Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
ich unter.«
»Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall! Dann komm eben wieder.«
Nobu drehte sich um, rutschte und verlor das Gleichgewicht. Einen Augenblick lang sah es aus, als würde er in das Loch fallen, doch zu Jacks Erleichterung fing er sich wieder und entfernte sich stolpernd von Jacks Versteck.
»Glaubst du, es war ein Lehrer?«, fragte Nobu, während er zu Kazuki zurückwatete.
»Nein«, erwiderte Kazuki. »Ein Lehrer wäre nicht weggerannt! Egal wer es war, wir müssen ihn dazu überreden, dass er in die Bande eintritt. Oder ihn zum Schweigen bringen. Gehen wir zu den anderen, los!«
Zitternd vor Kälte, Angst und Wut wartete Jack, bis Kazuki und Nobu sich entfernt hatten. Dann kroch er aus dem Loch. Am liebsten wäre er in sein Zimmer zurückgekehrt, aber er musste zuerst sein Schwert suchen. Masamoto hatte ihm eingeschärft, dass es seinem Gegner unter keinen Umständen in die Hand fallen durfte. Jack konnte einfach nicht riskieren, dass Kazuki es fand.
Er kehrte hinter die Übungshalle zurück, konnte aber im Dunkeln und im Regen nichts sehen. Auf Händen und Füßen kroch er über den Boden und streckte tastend die Finger aus.
Da hörte er hinter sich plötzlich rasche Schritte.
So ungern er sein Schwert liegen ließ, er hatte keine andere Wahl. Er musste fliehen, solange er noch konnte.
Jack fühlte den Schlag kommen. Im nächsten Moment spürte er ihn schmerzhaft im Magen. Er taumelte, schnappte nach Luft und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Dann hörte er ein Geräusch auf seiner linken Seite. Er wandte sich seinem Gegner zu.
Er konnte nichts sehen. Vollkommene Dunkelheit hüllte ihn ein. Etwas weiter weg hörte er Füße scharren und Kazuki vor Lachen schnauben. Abgesehen davon hatte er keinerlei Anhaltspunkt, aus welcher Richtung der nächste Angriff kommen würde.
Aus dem Nichts sauste eine Waffe auf seinen Kopf zu. Jack sprang zur Seite und entging ihr mehr durch Glück als Geschick. Blindlings schlug er auf seinen Angreifer ein, verfehlte ihn allerdings und traf ins Leere.
Bevor er sich umdrehen konnte, bekam er einen Schlag gegen die Schienbeine. Seine Beine gaben unter ihm nach und er fiel mit dem Gesicht voraus zu Boden. Zwar versuchte er noch, den Sturz abzufangen, doch er hatte jede Orientierung verloren. Er prallte mit der Schulter schmerzhaft auf Stein und stöhnte auf.
»Yame!«, ertönte die tiefe Stimme von Sensei Kano und beendete den Kampf.
Jack zog die Augenbinde ab und starrte mit zusammengekniffenen Augen in das grelle Licht der mittäglichen Sonne. Kazuki kniete in der Reihe der Schüler und freute sich über Jacks Niederlage.
»Tut mir leid, Jack«, sagte Yamato entschuldigend, nahm ebenfalls seine Augenbinde ab und streckte die Hand aus, um Jack aufzuhelfen. »Ich wollte nicht so hart zuschlagen. Aber ich konnte dich nicht sehen …«
»Nichts passiert«, erwiderte Jack mit einer Grimasse und stand auf.
»Gut gemacht, beide!«, lobte Sensei Kano. Er saß auf den abgetretenen Stufen des Tempels Kompon Chu-do.
Er war mit seinen Schülern wieder einmal am frühen Morgen zum Unterricht in der Kunst des b ō den Berg Hiei hinaufgestiegen. Der lange Marsch und die Bergluft kamen dem Unterricht seiner Meinung nach zugute.
»Ich habe gehört, dass Jack-kun drei Angriffen ausgewichen ist. Und du, Yamato-kun, hast gut aufgepasst, was um dich herum passiert. Zwei Treffer sind beim ersten Übungskampf mit verbundenen Augen ein schöner Erfolg. Nur bitte schlage beim nächsten Mal nicht so stark zu. Es klang, als sei Jack-kun ziemlich unsanft gestürzt. Die nächsten beiden Schüler bitte.«
Erleichtert gab Jack die Augenbinde einem anderen Schüler und kniete sich wieder zwischen Yori und Akiko. Er rieb sich die schmerzende Schulter und stöhnte leise, als er mit den Fingern die geprellte Stelle berührte.
Akiko bemerkte seine Grimasse. »Hast du dich verletzt?«, fragte sie.
»Nein, das nicht … ich verstehe nur immer noch nicht, warum wir lernen sollen, mit verbundenen Augen zu kämpfen«, antwortete Jack leise. »Obwohl wir doch alle gut sehen können.«
»Wie schon gesagt, Jack-kun«, fiel ihm Sensei Kano ins Wort, der ihn mit seinen scharfen Ohren von der anderen Seite des Hofes gehört hatte, »nur mit den Augen sehen, heißt gar nicht sehen. Bei mir lernt ihr, euch bei der Verteidigung nicht auf die Augen zu verlassen. Sobald ihr die Augen öffnet, macht ihr Fehler.«
»Aber würde ich nicht weniger Fehler machen, wenn ich meinen Gegner sehen
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