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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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wie es gewesen war, mit ihm zu schlafen, und das Gefühl war so intensiv, dass sie im Stillen fluchte. Als sie ihre Handtasche nahm und zur Tür ging, sagte sie sich noch einmal, dass sie das alles nicht für Carver tat. Sie tat das für sich. Jawohl, nur für sich.

28
    Whitehall
    Der Premierminister wollte etwas Spektakuläres, und sowie sich bis in die höchsten Stellen der Beamtenschaft herumsprach, dass es eine Konferenz geben würde, die massive Publicity und einen schönen Tag auswärts brächte, bestand das größte Problem für die bedrängten Staatsdiener im Cabinet Office in der Notwendigkeit, die Zahlen zu begrenzen. Bis zum frühen Abend stand die Planung. Betreuerstab, Pressereferenten und Medienvertreter sollten um sechs Uhr früh in Busse gepackt werden und zu einer märchenhaften Entdeckungsreise starten, deren Ziel aus Sicherheitsgründen vorher niemandem bekannt werden durfte. Diesen folgte eine Flottille von Ü-Wagen der Fernsehanstalten. Doch das bei weitem schnellste Mittel, um VIPs von London woandershin zu transportieren, war der Hubschrauber. Das bedeutete den Einsatz der 32 (Royal) Squadron von der RAF-Basis Northolt in Westlondon, die zwei von ihren drei AgustaWestland AW109E Power Elite verfügbar hatte, von denen jeder sechs Passagiere aufnehmen konnte. Folglich waren zwölf VIP-Plätze vorhanden … Und mindestens zehnmal so viele Leute, die absolut überzeugt waren, dass ihnen einer davon zustand.

29
    Cork Street, Mayfair, London, W1
    Alix schaute durch die Galerie, wo Schickeria und Kunstliebhaber dicht gedrängt zusammenstanden und die Kunst eines totalitären Staates feierten, der sie alle im Handumdrehen erschossen hätte. Es war jedes Jahr schwieriger, dachte sie, die Russen von den übrigen Leuten zu unterscheiden. Sie schwelgten möglichst gierig und schamlos in Konsum; Reichtum, der für sie eigentlich ein Novum war, wurde als selbstverständlich genommen. Sie fragte sich, wie viele von ihnen so wie sie zum KGB gehört hatten. Aller Wahrscheinlichkeit nach sehr viele, denn das Komitee für Staatssicherheit hatte die höheren Kreise im neuen kapitalistischen Russland ebenso fest im Griff wie im alten Sowjetsystem. Alix schob sich durch die Leute und die unsichtbare Wolke konkurrierender Parfüms und Rasierwässer, um Samuel Carver zu suchen.
    Dann sah sie ihn keine zehn Meter entfernt stehen. Er betrachtete das Bild einer jungen Frau in rot getupfter Bluse, die vor der Silhouette einer Fabrik stand und ein Gewehr in der rechten Faust reckte. Die Parole auf dem Plakat in fetten kyrillischen Buchstaben lautete: Arbeiterinnen, nehmt die Gewehre zur Hand! Carver las es schief lächelnd. Er würde sich von dieser jungen Frau wohl nicht allzu bedroht fühlen. Alix musterte ihren einstigen Geliebten von oben bis unten. Er war noch schlank und straff wie früher, doch die Falten im Gesicht waren ein bisschen tiefer, und an den Schläfen war ein Hauch von Grau zu sehen. Diese Anzeichen des Alterns machten ihn nur umso attraktiver, und sie verfluchte die Ungerechtigkeit, wenn sich die Zeit auf Männer und Frauenso unterschiedlich auswirkte. Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu, und er musste es gespürt haben, denn er drehte sich um und empfing sie mit einem breiten, jungenhaften Lächeln, bei dem ihr Herz einen Sprung machte. Verfluchter Kerl!
    »Soll ich für dich übersetzen?«, fragte sie und klang kühler, als es ihrem Empfinden entsprach.
    »Sicher, nur zu«, sagte er, den Blick auf sie geheftet.
    Sie tat, als betrachtete sie das Plakat mit größtem Interesse und nutzte die Zeit, um sich zusammenzureißen. »Also, da steht … Was tue ich hier?«
    »Die bedeutende Geschichte deines Landes würdigen.«
    »So bedeutend ist sie nicht.« Alix schaute über die anderen Plakate an den Wänden, auf denen häufig Lenin zu sehen war, immer einen Arm zu seinem Volk ausgestreckt, zu Soldaten, Arbeitern und edlen, stämmigen Kommunistinnen. »In diesem Raum ist alles eine Lüge.«
    Carvers heiterer Gesichtsausdruck verlor sich. »Alles?«
    Alix zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Sag du es mir. Was tue ich hier?«
    »Wie gesagt, etwas Berufliches.«
    »Ist das alles?«
    »Ja«, sagte Carver, was eine Lüge mehr war. »Ich brauche Informationen über eine Frau, die derzeit unter dem Namen Magda Sternberg agiert. Wir vermuten, dass sie früher anders hieß.«
    »Wer ist wir?«
    »Ich, Grantham … der MI6.«
    »Ha! Du arbeitest jetzt für Grantham?«
    »Sagen wir mal, wir helfen uns

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