Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
unvermutet: »Ichi-go, ichi-e. Du bekommst nur eine Chance. Nutze sie.« Er lächelte schief wie unter Schmerzen, dann folgte er den anderen Lehrern.
Doch auch sein Rat konnte Jack nicht wirklich trösten und sein Mut sank weiter, als er Kazuki und seine Skorpionbande auf dem Platz eintreffen sah. Neben Kazuki ging Moriko. Ihre Zähne hoben sich tiefschwarz von ihrem kreideweißen Gesicht ab.
Kazuki blieb vor Jack stehen und verbeugte sich.
»Viel Glück, Jack«, sagte er. Er schien es ernst zu meinen.
»Äh … danke«, murmelte Jack überrascht. Vielleicht hatte er Kazuki doch zu Unrecht verdächtigt.
Mit völlig unbewegter Miene fügte Kazuki hinzu: »Bekomme ich deine Schwerter, wenn der Samurai mit dir fertig ist?«
Seine Freunde begannen unbeherrscht zu kichern und entfernten sich lachend.
Akiko fasste ihn tröstend an der Hand. »Beachte sie nicht, Jack. Denk dran, was der Hohepriester gesagt hat: Deine Seele ist dein stärkster Schild.«
»Und du brauchst fudoshin!«, meinte Kiku.
»Und vergiss nicht, was wir bei Sensei Kano gelernt haben«, fügte Yamato hinzu. »Die Augen sind die Fenster deiner Gedanken. Kämpfe deshalb nicht mit den Augen.«
»Hast du etwas gegessen?«, fragte Saburo und hielt Jack einen Hühnchenspieß hin. »Du weißt ja, ein Samurai soll nicht mit leerem Magen kämpfen.«
Jack schüttelte den Kopf. Die vielen Ratschläge brachten ihn ganz durcheinander.
Emi drängte sich durch die Menge und überreichte ihm ein Sträußchen von gelben und roten Kamelien.
»Die bringen Glück«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Komm nicht zu spät zur Feier heute Abend.«
Akiko schob die Hand zwischen Jack und Emi und erbot sich, die Kamelien für Jack zu halten. Emi reichte sie ihr mit einem höflichen Lächeln, schien aber verärgert.
»Es ist an der Zeit, Jack-kun«, sagte Sensei Hosokawa und führte ihn zur Mitte des Platzes, wo der fremde Samurai auf ihn wartete.
»Mushin«, flüsterte der Sensei ihm ins Ohr, nachdem er Jack seinem Gegner Sasaki Bishamon förmlich vorgestellt hatte.
»Aber Sie sagten, dazu bräuchte ich Jahre«, erwiderte Jack. Sensei Hosokawa überprüfte ein letztes Mal Jacks Schwert.
»So viel Zeit hast du leider nicht«, sagte er und sah Jack an. »Du hast viel geübt und die Prüfungen des Kreises bestanden. Solange du nichts erwartest und auf alles gefasst bist, kannst du mushin erreichen. Vergiss dein Schwert.«
Mit diesem letzten Rat gab er ihm das Schwert zurück und ließ ihn mit seinem Gegner allein in der Mitte des blutbefleckten Platzes.
Von Nahem sah Sasaki Bishamon genauso aus wie der Kriegsgott, dessen Namen er trug. An beiden Armen verliefen lange Narben wie tote Schlangen und sein Blick war hart und gefühllos wie aus Granit gemeißelt. Schon seine Haltung ließ erkennen, dass er nicht zum ersten Mal kämpfte. Er hatte schon viele Duelle bestanden.
Am meisten beunruhigte Jack allerdings das Wappen, das auf der Jacke seines Kampfanzugs und auf seinem weißen Stirnband prangte. Es zeigte einen Kreis mit vier schwarzen Skorpionen.
Jack musste an seinen Traum vom Jahresanfang denken, den Sensei Yamada gedeutet hatte. Skorpione symbolisierten Verrat, die Vier stand für den Tod. Er hatte gegen Kazukis Skorpionbande und gegen den Skorpion in der Höhle des Iga-Gebirges gekämpft. Jetzt kämpfte er gegen das Familienwappen dieses Samurai. War der Samurai selbst der vierte Skorpion?
»Wie ich sehe, hast du dich schon für deine Beerdigung angezogen«, rief der Samurai und zeigte lachend auf Jacks Brust. »Wie passend, Gaijin!«
Verwirrt sah Jack an sich hinunter. In seiner Hast hatte er versehentlich den rechten Jackenaufschlag über den linken gelegt, wie man es bei Leichen in Vorbereitung der Beerdigung tat! Warum hatte ihm das niemand gesagt?
»Bald gibt es einen Gaijin weniger auf der Welt!«, brüllte ein Zuschauer.
»Möge sein erster Kampf zugleich sein letzter sein!«, rief ein zweiter.
Wildes Geschrei und Gejohle brach aus. Die Zuschauer schienen in Freunde und Gegner der Fremden gespalten.
Das Geschrei wurde immer lauter und Tumult, Lärm und Hitze machten Jack ganz benommen. Der Kopf schwirrte ihm von den vielen Ratschlägen, die er bekommen hatte, und in seiner Panik begann er immer schneller zu atmen. Sensei Yamada bemerkte es und eilte zu ihm.
»Atme tief durch. Du musst dich auf den Kampf konzentrieren.«
»Ich kann nicht, Sensei! Der Samurai bringt mich um. Was soll ich tun?«
»Niemand kann diese Frage besser beantworten als
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