Samuel Carver 04 - Collateral
Diamantenhändler bei sich, der Mabekis Steine begutachtete. Der Händler versicherte ihm in einem Hoklo-Dialekt, den auch die meisten Chinesen nicht verstanden, dass die Diamanten an die zwanzig Millionen US-Dollar wert seien. Freitagabend hatten Zheng und Mabeki sich per Handschlag auf sechs Millionen geeinigt, vorbehaltlich Lieferung und Annahme. Nun wurde das Geld direkt auf Mabekis Privatkonto auf den Kaimaninseln überwiesen. Alle waren zufrieden.
Mabeki entschuldigte sich und ging zu der Kabine, wo der nächste Teil der Abwicklung, auf die er sich mit Zheng geeinigt hatte, über die Bühne gehen sollte. Ein Arzt – wie alle Mitarbeiter Zhengs ein Hoklo, sodass auf sein Schweigen Verlass war – verabreichte Zalika eine starke Dosis Nitrazepam, von der sie bewusstlos wurde.
An der Küste Macaus wartete ein Krankenwagen mit zwei von Zhengs Leuten auf sie, die als Sanitäter verkleidet waren. Der Wagen nahm Mabeki und seine bewusstlose Begleiterin auf und brachte sie zum internationalen Flughafen, der auf die Privatflüge der High Roller eingestellt war, die ihr Geld in einem der achtundzwanzig Kasinos von Macau verspielten. Dort wartete ein Gulfstream G550, ein Geschäftsreiseflugzeug mit sehr großer Reichweite, an Bord medizinische Geräte, ein Arzt und eine Krankenschwester, um Mabeki und die komatöse Patientin zu einer Klinik bei Paris zu bringen. Niemand fragte, warum sie für ihre Behandlung so weit reisen müsse. Die Angestellten des Flughafens waren an die Marotten der Reichen seit langem gewöhnt.
Nach einer Stunde Flug änderte der Pilot den Kurs und steuerte den Flughafen von Sindele an.
Sie waren nur noch zweitausend Meilen von ihrem Ziel entfernt, als Zalika Stratten langsam zu sich kam. Sie blickte sich schläfrig in der Kabine um und fragte sich, wo sie war.
75
Pförtner Wu war unmissverständlich klargemacht worden, wo seine Pflichten lagen. Um halb elf am Sonntagvormittag, als der Lieferwagen an der Schranke vorfuhr, hatten ihm die beiden Männer darin glaubhaft versichert, dass sie wüssten, wo seine Frau und seine drei kleinen Kinder wohnten, und dass nicht nur sein Leben auf dem Spiel stehe. Wenn er also am Leben bleiben wolle, müsse er während der kommenden anderthalb Stunden wegschauen, sobald jemand die Wohnanlage verlasse oder betrete. Wenn die Polizei sich an ihn wende, solle er sich dumm stellen und behaupten, sich an keine Autos oder Leute erinnern zu können, die seinen Posten passiert hätten. Die beiden Männer hatten ihm auch zu verstehen gegeben, dass der Boss, für den sie arbeiteten, Kontakte bei der Polizei habe und sofort erfahre, falls Wu etwas ausplauderte. Dagegen werde seine Diskretion Anerkennung finden und seine Familie großzügig belohnt werden.
Wu hatte verstanden.
Kurz nach Mittag fuhr der erste Polizeiwagen vor. Die Beamten sagten zu Wu, sie kämen, weil Schüsse gemeldet worden seien. Wu beteuerte wahrheitsgemäß, er habe keine gehört. Einer der Polizisten zuckte die Achseln und sagte, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, denn die Frau, die die Schüsse gehört hatte, habe eine halbe Stunde lang gewartet, ehe sie die Polizei anrief, weil sie mit ihrem Mann gestritten habe, ob es überhaupt Schüsse gewesen seien.
Die Polizisten brauchten zehn Minuten, um festzustellen, dass der Knall vom Haus der Gushungos gekommen war, und noch einmal fünf, um zu entscheiden, dass sie sich gewaltsam in das Haus Zutritt verschaffen sollten. Zwanzig Sekunden darauf entdeckten sie die Leichen der Hausangestellten im Flur, dann die der Gushungos und ihrer vier Leibwächter im Wohnzimmer.
Sie meldeten den Fund der Zentrale. Der Chief Inspector, der gerade die Dienstschicht leitete, befand augenblicklich, dass er auf keinen Fall für eine Ermittlung zum gewaltsamen Tod eines Staatsoberhauptes auf Hongkonger Boden verantwortlich sein wollte. Er rief beim Polizeipräsidium an, wo ein Chief Superintendent sich sofort an die oberste Stelle wandte und den Commissioner störte, der gerade vor einem kniffligen Putt am vierten Loch des Ocean-Nine-Platzes stand, der dem Clearwater Bay Golf and Country Club gehörte.
Durch einen glücklichen Zufall war sein Spielpartner der Sicherheitsminister, ein Mitglied des Ministerrats, der den Regierungspräsidenten von Hongkong bei der Regierungsarbeit unterstützte. Die beiden Männer entschieden, dass alle verfügbaren Polizeikräfte eingesetzt werden sollten, um den Anschlag in den Hon Ka Mansions zu untersuchen. Sie waren sich
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