Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
Hohepriester besorgt.
Akiko trat unter dem begeisterten Beifall der Schüler aus dem Wasserfall und ging zu Kiku, die sie sofort in ein Tuch einwickelte. Jack eilte zu ihr und begann ihr unter Missachtung japanischer Förmlichkeit die Hände zu reiben, um sie zu wärmen. Akiko zitterte ein wenig, fühlte sich aber seltsamerweise trotzdem warm an, als hätte sie in einer heißen Quelle gesessen und nicht unter einem eisigen Wasserfall gestanden.
Jack hob fragend die Augenbrauen, doch Akiko lächelte ihn nur fröhlich an.
Er überließ es Kiku, Akiko beim Anziehen der trockenen Kleider zu helfen, und kehrte mit Yamato zu den Schülern und Lehrern auf der anderen Seite des Wasserbeckens zurück. Dabei kam er an dem Hohepriester und an Masamoto vorbei und hörte, wie sie sich unterhielten.
»Höchst bemerkenswert«, sagte der Priester. »Ich kenne niemanden, der länger unter dem Wasserfall ausgehalten hätte als dieses Mädchen. Ein großer Meister der Bewusstseinskontrolle muss sie unterrichtet haben.«
»Ich stimme Euch zu«, sagte Masamoto. »Sensei Yamada hat beim Unterricht seiner Schüler wahrhaft Bemerkenswertes geleistet.«
Sensei Yamada schüttelte sanft den Kopf und sah neugierig zu Akiko hinüber. »Diese Fähigkeit habe ich ihnen nicht beigebracht.«
»Dann ist das Mädchen ein Samurai von seltener Begabung«, bemerkte der Hohepriester.
Der Priester wandte sich wieder den Schülern zu und betrachtete in Gedanken versunken die übrig gebliebenen Teilnehmer. Harumi stand auf der Seite, umringt von ihren Freundinnen, die sie zu trösten versuchten.
»Im Leben muss man manchmal Dinge tun, die einem unmöglich erscheinen«, sagte er. »Doch vergesst nie: Nur der Geist setzt die Grenzen. Indem ihr die Grenzen dessen, was ihr glaubt, erweitert, könnt ihr das Unmögliche vollbringen.«
Er winkte Akiko zu sich. Jack erschauerte vor Stolz auf seine Freundin.
»Dieses Mädchen ist der Beweis dafür, dass der Geist zu viel mehr imstande ist, als ihr für möglich haltet. Man kehrt nie wieder hinter die Grenzen zurück, die man einmal überschritten hat. Lernt aus dieser Prüfung, euren Geist zu beherrschen, statt von ihm beherrscht zu werden. Es wird euch bei der Prüfung der Seele morgen eine große Hilfe sein.«
42
Zweikampf
»Ich habe deine Nachricht bekommen«, sagte Jack und warf Kazuki den Zettel vor die Füße. »Was willst du?«
Kazuki lächelte nur und sah aus wie eine Katze, deren Opfer sich gerade ahnungslos vor ihr niedergelassen hat. Lässig lehnte er gegen den steinernen Stadtbrunnen. Der Brunnen, an dessen Seil ein alter Holzeimer hing, war das einzige Bauwerk auf dem großen Platz von Iga Ueno. Er war auf allen Seiten von Läden und zweistöckigen Holzhäusern gesäumt.
Die Läden hatten bereits geschlossen, Fenster und Türen waren verriegelt und nur noch wenige Passanten waren unterwegs. Abgesehen von einem einzelnen Dörfler, der eilends in eine Gasse einbog, um vor dem drohenden Unwetter noch nach Hause zu kommen, lag der Platz menschenleer da.
»Du bist bestimmt nicht allein gekommen«, sagte Jack und sah sich um. Verschiedene dunkle Gassen mündeten in den Platz. »Wo ist deine Bande?«
Jack hatte den Zettel nach dem Abendessen in seinem Zimmer gefunden. Jemand hatte ihn unter der Tür hindurchgeschoben. Kazuki wollte sich unter vier Augen mit ihm treffen. Akiko hatte Jack das Treffen ausreden wollen, aber Jack hatte sich verpflichtet gefühlt hinzugehen, obwohl er nicht wusste, was Kazuki von ihm wollte. Wäre er nicht hingegangen, hätte er als Feigling gegolten.
Außerdem wollte er Kazuki noch wegen Yori zur Rede stellen.
Kazuki trat einen Schritt näher, sodass er dicht vor ihm stand.
»Ich mag dich nicht, Gaijin«, fauchte er. Seine Augen unter den schweren Lidern waren schwarze Schlitze. »Ich mag auch nicht, wenn man mir vorwirft, ich hätte betrogen. Ich kann dich mühelos auch so besiegen.«
»Du bist ein dreister Lügner!«, rief Jack. »Wir wissen ganz genau, dass du betrogen hast!« Bei dem Gedanken an Yori, der fiebernd im Bett lag und dessen Bein auf das Doppelte seines sonstigen Umfangs angeschwollen war, kam ihm die Galle hoch.
»Ich bin kein Lügner«, stieß Kazuki empört hervor. »Ich betrüge nicht und, ein für alle Mal, ich stehle auch nicht! Beurteile mich nicht nach den Maßstäben eines Gaijin. Ich komme aus einer unbescholtenen Familie und bin von Geburt und Ausbildung ein Samurai. Im Unterschied zu dir.«
Er spuckte die letzten Worte förmlich
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