Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
über Hiroto siegen würde.
»Yamato-kun«, rief Masamoto.
Yamato trat vor. Er hielt sich die Seite und machte bei jedem Atemzug eine schmerzerfüllte Grimasse. Besorgt blickte er zu seinem Vater auf.
»Ich kann stolz sagen, dass du im Gassenlauf wie ein wahrer Masamoto gekämpft hast. Umso schwerer fiel mir unsere Entscheidung. Du hast in keiner Prüfung gesiegt, deshalb fiel die Wahl drei zu zwei gegen dich aus. Es tut mir leid, aber du gehörst nicht zu den fünf ausgewählten Schülern.«
Yamato starrte ihn unglücklich an und sah aus, als wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Jack war fassungslos. Also hatten die Lehrer über Yamato gestritten, nicht über ihn, und deshalb hatte Masamoto seine Stimme an Sensei Kano abgegeben. Bestimmt hatte die Entscheidung ihn zutiefst betrübt.
Yamato ging mit gesenktem Kopf langsam zum Rand der Halle. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen.
Masamoto rief Jack auf.
Jack machte sich auf das Unvermeidliche gefasst.
»Jack-kun, in deinem Fall ist uns die Entscheidung sehr schwer gefallen. Ich war der Ansicht, du hättest bei allen Prüfungen den wahren Geist des Bushido gezeigt und seist deshalb würdig, in den Kreis der Drei aufgenommen zu werden. Doch ich musste unparteiisch bleiben, zumal ich dich als meinen Sohn angenommen habe. Außerdem hast du keine Prüfung beendet.«
Also hatte Hiroto ihn geschlagen, dachte Jack. Er wollte nur noch weg und sich zu Yamato und den anderen stellen, doch Masamoto war noch nicht fertig.
»Du hast den Gassenlauf nicht beendet. Andererseits hat noch nie ein Schüler das Ende der Gasse erreicht. Sensei Hosokawa war von deiner Leistung zutiefst beeindruckt. Er meinte, du hättest die Prüfung trotz des Fehlers am Ende bestanden. Doch es gab auch andere Meinungen. Wir kamen deshalb überein, die letzte Entscheidung Sensei Kano zu überlassen.«
Die Lehrer hatten offenbar doch nicht über Yamato gestritten, sondern über ihn. Jack spürte den Blick der großen, grauen Augen des b ō -Meisters auf sich. Zwar konnte der Sensei ihn nicht sehen, aber Jack wusste, dass er ihn mit seinen anderen Sinnen wahrnahm.
»Ich brauche dich nicht daran zu erinnern, dass die Prüfungen des Kreises der Drei nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich sind. Sie können sogar tödlich sein. Wir nehmen es mit unserer Auswahl deshalb sehr genau. Alles in allem hält Sensei Kano dich für würdig, allerdings unter der Voraussetzung, dass du zusätzlich zu den Vorbereitungen, die der Kreis erfordert, noch bei ihm Unterricht nimmst.«
Einen Augenblick wusste Jack nicht, ob er Masamoto richtig verstanden hatte. Hatte er nun bestanden oder nicht?
Dann begannen die Schüler zu klatschen, allerdings nicht mit der Begeisterung, mit der sie bei Kazuki und den anderen erfolgreichen Prüflingen gejubelt hatten. Doch das war Jack egal. Er hatte es geschafft und Hiroto nicht! Das war die Vergeltung für den Tritt in die Rippen, dachte er. Hiroto zog unterdessen wie ein begossener Pudel ab und warf Jack einen bösen Blick zu.
»An dieser Stelle möchte ich noch allen Bewerbern, die keinen Erfolg hatten, eines sagen: Allein durch eure Teilnahme habt ihr gezeigt, dass ihr den Mut zum Samuraikrieger besitzt.« Und um die Aufrichtigkeit seiner Worte zu unterstreichen, verbeugte Masamoto sich vor der am Rand der Halle versammelten Gruppe.
Dann wandte er sich den fünf erfolgreichen Schülern in der Mitte zu – Tadashi, Akiko, Harumi, Kazuki und Jack.
»Den Fünfen, die weitermachen, gebe ich einen Rat mit auf den Weg. Im Kampf zwischen Kraft und Technik wird die Technik siegen, im Kampf zwischen Technik und Geist dagegen der Geist, da er die schwache Stelle findet. 4 Viele von euch haben bereits etwas davon begriffen, doch nur ein Schüler ist zur vollen Erkenntnis gelangt.«
Kazuki erlaubte sich ein selbstzufriedenes Lächeln in der Annahme, dass das Lob ihm gelte. Sein Lächeln gefror zu einer ungläubigen Grimasse, als Masamoto fortfuhr. »Yori, tritt vor. Du bist ebenfalls in den Kreis aufgenommen.«
Die Schüler wechselten verblüffte Blicke und sahen sich suchend nach dem kleinen Jungen um. Endlich wurde Yori von seinen Nachbarn nach vorn geschoben. Zögernd und so erschrocken und hilflos wie ein neugeborenes Lamm ging er in die Mitte der Halle.
4 »Im Kampf zwischen Kraft und Technik wird die Technik siegen, im Kampf zwischen Technik und Geist dagegen der Geist, da er die schwache Stelle findet.« Taisen Deshimaru, japanischer Lehrer des
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