Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
Fotografen angesetzt, die versuchten, an sie heranzukommen. Ein Journalist musste mit Gehirnerschütterung, Nasenbeinbruch und zwei gebrochenen Rippen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Präsidentengattin schlug höchstpersönlich nach einem Zeitungsmann, der ihr bei einer Shoppingtour gefolgt war, und zerkratzte ihm das Gesicht. Ihre eigenen Beschützer mussten sie von dem Mann wegzerren, und dabei stieß sie noch wüste Beschimpfungen aus. Dollond sorgte für eine friedliche, respektable, familienfreundliche Gemeinde. Solchen Ärger konnte er nicht gebrauchen.
    Und die Gushungos auch nicht, wie man so hörte. Als er und sein Hilfsprediger Tony Gibson aufgefordert wurden, das Präsidentenpaar in seinem Haus zu besuchen, gab es eine angenehme Überraschung. Henderson Gushungo meinte, er werde aufgrund seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit wohl nicht imstande sein, die Unbilden eines langen Kirchenbesuchs auf sich zu nehmen. Die Gemeindeglieder, die gebrechlicher waren als Gushungo und trotzdem jeden Sonntag zum Gottesdienst kamen, ließ Dollond unerwähnt und nickte nur rücksichtsvoll. Er verstünde das sehr gut, sagte er. So wurde vereinbart, dass Reverend Gibson sonntags nach der Kirche einen Hausgottesdienst im Wohnzimmer der Gushungos abhalten werde. Das sei nicht ungewöhnlich: Die Kommunion werde häufig in Kliniken, Pflegeheimen und Privathäusern gegeben, wenn jemand hinfällig sei oder im Sterben liege. Da sei eine weitere Station auf Gibsons wöchentlicher Runde kein Problem.
    Kurz nach neun an diesem speziellen Sonntag erhielt Simon Dollond jedoch einen Anruf von Faith Gushungos Privatsekretärin, die ihn informierte, dass die First Lady und der Präsident an einer Magenverstimmung litten und die Kommunion nicht empfangen könnten. Er drückte sein Mitgefühl aus, pflichtete der Anruferin bei, dass nur wenige Unpässlichkeiten so unangenehm seien, und versicherte, er werde Gibson Bescheid geben, um einer Störung vorzubeugen.
    »Ich hoffe, dass der Präsident und seine Gattin sich nächste Woche schon besser fühlen«, schloss er.
    »Oh ja, Sir, bestimmt werden sie gebessert haben«, bekräftigte Zalika in fehlerhaftem Englisch.
    »So ist es jedenfalls geplant«, murmelte Carver leise.
    »Jetzt bist du dran«, sagte sie, nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Gott segne dich, mein Kind«, erwiderte er.
    Carver war kein Anhänger ausgefeilter Verkleidungen. Er hatte ein Gesicht, das weder sehr ansprechend, noch einprägsam hässlich war. Seine Körpergröße lag ein wenig über dem Durchschnitt, aber nicht so sehr, dass er auffiel. Er hatte kaum Übergewicht, sodass seine Kinnkontur nicht durch überschüssiges Fett oder schlaffe Haut verwischt und seine Wangen nicht aufgedunsen waren. Seine Beschreibung traf auch auf Millionen anderer Männer in den Dreißigern oder Vierzigern zu. Das einzig auffällige Merkmal an ihm waren die grünen Augen, aber das ließ sich mit Kontaktlinsen leicht beheben. Die Kombination aus Härte, Kompetenz und Entschlossenheit, die seinem Charakter Stärke verlieh, tarnte er genauso leicht, indem er sie hinter seiner äußeren Persönlichkeit verbarg. Da lauerte sie wie ein Hai auf ausgelassene Strandtouristen.
    Er war mit einem kanadischen Pass nach Hongkong eingereist, der auf den Namen Bowen Erikson lautete, ein Alias, das er schon lange benutzte. Für den Auftrag selbst verwendete er jedoch einen anderen Namen: Roderick Wishart. Der schien ihm für die Rolle, die er spielte, besser zu passen.
    Er zog die graue Perücke auf, setzte die braunen Kontaktlinsen ein und die Hornbrille auf, zog den gebrauchten Anzug und ein schwarzes T-Shirt an und darüber ein Kleidungsstück, das er bei Vanpoulles gekauft hatte: einen taubengrauen Brustlatz mit schmalem, steifem Kragen. Dann steckte er sich Wisharts Brieftasche in die rechte Innentasche des Anzugs. Sie enthielt den Ausweis des Predigers und zwei seiner unscheinbaren Kreditkarten. Mit einer oberflächlichen Ermittlung würde sich nicht feststellen lassen, dass sie mit einer panamaischen Bank in Verbindung standen, bei der er Hunderttausende Dollar liegen hatte. Drei unbenutzte SIM-Karten waren im Futter der Brieftasche eingenäht. In die andere Innentasche steckte er ein kleines ledergebundenes Gebetbuch. Es war in der Mitte ausgehöhlt, um Platz für den Erikson-Pass und andere Kreditkarten zu schaffen. Carver verließ nie das Haus ohne die Mittel, schnell in jeden Teil der Welt zu gelangen.
    Vor sechs Tagen in Tunbridge

Weitere Kostenlose Bücher