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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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könnte?«, fragte Jack.
    »Nein, Jack-kun. Denke daran: Die Augen sind die Fenster zu deinen Gedanken. Stell dich auf diese Stufe vor mich und ich zeige dir, was ich meine.«
    Sensei Kano winkte ihn zu sich. Jack stand auf und stellte sich auf die unterste Stufe.
    »Sieh meine Füße an«, befahl der Sensei.
    Jack betrachtete die Sandalen des Lehrers. Im nächsten Moment schlug ihn der Sensei mit seinem Stock auf den Kopf.
    »Entschuldige, ich bin blind und manchmal ungeschickt«, sagte der Sensei. »Bitte pass für mich auf meinen Stock auf.«
    Jack behielt die Spitze des weißen Stocks im Auge, um nicht wieder geschlagen zu werden.
    Sensei Kano trat ihm heftig gegen das Schienbein.
    »Au!«, rief Jack und stolperte zurück.
    Die Schüler kicherten hinter vorgehaltener Hand.
    »Lektion beendet«, sagte Sensei Kano. »Verstehst du jetzt, was ich meine?«
    »Nicht unbedingt, Sensei …« Jack rieb sich das schmerzende Schienbein.
    »So überlege doch! Wenn du auf die Füße des Gegners siehst, ist deine Aufmerksamkeit auf die Füße gerichtet, wenn du auf seine Waffe siehst, auf die Waffe. Daraus folgt: Wenn du nach links siehst, vergisst du die rechte Seite, wenn du nach rechts siehst, die linke Seite.«
    Sensei Kano ließ seine Worte eine Weile wirken. Dann zeigte er auf seine blinden Augen.
    »Deine Augen verraten unweigerlich, womit du in Gedanken beschäftigt bist. Dein Gegner wird das ausnutzen. Wer kämpfen will, ohne sich zu verraten, darf sich im Kampf nicht auf seine Augen verlassen.«
    Jack setzte den Schreibpinsel ab. Nachdem Sensei Kyuzo ihn gedemütigt hatte, weil er die japanischen Schriftzeichen nicht beherrschte, hatte Akiko ihm angeboten, ihm die Grundlagen der Schönschrift beizubringen. Immer wenn sie vor dem Abendessen Zeit hatten, trafen sie sich in Akikos Zimmer und sie zeigte ihm einen neuen Buchstaben und die richtige Reihenfolge der Pinselstriche, mit denen man ihn schrieb.
    Jetzt sah sie fragend auf, weil er mitten in ihrer Erklärung des Zeichens für »Tempel« aufgehört hatte zu schreiben.
    Jack holte tief Luft. Es war die erste Gelegenheit, Akiko unter vier Augen zu sprechen, seit er die Skorpionbande entdeckt und sein Schwert verloren hatte, und er wusste nicht, wie er sich nach ihrer Abwesenheit am Vorabend erkundigen sollte.
    »Wo warst du gestern Abend?«, fragte er schließlich. »Du warst nicht in deinem Zimmer.«
    Akiko sah ihn überrascht an und presste die Lippen zusammen. So direkt zu fragen, gehörte sich nicht.
    »Ich weiß nicht, wie das in England ist, aber in Japan fragt man eine Dame so etwas nicht«, antwortete sie kühl. Sie begann ihre Schreibsachen wegzuräumen. »Vielleicht sollte die Frage lauten: Wo warst du?«
    »Ich? Im Butokuden.«
    »Das erklärt, warum ich das hier fand«, fiel Akiko ihm ins Wort. Sie schob die Tür ihres Wandschranks auf und holte Jacks Schwert heraus.
    Jack starrte sie entgeistert an. Ihre Schroffheit und das überraschende Auftauchen seines Schwerts hatten ihn aus der Fassung gebracht.
    Als am Abend zuvor die Schritte näher gekommen waren, hatte er geglaubt, dass sie Kazuki und seinen Komplizen gehörten, und war mit leeren Händen zur Halle der Löwen gerannt. Im Morgengrauen war er zur Übungshalle zurückgekehrt, doch das Schwert blieb verschwunden. Er hatte angenommen, dass Kazuki es beschlagnahmt hatte, und sich deswegen große Sorgen gemacht. Denn wenn er Kazuki danach fragte, verriet er, dass er von der Skorpionbande wusste. Doch wunderbarerweise hatte Akiko das Schwert gefunden. Er sah sie neugierig und verwirrt an.
    »Danke, Akiko, ich habe schon überall danach gesucht«, sagte er schließlich und wollte das Schwert mit einer Verbeugung entgegennehmen.
    »Dieses Schwert ist deine Seele, Jack«, fuhr Akiko ernst fort, ohne es ihm zu geben. »Es zu verlieren, ist unverzeihlich. Die Schande ist umso größer, als es ein Geschenk Masamoto-samas ist und sein erstes Schwert war. Warum hast du nicht gesagt, dass du es verloren hast?«
    »Ich habe es erst gestern Abend verloren und hoffte, ich würde es wieder finden.« Zutiefst beschämt über sein Missgeschick fügte er hinzu: »Bitte erzähl Masamoto-sama nichts davon, Akiko.«
    Akiko starrte ihn unbewegt an. Jack hätte nicht sagen können, ob sie über seine Achtlosigkeit enttäuscht war oder ihn bemitleidete. Dann trat ein weicher Zug in ihre Augen und sie gab ihm das Schwert. »Nein. Aber wie kam es hinter die Übungshalle?«
    Das Gespräch nahm einen ganz anderen Verlauf, als

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