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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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persönlich beaufsichtigen. Während dieser Abwicklung wird er das ehemalige Gutshaus der Strattens als Hauptbüro benutzen.« Auf Nachfrage versicherte der Regierungssprecher den Journalisten, dass seine Belegung des wohl schönsten Privathauses in Malemba eine rein vorübergehende Angelegenheit sei. Zu gegebener Zeit werde es ebenfalls dem Nutzen des Volkes von Malemba überstellt.
    Während Carver zu Wendell Klerk chauffiert wurde, damit er ihm von Zalikas Befreiung berichtete, dachte er an Justus Iluko. Sie hatten sich am Flugplatz von Tete verabschiedet.
    »Danke«, hatte Carver gesagt. »Sie wissen schon ...«
    Er hatte es nicht ausgesprochen. Sie wussten beide, dass Justus ihm das Leben gerettet hatte. Es war nicht nötig, eine große Sache daraus zu machen.
    »Kein Problem«, hatte Justus geantwortet.
    »Wir bleiben in Kontakt, ja?«
    »Sicher«, hatte der Malember geantwortet, während sein Lächeln durchblicken ließ, dass er das für unwahrscheinlich hielt.
    Carver hatte ihm trotzdem eine Telefonnummer gegeben und von Justus die Adresse seiner Farm bekommen. In dem Moment war ihm das noch nicht wichtig erschienen, doch jetzt, wo er in der Limousine auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt war, wurde ihm klar, dass er dadurch die Möglichkeit hatte, seine Dankbarkeit zu beweisen.
    Sein erster Gedanke war, ihm hundert Riesen zu kabeln – ein Bruchteil seines Honorars. Doch es brauchte keine fünf Sekunden Überlegung, um zu erkennen, dass so viel Geld in einer kleinen ländlichen Gemeinde in Malemba mehr Probleme hervorrufen als lösen würde. Die Leute würden ihren plötzlich reich gewordenen Nachbarn mit einer gärenden Mischung aus Neid, Gier und Groll betrachten. Da wäre es weit besser, ihm zum Beispiel zehn vorab zu geben und dann ein diskretes Treuhandkonto für die Kinder einzurichten, um ihnen eine gute Ausbildung zu verschaffen. Justus wäre das sicherlich auch lieber: Die Kinder waren sein Ein und Alles. Carver nahm sich vor, seine Bank anzurufen, sowie er wieder in Genf war.
    Kurz nach Sonnenaufgang traf die Polizei in Chitongo ein und machte sich daran, das Gebäude zu untersuchen, wo die Entführer Zalika Stratten gefangen gehalten hatten, sowie das Lagerhaus und das Gelände des Fußballplatzes. Ein uniformierter Polizist ging zwischen vier Leichen umher, die er im Umkreis weniger Meter vorfand. Dabei fiel ihm eine minimale Bewegung ins Auge. Er ging in die Hocke, beugte sich über den Toten und hielt das Ohr an dessen Mund. Dann sprang er verblüfft auf und rief: »Doktor, Doktor! Hierher! Einer ist noch am Leben!«

2. TEIL
GEGENWART

25
    Beim zweiten Mal, als Wendell Klerk Carver zu sich bestellte, formulierte er es als Einladung: ein Wochenende in Campden Hall, seinem Landsitz in Suffolk, siebzig Meilen nördlich von London. »Es sind ein paar Leute hier. Ich denke, Sie werden auf Ihre Kosten kommen«, sagte er. »Wenn es einen besseren Koch oder einen besseren Weinkeller in einem Privathaus in England gibt, so habe ich sie jedenfalls noch nicht gesehen. Und ich habe einen Schießplatz, der seinesgleichen sucht.«
    Warum Klerk so erpicht war, ihn zu sehen, war nicht klar, hatte aber bestimmt nichts mit netter Gesellschaft und gutem Wein zu tun. Doch bei dem Auftrag in Mosambik hatte Carver für den Mann großen Respekt entwickelt. In dieser Branche wimmelte es nur so von hinterhältigen Scheißkerlen. Aber Klerk war geradeheraus gewesen, hatte sein Wort gehalten und voll bezahlt, nachdem der Auftrag erledigt gewesen war. Das war nun zehn Jahre her. Es konnte nicht schaden, sich wenigstens anzuhören, was er zu sagen hatte.
    »Klingt gut«, meinte Carver.
    »Ausgezeichnet. Leben Sie noch in Genf? Ich schicke Ihnen ein Flugzeug, das Sie abholt.«
    Das Flugzeug landete wie angekündigt an einem Freitagnachmittag im Mai. Ein uniformierter Chauffeur in einem Bentley Arnage holte Carver am Flughafen ab und fuhr ihn nach Campden Hall. Unter einem Portikus mit ionischen Säulen, welcher die palladianische Fassade des Hauses beherrschte, öffnete ihm ein Butler die Tür. Als Carver in den marmorgefliesten Flur des Hauses trat, von dem eine breite Doppeltreppe nach oben führte, wartete dort eine bemerkenswerte Frau auf ihn.
    Auf klappernden schwarzen Lacklederabsätzen kam sie auf ihn zu und lächelte, als gäbe es absolut nichts auf der Welt, das sie mehr entzücken könnte, als Samuel Carver Hallo zu sagen. Ihr glänzendes kastanienbraunes Haar floss um ihre Schultern wie in einer Shampoowerbung.

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