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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Regierungsgebäude aus der Kolonialzeit, Kaufhäuser, Banken mit Marmorhallen und Parks mit hügeligen Rasenflächen, schattigen Bäumen und Blumenrabatten.
    In diesen Tagen jedoch waren die Straßen praktisch leer, da es fast nirgends mehr Benzin und keine Ersatzteile für reparaturbedürftige Autos gab. Den Bürohochhäusern fehlte häufig der Strom oder das Wasser. Die Kaufhäuser waren leer, da es entweder keine Waren oder keine Kunden gab, und die Banken hatten in einer Wirtschaft mit bedeutungsloser Währung längst aufgehört zu arbeiten. Was die Parks anging, so waren die Rasenflächen verdorrt. Nur hier und da unterbrach ein wucherndes Kraut oder eine Getränkedose die Monotonie des sonnenverbrannten Bodens. Die Bäume waren alle gefällt worden, um Feuerholz zu gewinnen, und die braunen Rabatten waren von den einstigen Rasenflächen kaum zu unterscheiden.
    Major Rodney Madziko vom Elite-Aufklärungsbataillon der Malembischen Nationalarmee hatte keine Zeit, den Verfall der Stadtlandschaft zu betrachten oder zu beklagen. Er stand in der offenen Luke eines amphibischen Spähwagens, eines alten sowjetischen BRDM-1, der vor fast dreißig Jahren gebraucht von den Russen erworben worden war. Die Panzerung war mehr Rost als Metall, der Motor trieb es ruckend und schlingernd voran, und die spuckenden Auspuffrohre erzeugten einen schwarzen Rauchschleier. Aber das 7,62-mm-Maschinengewehr, das auf dem vorderen Besatzungsraum festgemacht war, verschoss scharfe Munition, wie auch die vier anderen Spähwagen, die durch die verlassene Innenstadt hinter Madzikos herfuhren.
    Es war Sonntagmorgen, halb sechs, genau die richtige Zeit, um die Stadt zu durchqueren, ohne beobachtet oder aufgehalten zu werden. Genau die richtige Zeit für einen Staatsstreich.
    Madzikos Instruktionen waren einfach: Auf das Signal hin zur Zentrale der malembischen Rundfunkanstalt fahren, das Gebäude sichern und halten, bis Patrick Tshonga um sieben Uhr eintraf, um den Tod Henderson Gushungos und seine eigene Machtübernahme im einzigen Fernseh- und allen vier Radiosendern des Landes bekannt zu geben. Seine Leute waren lange vor Sonnenaufgang bereit gewesen. Das Signal war gekommen, sodass jetzt, wo die aufgehende Sonne die Straßen in dunkle und blendend goldene Hälften teilte, das Aufklärungsbataillon unterwegs war.
    Madziko hatte einen feierlichen Eid vor Gott geschworen, den Staat Malemba aufrechtzuerhalten und gegen seine Feinde zu schützen, die äußeren und die inneren. Was ihn persönlich betraf, hielt er diesen Eid jetzt mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten fünfzehn Jahren seiner Offizierslaufbahn. Durch seine Erziehung war er von den grundlegenden Werten der Demokratie und der Meinungsfreiheit überzeugt. Er fand Unterdrückung nicht akzeptabler, nur weil ein schwarzer Mann sie ausübte. Darum war es für Rodney Madziko die größte Ehre, die man ihm gewähren konnte, dass er zur Vorhut derer gehörte, die in seinem Land wahre Freiheit einführten.
    Voraus sah er die Sendezentrale, die zu Kolonialzeiten nach dem Londoner Vorbild Malemban Broadcasting Corporation benannt worden war und seitdem so hieß. Es war ein gedrungener roter Ziegelbau im Stil der Dreißigerjahre, der einen großen Hof an drei Seiten umfasste. In der Mitte stand ein modernistischer weißer Springbrunnen, der seit langem trocken war. Die vierte Hofseite schloss ein hoher Metallzaun, der parallel zur Straße verlief, durchbrochen vom Haupteingang des Gebäudes. Neben einer niedrigeren Schranke stand ein Wachhäuschen. Es war nicht besetzt, auch in dem Gebäude selbst sah man kein Lebenszeichen. Schließlich war es Sonntag und noch früh. Zu dieser Stunde arbeiteten höchstens eine Hand voll Leute.
    Major Madziko hätte seinem Fahrer befehlen können, die Schranke zu durchbrechen, doch er wollte nicht wie ein gewalttätiger Tölpel agieren. Sie übernahmen hier eine Aufgabe im Interesse einer gerechten, gesetzestreuen Gesellschaft. Darum befahl er einem Mann, die Schranke zu heben, dann führte er seinen Spähwagentrupp in den Hof, wo ihre Motorengeräusche zwischen den schnörkellosen Ziegelfassaden hallten. Sie fuhren um das Brunnenbecken herum, drei zur einen, zwei zur anderen Seite, sodass Madzikos Wagen in der Mitte einer Fünferreihe zum Stehen kam, die dem Eingang zugewandt war. Er befahl den Fahrern, den Motor abzustellen, und sprang von seinem Wagen. Seine Leute stiegen nach und nach aus, bis nur die Maschinengewehrschützen hinter ihrer Waffe

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