Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
Jack geplant hatte. Er hatte herausfinden wollen, wo Akiko gewesen war und ob sie von Kazukis Vorhaben wusste. Jetzt musste er sich für das, was er selbst getan hatte, verantworten.
»Ich habe wieder Eindringlinge im Hof gesehen und geglaubt, dass womöglich Ninja in die Schule einbrechen«, sagte er. Vielleicht war sie ehrlich mit ihm, wenn er ihr die Wahrheit sagte. »Aber das stimmte nicht.«
»Wer war es dann?«
»Kazuki, Nobu, noch jemand und, ob du es glaubst oder nicht, Moriko von der Yagyu-Schule.«
»Moriko? In unserer Schule?«, wiederholte Akiko sichtlich beunruhigt. »Hast du Masamoto-sama informiert?«
»Noch nicht. Er ist immer noch nicht zurückgekehrt, aber wir müssen es ihm sagen. Nicht nur das mit Moriko, sondern auch das mit Kazukis Skorpionbande.«
Er erzählte von dem Gespräch, das er belauscht hatte, von Daimyo Kamakura und von der Skorpionbande, und Akiko hörte ihm aufmerksam zu.
Dann überlegte sie. »Jack«, sagte sie schließlich, »Gerüchte, dass ein Krieg ausbrechen wird oder Daimyos einander bedrohen, gibt es immer wieder. Aber wir leben in einer Zeit des Friedens und es gibt keinen Grund, warum sich das ändern sollte. Du hast Daimyo Kamakura kennengelernt. Er hat ein heftiges Temperament und giert nach Macht. Masamoto-sama klagt oft, dass Kamakura Unruhe stiften will. Aber es gelingt ihm nicht. Er findet keine Unterstützung.«
»Das hat Sensei Yamada auch gesagt. Aber wenn er nun doch Unterstützung bekommt? Wenn …?«
»Da bist du ja, Jack!«
Jack sah auf. Yamato und Saburo stürmten ins Zimmer.
»Sieht aus, als hättet ihr gearbeitet«, sagte Yamato und hob ein Blatt Papier auf, auf das Jack einige Schriftzeichen gemalt hatte. »Bald ist Abendessenszeit und wir müssen noch baden. Seid ihr fertig?«
»Jack hat gestern Abend Kazuki im Butokuden gesehen«, erklärte Akiko mit gedämpfter Stimme und bedeutete Saburo, die Tür hinter sich zu schließen. »Er und einige andere haben sich von dieser Moriko von der Yagyu-Schule tätowieren lassen.«
»Moriko?«, sagte Yamato beunruhigt. »Was hat sie hier zu suchen?«
»Kazuki hat offenbar eine Bande gegen die Ausländer gegründet.«
»Aber warum lassen sie sich tätowieren? Tätowiert werden doch nur Häftlinge!«, rief Saburo.
»Das war früher so«, verbesserte Akiko. »Inzwischen lassen sich auch Händler und sogar Samurai tätowieren – als Mutprobe oder als Beweis ihrer Liebe.«
Saburo lachte und grinste Jack beruhigend an. »Vor einer Bande von Häftlingen und Verliebten brauchst du nun wirklich keine Angst zu haben, Jack.«
»Das ist nicht zum Lachen, Saburo«, erwiderte Jack. »Kazuki meint es ernst. Er hat es auf mich abgesehen.«
Yamato nickte nachdenklich. »Er scheint gerne Krieg zu spielen. Ich weiß, was wir tun – ich und Saburo sind ab sofort deine offiziellen Leibwächter.«
»Und wir sorgen dafür, dass wir Masamoto-sama gleich sprechen, wenn er das nächste Mal kommt«, fügte Akiko hinzu.
»Jedenfalls solltest du dir weniger Sorgen um Kazuki machen als um deinen Geruch, Jack!«, neckte Yamato und warf Jack ein Handtuch zu. »Los, lass uns vor dem Abendessen noch ins Badehaus gehen. Ich habe schon Hunger.«
Mit einem wohligen Seufzer ließ Jack sich in das dampfend heiße Wasser des ofuro sinken.
Früher hatte er noch Angst vor dem Baden gehabt. In England galt ein Bad als gefährlich für die Gesundheit, als todsicheres Mittel, sich Durchfall zu holen. Doch in Japan hatte er seine Meinung geändert und inzwischen war das ofuro ein täglicher Höhepunkt.
Er hatte sich zuerst mit kaltem Wasser geschrubbt und abgewaschen und war dann in eine große, rechteckige Holzwanne mit heißem Wasser gestiegen. Dort entspannte er sich. Sensei Yamada und Akiko hatten seine Ängste wegen Daimyo Kamakura beide als unbegründet abgetan. Vielleicht hatte er bei Nacht und Unwetter alles verzerrt wahrgenommen. Vielleicht war der ganze Krieg tatsächlich nur Wunschdenken Kazukis. Und wenn Yamato und Saburo auf ihn aufpassten, konnte ihm eigentlich nichts passieren.
Das heiße Wasser lockerte seine Muskeln und linderte die Spannung in seiner geprellten Schulter. Auch seine Sorgen schienen sich in der Hitze des Bades aufzulösen. Nachdem er eine Weile so gelegen hatte, stieg er aus der Wanne und trocknete sich ab. Dann ging er zusammen mit den anderen zum Speisesaal.
»Wie geht es deiner Schulter, Jack?«, fragte Yamato auf dem Weg zur Halle der Schmetterlinge.
»Nach dem Bad schon viel besser, aber keine
Weitere Kostenlose Bücher