Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
noch das Oberlichtfenster gewesen war. Während er genau auf die scharf gezackten Kanten des aufgerissenen Eisenrahmens achtgab, ließ er sich lautlos in den schwebenden Betonstaub hinunter.
    Justus hörte ihn nicht kommen. Er sah bloß einen Gewehrlauf, der sich aus dem Staub in den Duschraum schob, gefolgt von dem Arm eines Mannes. Auf der Basis reinen Kämpferinstinkts, ohne einen bewussten Gedanken, zerrte und wand er seine Schrotflinte unter Zalika hervor, hob sie mit einer Hand und drückte ab.
    Die massierte Schrotgarbe einer Patrone Kaliber 12 riss Silent Death die linke Hand ab, und mit ihr flog das AK-47. Mit seiner Lautlosigkeit war es vorbei. Er schrie vor Schmerzen. Allerdings war der schrille Schrei für Justus’ betäubte Ohren nur ein fernes Geräusch.
    Justus kam vom Boden hoch, ließ eine weitere Patrone in die Kammer seiner Waffe schnellen und trat an den Ausgang der Duschkabine. Durch den langsam dünner werdenden Staubvorhang konnte er Silent Death erkennen, der vornübergebeugt dastand und sich den Unterarm hielt, aus dem in kurzen Intervallen das Blut pumpte.
    Mit einem zweiten Schuss erlöste Justus ihn aus seinem Elend. Die Kugel traf ihn in die Brust und schleuderte ihn gegen die Wand.
    Von draußen war eine Explosion zu hören, gefolgt von einem wütenden Schusswechsel.
    Justus hastete zu Zalika zurück, die sich langsam vom Boden hochstemmte. Er sah sie die Augen aufreißen, als ihr Blick auf die abgerissene Hand fiel, die noch die Waffe umklammerte. Er ging in die Hocke und sah ihr in die Augen.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte er.
    Zalika schüttelte den Kopf.
    »Gut.«
    Er half ihr aufzustehen und ging mit ihr in den zerstörten Umkleideraum. Im fahlen Mondschein gab es keine Farben, nur die geisterhafte Welt aus Schwarz und Grau. Zalika schlug sich die Hand vor den Mund, als sie den Toten sah: der schlaff zur Seite hängende Kopf, die blicklos starrenden Augen, das dunkel klaffende Loch in seinem Brustkorb.
    Sie gelangten zur Tür und erwarteten Carver auf der Veranda zu sehen, der auf sie wartete.
    Es war niemand da.
    Irgendwo draußen schrie ein Mann. Nicht weit entfernt spuckte eine Rauchgranate roten Qualm über das Spielfeld. Das Knattern des Hubschraubers wurde mit jeder Sekunde lauter.
    Doch Samuel Carver war verschwunden.

22
    Sekunden nachdem Killaman Silent Death mit seinem Auftrag losgeschickt hatte, arrangierte er für Carver eine Ablenkung, damit der sich nicht damit befassen konnte, was hinter ihm in der Hütte passierte. Er befahl einem Mann, Carver direkt vor die Mündung zu laufen. Seine Befehle waren klar: Renn wie der Teufel, bis du auf gleicher Höhe mit der Veranda bist, wirf dich auf den Boden und schieß auf den Mann in der Tür, auf den du bis dahin freie Schusslinie hast.
    Der Mann rannte los.
    Carver zielte wie beim Tontaubenschießen und traf, bevor der Mann sich hinwerfen konnte.
    Ein zweiter begann den Spießrutenlauf.
    Er warf sich nach vorn wie ein Rugbyspieler, der zur finalen Linie hechtet, als Carvers Schuss ihn in die Seite traf und in die Gedärme eindrang. Er lag am Boden, schrie vor Schmerzen und weinte nach seiner Mutter.
    Es kamen noch mehr Läufer.
    Durch die Schreie des Verwundeten hörte Carver Morrisons Stimme im Ohr: »Wir haben Probleme. Erstens laufen Sie ernsthaft Gefahr überflügelt zu werden.«
    »Hab’s bemerkt.«
    »Zweitens liegt da ein Mann am Boden hinter der ersten Linie, der eine RPG hat. Wenn er uns trifft, sind wir geliefert.«
    »Können Sie ihn zuerst erwischen?«
    »Zu riskant. Das müssen Sie erledigen.«
    »Wo liegt der Kerl?«
    »Im Kreis der Mittellinie.«
    »Und wo sind Sie?«
    »Halte Position auf sechshundert Meter.«
    »Dann kommen Sie rein.«
    »Auf keinen Fall, Mann.«
    »Tun Sie’s einfach, sofort. Das ist ein Befehl.«
    Falls Morrison darauf etwas erwiderte, so hörte Carver es nicht. Hinter ihm explodierte eine Handgranate in der Hütte. Was zum Teufel ging da vor?
    Jetzt war nicht der Augenblick, sich diese Frage zu beantworten. Der Hubschrauber kam mit fünfzig Metern pro Sekunde herein. Jeder, der wusste, wie man eine RPG bedient, würde warten, bis die Maschine auf ein- bis zweihundert Meter herangekommen war. Dann war sie unmöglich zu verfehlen. Das gab Carver maximal zehn Sekunden, vielleicht weniger. Die Rettung des Hubschraubers war seine vordringlichste Aufgabe. Und das hieß: nicht ablenken lassen.
    Er nahm die Rauchgranate aus der Tasche, zog den Stift ab und schleuderte sie ungezielt aufs

Weitere Kostenlose Bücher