Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
Schüler der Yagyu Ry ũ lachten. Auch Saburos zweiter Pfeil verfehlte das Ziel und landete auf dem Boden vor der Scheibe.
»Null Punkte für Niten Ichi.«
»Mach dir nichts draus, Saburo«, versuchte Jack seinen Freund zu trösten, der ein beschämtes Gesicht machte. »Der Affe kann es bestimmt auch nicht besser.«
Er behielt zum Glück Recht. Raiden konnte den Bogen nicht einmal richtig halten. Beide Pfeile flogen in einiger Entfernung am Ziel vorbei.
»Null Punkte für Yagyu.«
Jack war als Nächster dran. Er überprüfte seine Haltung sorgfältig, atmete bewusst ruhig ein und aus, legte den Bogen an und zielte. Dann schoss er. Der erste Pfeil traf den äußeren Ring der Zielscheibe. Seine Mitschüler johlten und klatschten.
Er versuchte, die Konzentration zu halten, und wartete, bis der Lärm wieder respektvollem Schweigen gewichen war.
Dann zielte er erneut und schoss.
Der Pfeil ging daneben.
Die Schüler von Niten Ichi stöhnten, die auf der anderen Seite des Gartens jubelten. Der Schiedsrichter gebot mit erhobenen Händen Einhalt.
»Ein Punkt für Niten Ichi.«
Jack kehrte zu seiner Gruppe zurück. »Tut mir leid«, sagte er.
»Du hast doch gut geschossen, wir haben noch eine Chance«, sagte Akiko. Ihre Stimme zitterte ein wenig. Die Chance war sie!
Yamato trat an die Linie. Er hatte eine gute Haltung und sein erster Pfeil traf die Scheibe ein gutes Stück neben der Mitte. Die Schüler von Yagyu sahen den Sieg in Reichweite und begannen Yamato anzufeuern. Doch beim zweiten Mal schoss Yamato zu schwungvoll. Er spannte den Bogen so stark, dass der Pfeil weit über das Ziel hinausflog und sehr zur Erleichterung Jacks, Saburos und Akikos im Stamm der alten Kiefer am anderen Ende des Gartens stecken blieb.
Der Kampf war noch nicht entschieden.
»Ein Punkt für Yagyu.«
Yamato setzte sich, ohne Jack und die anderen eines Blickes zu würdigen. Er war mit seinem Ergebnis offensichtlich nicht zufrieden.
Akiko trat an die Abschusslinie.
»Sie muss zweimal in die Mitte treffen, um zu gewinnen!«, flüsterte Saburo aufgeregt. »Hat sie das überhaupt schon mal geschafft?«
»Vielleicht schafft sie es heute«, sagte Jack hoffnungsvoll. Akiko holte langsam und tief Atem, um sich zu beruhigen.
Sie hatte aus dieser Entfernung nur ein einziges Mal während ihrer gesamten Ausbildung in die Mitte getroffen. Ob sie das jetzt, wo es darauf ankam, gleich zweimal hintereinander schaffen würde?
Akiko konzentrierte sich und der Lärm der Menge verklang wie das Rauschen einer sich zurückziehenden Welle. Mit einer fließenden Bewegung schoss sie den ersten Pfeil. Er flog kerzengerade auf die Scheibe zu und traf genau in die Mitte. Die Schüler von Niten Ichi jubelten.
»Los, Akiko!«, rief auch Jack, der sich nicht mehr beherrschen konnte.
Der Schiedsrichter gebot Ruhe und der Beifall brach ab.
Akiko machte sich für ihren zweiten Schuss bereit, den letzten im Bogenschießen. Wenn sie wieder in die Mitte traf, hatte Niten Ichi die erste Runde gewonnen.
Die Augen sämtlicher Anwesenden ruhten auf ihr und Akikos Hände begannen vor Aufregung unkontrolliert zu zittern. Jack sah, wie sie darum kämpfte, sich zu beherrschen. Nach und nach atmete sie wieder langsamer und ihre Hände beruhigten sich. Sie hob den Bogen über den Kopf und spannte ihn. Da durchbrach ein Schrei die Stille.
»Gaijin-Freundin!«, schrie jemand aus den Reihen der Yagyu-Schüler.
Akiko erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde und rang um die empfindliche Balance von Geist und Körper, die von der kränkenden Bemerkung gestört worden war.
Jack schäumte. Akiko durfte nicht aus dem Fluss ihrer Bewegung kommen, sonst würde sie danebenschießen.
Sie schoss, doch einen Moment zu früh.
Der Pfeil trudelte durch die Luft. Trotzdem traf er die Zielscheibe. Aber hatte er die Mitte getroffen?
Die Menge hielt den Atem an. Der Schiedsrichter eilte zur Zielscheibe. Der Pfeil steckte unmittelbar am Rand der Mitte.
»Volltreffer!«, rief er, nachdem er die Stelle begutachtet hatte. »Vier Punkte für Niten Ichi.«
Jack und Saburo schlugen mit den Fäusten in die Luft. Akiko hatte es geschafft!
»Die erste Runde geht an Niten Ichi«, rief der Schiedsrichter. Akiko verbeugte sich triumphierend.
36
Dämon und Schmetterling
Im Butokuden war es bereits stickig und heiß. Schüler beider Schulen säumten die Ränder der Halle und fächelten sich wie ein Schwarm von Schmetterlingen Luft zu. Viele weitere Schüler spähten von draußen durch die
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