Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
persönlich an.
»Wir haben eure Leistungen von heute sorgfältig gewogen. Die für den Kreis der Drei ausgewählten fünf Schüler haben mindestens eine Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Sie haben den wahren Geist des Bushido gezeigt und sich damit wie Samurai verhalten. Wer nun aufgerufen wird, tritt vor und erhält seine Würdigung.«
Jack ließ seine letzte Hoffnung fahren. Er war bitter enttäuscht. Da er keine Prüfung bestanden hatte, würde der Kreis der Drei für ihn viele weitere Jahre ein unerreichbarer Traum bleiben und die Technik der beiden Himmel ein Geheimnis.
»Emi-chan«, rief Masamoto.
Emi trat hinkend und vom Gassenlauf sichtlich gezeichnet vor die Lehrer.
»Du hast dich tapfer geschlagen. Du bist eine gute Bogenschützin. Beim Gassenlauf waren wir beeindruckt, wie beherrscht du dich trotz deiner Angst im Angesicht der Gefahr verhalten hast. Das erfordert großen Mut. Insgesamt reicht deine Leistung allerdings nicht für die Aufnahme in den Kreis. Dein Vater würde mir in diesem Fall bestimmt Recht geben. Die Entscheidung fiel drei zu zwei gegen dich.«
Emi verbeugte sich und hinkte zum Rand der Halle. Jack sah ihr nach. Wie schwer die Prüfungen des Kreises der Drei sein mussten, wenn sogar die Tochter des Schulpatrons abgewiesen wurde!
Von den folgenden sechs Anwärtern hatte es keiner geschafft. Unter den Schülern machte sich Enttäuschung breit, nur Jack war ein wenig leichter ums Herz, weil er wusste, wie hoch die Anforderungen gewesen waren.
»Tadashi-kun«, rief Masamoto.
Ein kräftiger Junge mit breiten Schultern und schwarzen Augenbrauen trat vor. Jack kannte ihn: Er hatte sich damals als erster Bewerber in die Liste eingetragen.
Masamoto nickte. »Du hast in allen Disziplinen große Willensstärke gezeigt, vor allem beim tamashiwari . Schade, dass du gegen Ende des Gassenlaufs niedergeschlagen wurdest, aber trotzdem stimmten die Lehrer vier zu eins für dich. Du bist in den Kreis aufgenommen.«
Die Schüler klatschten laut. Wenigstens ein Bewerber war für gut befunden worden. Tadashi verbeugte sich mit einem breiten Grinsen und ging in die Mitte der Halle. Die Feierlaune der Schüler war allerdings nur von kurzer Dauer, denn die nächsten sieben Bewerber wurden in rascher Folge hintereinander an den Rand der Halle geschickt.
Dann rief Masamoto Akiko auf.
Sie trat vor die Lehrer. Jack drückte ihr hinter seinem Rücken die Daumen und wünschte ihr stumm viel Glück.
»Was soll ich sagen?«, begann Masamoto. »Du hast die Kerze als Einzige mit dem ersten Pfeil gelöscht.« Jack sah, wie Sensei Yosa ihren Schützling anstrahlte. »Den Gassenlauf hast du dagegen nur zur Hälfte geschafft. Du wirktest beim Kämpfen abgelenkt. Wir hatten wirklich mehr von dir erwartet.«
Akiko biss sich auf die Lippe und Jacks Mund war auf einmal wie ausgedörrt. Hatte die beiläufige Erwähnung seines Besuchs in der Burg zusammen mit Emi Akiko so sehr in ihrer Konzentration gestört?
»Doch du hast in allen Prüfungen so viel Bushido und innere Kraft gezeigt«, fuhr Masamoto fort, »dass es ungerecht von uns wäre, dir die Aufnahme zu verweigern. Drei zu zwei für dich. Geh bitte zu Tadashi.«
Wieder brach lauter Applaus aus. Akiko schien erstaunt über die Entscheidung und blieb stehen, wo sie war. Erst nach einigen Augenblicken hatte sie sich gefasst. Sie verbeugte sich und trat zu Tadashi.
Von den nächsten zehn Bewerbern wurden neun, darunter zu Jacks Zufriedenheit auch Goro, zu der wachsenden Gruppe von Schülern am Rand der Halle geschickt, die gescheitert waren. Nur eine Schülerin hatte bestanden: Harumi, das zierliche Mädchen mit dem Puppengesicht, das in der Prüfung des Holzes so überraschend Erfolg gehabt hatte. Damit waren noch zwei Plätze unbesetzt.
Kazuki wurde aufgerufen.
Jack folgte ihm mit dem Blick. Die Wunde auf Kazukis Wange war noch mehr angeschwollen und ein Auge ganz geschlossen.
»Eine in jeder Hinsicht ausgezeichnete Leistung. Alle stimmten für dich. Du bist in den Kreis aufgenommen.«
Kazuki war als erster Bewerber einstimmig gewählt worden. Er hatte alle Lehrer begeistert und die Schüler hatten ihn dem Beifall nach zu schließen, der jetzt losbrach, offenbar für den aussichtsreichsten Kandidaten gehalten. Jack musste sich widerstrebend eingestehen, dass sein Rivale den Platz verdient hatte.
Damit waren noch ein Platz und drei Bewerber übrig: Yamato, Hiroto und er selbst. Überzeugt, dass er selbst verloren hatte, hoffte Jack insgeheim, dass Yamato
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