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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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gegenseitig aus.«
    Alix fühlte sich schon ruhiger. Vielleicht ging es wirklich nur um etwas Berufliches. Vielleicht war das besser. »Ich verstehe«,sagte sie. »Also gut, diese Magda Sternberg … Der Name sagt mir nichts. Wieso sollte ich sie kennen?«
    »Weil ihr möglicherweise zusammen ausgebildet wurdet. Wir vermuten, dass sie früher Celina Nowak hieß.«
    Dieser Name! Sie musste ihre ganze Routiniertheit aufwenden, um sich den Schock nicht anmerken zu lassen. Sie fühlte sich in eine Zeit zurückversetzt, wo sie noch ein linkischer Teenager aus der Provinz war, ihre Augen gerade erst operiert worden waren und die Zähne in Klammern steckten, die ein makelloses Lächeln ermöglichen würden. Sie dachte an Celina Nowak, die verdorbene, boshafte Tochter hoher Funktionäre der polnischen Arbeiterpartei, die nach Russland geschickt worden war, um beim KGB ausgebildet zu werden. Sie erinnerte sich an die tiefe Verachtung, mit der Celina ihr begegnet war, und wurde plötzlich genau wie früher von dem Gefühl der Demütigung überwältigt. Es kostete sie einige Anstrengung, die Gewalt über ihre Stimme zu behalten, als sie fragte: »Hast du ein Foto?«
    Carver hielt ihr das Display seines Handys hin. Darauf war ein altes Schwarzweißfoto von einer jungen Frau in Uniform zu sehen, die schön, aber hart wie Stein war.
    Alix nickte.
    »Bist du ihr mal begegnet?«, fragte sie.
    Carver drehte den Kopf weg und blickte auf das Plakat. »Beruflich«, antwortete er, ohne Alix anzusehen.
    »Dann wirst du inzwischen wissen, dass sie gern das Leben der Leute zerstört, die in ihren Dunstkreis geraten.« Sie fragte sich, was Carver vor ihr verbarg.
    Jetzt wandte er sich ihr wieder zu. »Aber nicht deines.«
    »Ich hatte mächtige Beschützer. Ich hatte Glück.«
    Carver runzelte die Stirn. »Was ist denen passiert, die nicht so viel Glück hatten?«
    »Dasha Markowa zum Beispiel hat sich erhängt.«
    Alix konnte sich nicht dazu durchringen, mehr zu erzählen. Markowa hatte sich umgebracht, nachdem sie von einer Klassenbande, gegründet und angeführt von Celina Nowak, monatelang psychisch gequält worden war. Alix hatte auch zu der Bande gehört. Freudig erregt war sie gewesen, als Celina sie schließlich in den engsten Kreis aufnahm. Dabei war sie vorher ebenfalls monatelang gequält worden. Und, ja, sie war froh gewesen, dass dann jemand anders die Zielscheibe war. Ihre Scham darüber war allerdings mit der Zeit gewachsen.
    »Celina kann einen zu allem treiben«, sagte Alix kaum hörbar, sodass Carver sich anstrengen musste, sie bei dem Gesprächslärm in der Galerie zu verstehen.
    Dieser Satz schien ihn jedoch zu berühren, das sah sie ihm an.
    »Und was wurde aus ihr? Hat man sie rausgeworfen?«, fragte er.
    Alix lächelte verbittert. »Nein, sie machte ihren Abschluss mit Auszeichnung.«
    Carver tat, als öffnete er einen Briefumschlag. »Und der diesjährige Gewinner des Stalin-Preises für psychische Grausamkeit ist …«
    Alix musste gegen ihren Willen lachen.
    Carver sagte nichts, sondern schaute sie nur an.
    Was er dort wohl sah?, überlegte sie nervös und fragte: »Was ist?«
    »Dein Lächeln.«
    Wie er das sagte, verriet ihr, dass sich seine Gefühle für sie nicht geändert hatten. Aber vielleicht machte sie sich bloß etwas vor. Ihr Puls jedenfalls raste. Ihr Mund war trocken.
    »Ich brauche etwas zu trinken«, sagte sie.
    »Gern.«
    Carver trat auf einen Kellner zu, der mit vollen Champagnergläsern vorbeiging, nahm zwei vom Tablett und gab eines Alix.
    Als sie es entgegennahm, streifte er ihre Finger, und es war, als würde damit ein Stromkreis geschlossen. Sie schaffte es gerade eben, das Glas nicht fallen zu lassen.
    Sie sahen sich in die Augen und spürten die alte Verbindung.
    »Lass uns von hier verschwinden«, sagte Carver.
    »Ich habe noch keinen Schluck getrunken.«
    »Mach dir nichts draus. Das ist kein echter.«
    »Dabei möchte ich immer das Beste.«
    »Ich weiß.«
    Keine Minute später winkten sie ein Taxi heran.

30
    Carn Drum Farm
    Die Waffe war so einfach wie möglich konstruiert worden. »Je weniger Bauteile, desto weniger kann schiefgehen«, hatte Smethurst gesagt. »Die Leute wollen immer was Ausgefallenes, verstehst du? Egal, ob’s die Paddys sind oder das Pentagon, sie können nicht widerstehen und vermasseln es, weil es unnötige Komplikationen gibt.«
    Er hatte dafür gesorgt, dass es keine geben würde.
    An die großen Gasflaschen war unten eine Metallplatte angeschweißt worden, mit

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