Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
Soto-Zen-Buddhismus (1914–1982)
28
Einbruch
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass er dich geschlagen hat, während du dich verbeugt hast, Jack«, sagte Saburo am folgenden Tag. Sie erholten sich während einer Unterrichtspause im Südlichen Zen-Garten auf der hölzernen Veranda. Von hier blickte man auf ein Wasserspiel und einige Steinblöcke. Der Garten erinnerte mit seiner dicken Schneedecke an eine Miniaturlandschaft aus weißen Wolken und schneebedeckten Berggipfeln.
Jack sah Saburo mit einem gequälten Lächeln an und rieb sich die Stelle am Nacken, an der das Schwert ihn getroffen hatte.
»Aber Sensei Hosokawa war selbst ein Teil der Prüfung«, gab Akiko zu bedenken. Sie spielte ohajiki mit Kiku. Gerade schnippte sie einen flachen Kieselstein auf einen anderen und nahm ihn an sich. »Würdest du dich mitten im Kampf verbeugen?«
»Nein, aber du musst zugeben, dass es nicht ganz fair war.«
»Und ich verstehe immer noch nicht, warum Jack es geschafft hat und ich nicht«, brummte Yamato und stocherte mit seinem Übungsschwert missgelaunt im Schnee herum. »Er wurde bevorzugt, wenn du mich fragst, nur weil er ein Gai…«
»Yamato!«, rief Akiko und funkelte ihren Cousin böse an. »Jack ist im Gassenlauf weiter gekommen als jeder andere Schüler bisher. Er hat es verdient, in den Kreis aufgenommen zu werden.«
»Verzeihung«, murmelte Yamato und lächelte Jack entschuldigend an. »Ich bin einfach noch sauer.«
Er öffnete seine Jacke und betrachtete die purpurrot gefärbten Prellungen an seiner rechten Seite. Offenbar hatte er beim Gassenlauf einen besonders heftigen Schlag abbekommen.
Jack wusste, dass sein Freund schwer unter der demütigenden Niederlage litt. Hoffentlich war ihre Freundschaft dadurch nicht beschädigt worden.
»Das tut bestimmt weh«, sagte Saburo und bohrte Yamato den Finger in die Seite.
»Au!«, schrie Yamato und stieß Saburos Hand weg.
»Du armes Kind«, neckte ihn Saburo.
»Nimm dich in Acht!«
Yamato ging mit den Fäusten auf Saburo los und Saburo fiel unter dem Gelächter der anderen rückwärts von der Veranda und in den Schnee.
»Du vergisst, dass die ganze Mühe und Strapaze völlig umsonst war, Saburo!«, schrie Yamato.
Er nahm eine Handvoll Schnee und warf sie Saburo ins Gesicht.
»Lass ihn, Yamato«, rief Akiko, die nicht wollte, dass aus der Rangelei noch Ernst wurde.
»Du hast leicht reden. Du und Jack, ihr habt es geschafft, und ich nicht!« Er seifte Saburo mit Schnee ein.
»Du hast noch … Yori vergessen«, prustete Saburo.
»Wo ist Yori eigentlich?«, fragte Kiku schnell, um Yamato abzulenken.
Yamato senkte die Fäuste. »Das undankbare kleine Genie sitzt da drüben.« Er zeigte auf die knorrige Kiefer am anderen Ende des Gartens, deren Stamm von einer hölzernen Krücke gestützt wurde.
Yori hockte unter einem Ast, auf dem sich der Schnee türmte, zog lustlos am Schwanz eines Origami-Kranichs und ließ dessen Flügel auf und ab schlagen. Sie hatten nach Kräften versucht, ihn zu trösten, doch Yori hatte seit der schrecklichen Bekanntgabe vom Vortag kein Wort mehr gesprochen.
»Sei kein schlechter Verlierer«, sagte Akiko zu Yamato. »Yori hat sich nicht als Teilnehmer beworben und wollte gar nicht aufgenommen werden.«
»Warum wird er es dann? Die Lehrer haben doch gesagt, es gebe nur Platz für fünf Schüler. Viele andere Schüler würden ihren Schwertarm für einen zusätzlichen Platz geben, unter anderem ich.« Yamato ließ Saburo los und wischte sich mit ärgerlichen Bewegungen den Schnee vom Kimono.
»Aber er hat eine Prüfung bestanden, Yamato, und du nicht, so leid es mir tut.«
»Ich weiß.« Yamato setzte sich missmutig wieder auf die Veranda. »Aber Yori hat an den körperlichen Prüfungen gar nicht teilgenommen. Woher wissen sie, ob er für den Kreis bereit ist?«
»Sind wir es denn?«, fragte Jack.
»Du nicht«, erwiderte Yamato rasch. »Du wurdest nur unter Vorbehalt aufgenommen.«
Jack nickte. »Aber ich werde zusätzlichen Unterricht bei Sensei Kano bekommen«, fügte er entschuldigend hinzu.
»Den brauchst du auch.«
»Richtig. Aber deine Hilfe brauche ich auch, wenn du sie mir gibst.«
Yamato sah Jack an. »Was meinst du damit?«
»Sensei Kano sagte, ich bräuchte einen Trainingspartner. Ich hatte gehofft, du würdest mitmachen.«
Yamato überlegte eine Weile und Jack fürchtete schon, er würde sich aus Stolz weigern.
»Na los«, drängte er. »Es wäre wie früher, als wir in Toba geübt haben.«
Yamato
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