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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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das gesamte Haus und Grundstück abdeckten. Die Aufnahmen der Überwachungskameras konnten auch vom Personal in der Einsatzzentrale der Firma verfolgt werden. Und nur für den Fall dass jemand auf das Grundstück gelangen sollte, gab es an der Rückseite des Wachhauses einen Zwinger mit drei Deutschen Schäferhunden, die auf Schnelligkeit, Stärke und Aggression ausgebildet waren. Sie konnten jederzeit freigelassen werden, ohne dass die Wachen ihren Posten verlassen mussten.
    Die Männer und Frauen im Fond der Limousine wussten das alles; sie kannten auch die Frist von maximal sechs Minuten, die zwischen dem ersten Alarm und dem Eintreffen der XPT-Leute vergehen würde. Bis dahin würden sie längst weg sein.
    Eine der hinteren Türen öffnete sich, und die Frau, die die Partyklamotten anbehalten hatte, stolperte auf das Pflaster. Sie war sehr hübsch, und ihr superkurzes, rückenfreies Halterneck-Kleidchen offerierte jeden Quadratzentimeter ihrer samthäutigen Figur. Kurz blieb sie stehen, um sich zu konzentrieren, dann stakste sie wippend auf das Wachhaus zu, wobei sie sich die goldbraunen, künstlich verlängerten Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und sich kichernd die Hand vor den Mund hielt.
    Für die beiden Wachen begann gerade die sechste Stunde der Schicht, in der rein gar nichts passiert war. Der Boss und seine Frau waren zu Hause geblieben. Niemand war zu Besuch gekommen. Fast niemand war vorbeigefahren. Die Langeweile war zum Verrücktwerden, und ihre innere Uhr sagte ihnen, dass sie eigentlich längst schlafen sollten. Als der Wachmann am Fenster die junge Frau sah, seufzte er, grinste aufgekratzt und winkte seinen Kumpel rüber, damit der seinen Augen auch etwas gönnte.
    Die junge Frau klopfte mit dem Finger an die Scheibe, lächelte verführerisch und sprach ihn an. Sie schien etwas fragen zu wollen. Vielleicht hatten ihre Freunde sich verfahren. Durch das dicke Glas war sie unmöglich zu verstehen.
    Der Wachmann hielt die Hand hinters Ohr und schüttelte den Kopf.
    Sie zuckte hilflos die Schultern, was sehr hübsch aussah.
    Dem Wachmann kam eine glänzende Idee. Er winkte sie zur anderen Seite des Häuschens, wo sich das Fenster öffnen ließ, damit das Wachpersonal mit Besuchern vor dem Tor sprechen konnte.
    Die junge Frau strahlte ihn an und nickte, dann ging sie zu dem anderen Fenster.
    Der Wachmann schob es hoch und beugte sich hinaus, um die Frau von oben bis unten sehen zu können. Es lohnte sich. Mit seinem charmantesten Lächeln fragte er: »Wie kann ich Ihnen helfen, Miss?«
    Sein Kumpel stand dicht hinter ihm und spähte ihm über seine Schulter, um möglichst wenig zu verpassen.
    Die junge Frau bedachte ihn mit einem verlegenen Lächeln. »Wir haben uns verfahren.« Sie kicherte.
    »Ah ...« Der Wachmann nickte, als er seine Vermutung bestätigt fand. »Wohin wollen Sie denn?«
    »Zur Coronation Road«, sagte sie. »Einen Moment, ich habe die Adresse in der Handtasche.«
    Sie hatte eine kleine, paillettenbesetzte Clutch bei sich. Sie öffnete sie, kramte darin herum und zog eine Walther TPH heraus, die nur 135 mm lang war und sechs Kugeln Kaliber.22 verschoss.
    Die junge Frau verbrauchte vier für jeweils zwei Kopfschüsse, zuerst für den vorderen Wachmann, dann für den hinteren. Vom ersten bis zum letzten Schuss vergingen knapp drei Sekunden.
    Der Eingang des Wachhauses lag an der Rückseite hinter dem Tor. Die junge Frau trat sich die Schuhe von den Füßen, schob den Toten vom Fenster weg und kletterte durch die Öffnung.
    Die 22er ist eine sehr ordentliche Munition. Durch das kleine Kaliber und besonders wenn sie aus einer so bescheidenen Waffe abgefeuert wird, fehlt ihr die Kraft, um einen menschlichen Schädel zu durchschlagen. Die Kugel dringt ein und prallt vom nächsten Knochen ab, sodass sie beträchtlichen Schaden im Gehirn verursacht, ohne Knochen und Hirnmasse herauszusprengen. Daher brauchte die Frau auf dem Weg zum Schaltpult nicht durch Blutlachen zu gehen. Nicht dass sie das abgehalten hätte. Sie hatte in ihrem Leben schon Schlimmeres gesehen.
    Sie schaltete die Alarmsysteme ab und öffnete das Tor. Die übrigen fünf Passagiere der Limousine stiegen aus, drückten die Wagentür sehr leise zu und schlüpften durch das Tor, das sich hinter ihnen wieder schloss. Der Stretch-Hummer rollte sanft an und fuhr weg. Auf der Straße war es wieder still. Still wie im Grab.

58
    Carver hatte mal einen Artikel in einer Illustrierten über Ike und Tina Turner gelesen. Die hatten

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