Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
erscheint mir doch etwas töricht«, bemerkte Sensei Hosokawa grimmig. »Was fällt dir ein, einen unbekannten Samurai auf Kriegerwallfahrt zum Schwertkampf herauszufordern?«
Jack sah seine Lehrer entsetzt an. Bestimmt erlaubten sie sich einen Scherz mit ihm. Ihre ernsten Gesichter passten freilich nicht dazu.
»Ich … habe niemanden zum Zweikampf herausgefordert«, stotterte er.
»Aber hier steht dein Name. Du nennst dich den großen blonden Samurai.« Sensei Hosokawa zeigte auf die entsprechenden Schriftzeichen. »Sasaki Bishamon, der Samurai, um den es hier geht, hat die Herausforderung angenommen. Er erwartet dich heute Abend vor Sonnenuntergang am Ort des Duells.«
Jack schwieg versteinert. Bestimmt träumte er. Er hatte nie seinen Namen unter eine solche Herausforderung gesetzt. Er riskierte doch nicht sein Leben im Zweikampf gegen einen Samurai, nur um zu zeigen, wie gut er war – erst recht nicht gegen einen Samurai, der sich nach dem Gott des Krieges nannte.
Sein einziger Wunsch war es, den Portolan zu holen, vorausgesetzt Masamoto erlaubte ihm überhaupt noch, an der Feier am Abend in der Burg Nijo teilzunehmen. Masamoto mochte sein Urteil in der Frage des Portolans bis zum folgenden Tag verschoben haben, aber es hing über Jack wie ein Damoklesschwert.
Und jetzt hatte er auch noch mit einem Duell zu tun.
»Ich habe das nicht geschrieben«, beharrte er. »Ich kann nicht gegen diesen Samurai kämpfen.«
Seine Gedanken rasten. Ein solches Duell kostete ihn womöglich einen Arm oder ein Bein oder sogar das Leben. Wer konnte ihm so etwas angetan haben?
Kazuki.
Kazuki hatte ihm Rache gelobt, natürlich. Jack musste seinen Rivalen wider Willen bewundern. Wie schlau er das eingefädelt hatte.
»Wenn du es nicht warst, wer dann?«, fragte Masamoto.
Jack wäre fast mit Kazukis Namen herausgeplatzt, doch dann fiel ihm ein, dass er ihn schon einmal fälschlicherweise beschuldigt hatte. Damals hatte er sich geirrt. Vielleicht irrte er sich auch diesmal und ließ sich von einem Vorurteil leiten.
Er sah zu Boden und schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Dann stehen wir vor einem schwierigen Problem«, sagte Masamoto und trank nachdenklich einen Schluck Tee. »Ganz Kyoto hat deinen Namen und den der Schule auf dieser Herausforderung gelesen. Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, bringst du Schande nicht nur über dich, sondern auch über den Namen Masamoto und die Schule.«
»Können Sie nicht klarstellen, dass es ein Irrtum war?«, bat Jack.
»Es würde nichts ändern. Die Herausforderung wurde angenommen.«
»Aber ich bin doch zu jung für einen Zweikampf.«
»Wie alt bist du?«, fragte Sensei Hosokawa.
Jack schöpfte Hoffnung. »Ich werde diesen Monat vierzehn.«
»Ich habe meinen ersten Zweikampf mit dreizehn gekämpft«, sagte Masamoto nicht ohne Stolz. »Gegen Arima Kibei, damals ein berühmter Schwertkämpfer. Auch er suchte nach Herausforderern. Ich hatte ein ungestümes Temperament, also forderte ich ihn heraus. Du erinnerst mich an mich selber, Jack-kun, wenigstens manchmal. Deshalb bin ich sogar etwas enttäuscht darüber, dass du den Samurai gar nicht herausgefordert hast. Noch enttäuschter bin ich darüber, dass du mich offenbar angelogen hast.«
Jack spürte, wie er rot wurde, und wich dem Blick Masamotos aus.
»Aber egal«, fuhr Masamoto fort. »Bei Sonnenuntergang wirst du jedenfalls im Namen dieser Schule antreten und ihr als Samurai Ehre machen.«
Jack sah ihn ungläubig an. »Aber ich habe noch nie mit einem richtigen Schwert gekämpft!«
»Das hatte ich damals auch nicht«, gab Masamoto mit einer geringschätzigen Handbewegung zurück. »Ich habe Arima mit meinem Holzschwert besiegt.«
Jack dämmerte, dass er keine andere Wahl hatte, als gegen den Samurai anzutreten.
»Sieht so aus, als bekämst du endlich, was du dir schon so lange wünschst«, bemerkte Sensei Hosokawa mit einem schiefen Lächeln. »Du wolltest doch schon im Unterricht mit einem echten Schwert kämpfen. Ich an deiner Stelle würde mir keine allzu großen Sorgen machen. Ich habe dich im Südlichen Zen-Garten mit deinem Langschwert üben sehen. Du bist gut in Form. Du könntest einen Zweikampf bestehen.«
Könntest?, dachte Jack alarmiert. Warum blieb sein Lehrer so ruhig?
Er hatte doch hoffentlich bessere Chancen.
49
Der Duellplatz
Zuckend lag der junge Samurai im Staub. Blut spritzte aus seinem durchtrennten Hals und lief in roten Rinnsalen über den Duellplatz.
Die Menge johlte
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