm ein Gewehr in die Hand drückte und in den Busch schickte, um alles zu vernichten, was er vorfand, sich selbst eingeschlossen. Der Mann hatte sich ja kaum unter Kontrolle. Aber Carver wollte nicht den Richter spielen. Auch ihn verfolgten die Geister seiner Toten, besuchten ihn in Träumen, nach denen er schweißgebadet aufwachte und an sich halten musste, um nicht zu schreien. Jeder, der wirklich im Krieg gewesen war, litt unter den Erfahrungen. Wer etwas anderes behauptete, log.
    »Wie kommt’s, dass Sie für Klerk arbeiten?«, fragte er. »Sie scheinen mir kein Firmentyp zu sein.«
    Morrison brach in Gekicher aus, das schließlich in Schnaufen und Husten überging. »Sie meinen: Wieso lässt sich ein Mann wie der mit einem verrückten alten Bastard wie mir ein, he? Na, das kann ich Ihnen sagen: Ich war früher sein Kompaniechef. Klerk war damals nur Corporal. Nach dem Krieg ... na, sagen wir, unser Leben nahm einen unterschiedlichen Kurs. Aber wir waren Kameraden. Wir haben Seite an Seite gekämpft. Das vergisst man nicht.«
    Sie fuhren eine breite Palmenallee entlang. Der Asphalt war unter der dicken Staubschicht kaum zu sehen. Rotbraun war sie, als hätte sie all das Blut aufgesogen, das hier geflossen war.
    »Wir konnten Sie nicht im Sambesi einquartieren. Schließlich soll sich unter den ganzen Nichtsnutzen nicht rumsprechen, was hier laufen soll«,

Weitere Kostenlose Bücher