Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
Samuraischüler die drei Prüfungen von Geist, Körper und Seele bestehen.«
»Was für Prüfungen denn?«
Akiko schüttelte entschuldigend den Kopf. »Ich hab keine Ahnung. Sie werden geheim gehalten.«
»Wie auch immer«, sagte Yamato, »mein Vater erwartet bestimmt, dass ich teilnehme, ich werde es also bald wissen. Machst du auch mit, Saburo?«
»Vielleicht.« Saburo schluckte ein Stück Aal hinunter.
»Das heißt Nein. Du hast offenbar zu viel Angst! Und du, Jack?«
Jack überlegte, während Saburo mit offenem Mund dasaß, unschlüssig, ob er protestieren sollte oder nicht. »Ich weiß nicht. Lohnt sich das Risiko? Ich weiß, dass man dann in die Technik der beiden Himmel eingeführt wird, aber ich weiß immer noch nicht, was das ist.«
»Du hast es schon gesehen, Jack«, sagte Akiko.
Jack sah sie verwirrt an. »Wann?«
»Am Strand von Toba. Weißt du noch, wie Masamoto-sama gegen den Samurai Godai kämpfte? Er hat mit dem langen und dem kurzen Schwert gekämpft, nicht nur mit dem langen. Das ist mit zwei Himmeln gemeint. Die Technik ist extrem schwer zu erlernen, aber wer sie beherrscht, ist praktisch unbesiegbar.«
»Mein Vater hat auf seiner Kriegerwallfahrt über sechzig Duelle bestritten und alle gewonnen«, sagte Yamato stolz.
Jacks Gedanken rasten.
Er wusste, dass er sich im Schwertkampf noch verbessern musste. Wenn er die Prüfungen des Kreises der Drei bestand, bekam er Unterricht bei Sensei Hosokawa und bei Masamoto. Und er lernte außerdem, wie man mit zwei Schwertern kämpfte. Wenn er erst die Technik der beiden Himmel beherrschte, war er wie Masamoto unbesiegbar. Dann brauchte er die Rückkehr Drachenauges nicht mehr zu fürchten.
»Werden alle Schüler, die diese Prüfungen bestehen, in der Technik der beiden Himmel unterrichtet?«, fragte er.
»Ja, natürlich«, antwortete Akiko.
Jack lächelte. Also war der Kreis der Drei die Lösung für sein Problem.
»Dann mache ich mit.«
6
Die Einladung
» Rei, Sensei!«, rief jemand.
Das Essen war zu Ende. Die Schüler standen auf und verbeugten sich, während die Lehrer durch den Mittelgang den Saal verließen. Masamoto und Daimyo Takatomi gingen an der Spitze. Bei Jack blieb der Daimyo stehen.
»Jack-kun?«, fragte er und lächelte freundlich. »Der bist du doch? Ich sehe hier keinen anderen blonden Samurai.«
» Hai, Sensei«, antwortete Jack und verbeugte sich noch tiefer.
»Nein, dein Sensei bin ich nicht«, lachte Takatomi. »Aber ich würde dich, Akiko-chan und Yamato-kun gern morgen Abend zum cha-no-yu nach Nijo einladen.«
Erstauntes Gemurmel wurde unter den knienden Schülern laut. Sogar auf Masamotos sonst so unbewegtem Gesicht malte sich Überraschung über diese noch nie da gewesene Ehre. Die Teezeremonie galt als hohe Kunst, deren Vervollkommnung Jahre, wenn nicht ein ganzes Leben erforderte. Dass ein Schüler, noch dazu ein Ausländer, vom Daimyo persönlich dazu eingeladen wurde, war höchst bedeutsam.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich persönlich bei dir dafür zu bedanken, dass du Dokugan Ryus Attentat verhindert hast«, fuhr Takatomi fort. »Meine Tochter wird uns Gesellschaft leisten. Ich glaube, du kennst Emi schon. Sie hat mehrmals von dir gesprochen.«
Jack sah zu einem hochgewachsenen, schlanken Mädchen hinüber. Sie hatte langes, glattes Haar und einen Mund, der wie ein Rosenblütenblatt geformt war. Sie lächelte ihn mit einer solchen Herzlichkeit an, dass er rot wurde und sich wieder verbeugen musste, damit es niemand sah. Akiko, die den Kopf ein wenig gehoben hatte, bemerkte es freilich trotzdem.
»Die Schüler würden es als Ehre betrachten, die Einladung anzunehmen, Takatomi-sama«, antwortete Masamoto an Jacks Stelle. Dann trat er mit dem Daimyo aus der Halle der Schmetterlinge in die Nacht hinaus.
Sobald die Lehrer draußen waren, begannen die Schüler aufgeregt zu reden. Sie standen in Gruppen zusammen, unterhielten sich über den Kreis der Drei und warteten ab, wer sich als erster Teilnehmer melden würde.
Sensei Kyuzo, der sie im waffenlosen Kampf unterrichtete, ein kleiner Mann mit legendären Fähigkeiten, saß am Tisch am Kopfende des Saals und wartete ungeduldig auf den ersten Bewerber. Vor ihm lag eine Pergamentrolle.
Dabei nahm er, wie es typisch für ihn war, immer wieder aus einer kleinen Schale neben sich eine Nuss und knackte sie mit bloßen Fingern. Wie eine Nuss versuchte er auch Jack bei jeder Gelegenheit zu brechen. Er verachtete ihn und machte keinen Hehl aus seinem
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