Samurai 3: Der Weg des Drachen
verlor er die Fassung.
»Und Sie seinen Sohn Tenno!«, rief Jack.
»Auge um Auge«, sagte der Ninja. Er hatte seine Beherrschung wiedergewonnen. »Aber das reicht mir noch lange nicht. Ich will alles auslöschen, seinen Fürsten, seine Familie, seine geliebte Schule und alles, wofür er als Samurai steht. Ihn selber werde ich nicht töten. Masamoto soll die Qualen erleiden, die ich all die Jahre ertragen musste. Er wird den Rest seines Lebens um das trauern, was er verloren hat. Dann bin ich endlich gerächt.«
Sensei Yamada hatte damals vor zwei Jahren im Zen-Garten Recht gehabt, dachte Jack. Er hatte gesagt, Rache sei etwas Selbstzerstörerisches. Sie hatte an dem Ninja gefressen, bis nichts mehr von ihm übrig wa r – außer Hass.
»Gib mir jetzt das Buch!«, verlangte Drachenauge.
»Auf keinen Fall!« Jack griff nach seinen Schwertern.
Er hatte beschlossen, sich dem Ninja zu stellen. Er wollte nicht mehr weglaufen und sich verstecken. Sein Schicksal sollte sich hier und jetzt ein für alle Mal entscheiden.
»Ich habe keinen Streit mit dir, Gaijin«, sagte der Ninja in einem plötzlichen Gesinnungswandel. »Ich bewundere dich sogar und gebe dir eine letzte Chance. Händige mir das Buch aus und ich lasse dich leben.«
Zugleich zog er ein gewaltiges Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken.
Kuro Kumo.
Schwarze Wolke, das letzte und beste Schwert aus der Hand des Schmiedes Kunitome. Der Stahl der Klinge funkelte im Licht der brennenden Burg.
»Mein letztes Angebot«, knurrte Drachenauge. »Komm zu mir. Ich lehre dich den Weg des Ninja.«
Jack hätte fast laut gelacht. »Ich werde nie ein Ninja werden!«, rief er. »Masamoto ist kein Mörder. Nur Sie sind einer. Sie haben meinen Vater getötet. Sie werden immer mein Feind sein.«
»Wie du willst«, sagte Drachenauge.
Wie ein Blitz sauste Schwarze Wolke durch die Luft.
Jack zog eilends beide Schwerter und fing den Schlag ab. Der in den Stahl seiner Schwerter eingravierte Namen leuchtete wie in direkter Herausforderung im flackernden Schein der Flammen auf.
Shizu.
Drachenauge fauchte wütend und versetzte Jack einen Tritt gegen die Brust. Jack wurde rückwärts gegen das Geländer des Balkons geschleudert. Unter ihm tobte die Schlacht, vor ihm holte Drachenauge zu einem tödlichen Schlag gegen seinen Hals aus.
Jack wehrte den Angriff mit dem Langschwert ab und nutzte die Wucht, mit der seine Klinge weggeschlagen wurde, zu einem Gegenangriff auf Drachenauges Kopf. Der Ninja duckte sich und vollführte einen Beinfeger. Er erwischte Jack am Knöchel, brachte ihn zu Fall und holte aus. Jack rollte hastig zur Seite. Der Ninja schlug nach ihm und sein Schwert schnitt durch die Bretter des Balkons, als seien sie aus Papier.
Jack sprang auf und griff seinerseits wieder an. Er schlug mit seinem Kurzschwert waagrecht und mit seinem Langschwert gleichzeitig senkrecht zu. Drachenauge brachte sich mit einem Salto rückwärts in Sicherheit. Jack setzte nach und der Ninja wich weiter zurück. Jack hatte ihn schon fast in eine Ecke getrieben, da stieß der Ninja mit dem Fuß eine Lampe um. Brennendes Öl lief über den Boden. Die Strohmatten fingen sofort Feuer und Flammen leckten an den Wänden. Das Wandgemälde warf Blasen.
»Masamoto hat dir einiges beigebracht«, spottete Drachenauge und wich Jack und dem sich ausbreitenden Feuer weiter aus. »Aber mit der Technik der beiden Himmel schiebst du deinen unvermeidlichen Tod nur hinaus.«
Blitzschnell stach er zu und hätte Jack fast durchbohrt. Im letzten Moment konnte Jack ihn jedoch abwehren und mit seinem Kurzschwert kontern. Er traf Drachenauge an der Brust und schlitzte ihm die Kleider auf. Eine blutige Linie zeichnete sich ab. Der Schnitt ging nicht tief, doch Drachenauge blickte an sich hinunter, erstaunt, dass er überhaupt verwundet worden war.
Jack nützte die Ablenkung sofort aus und riss sein Langschwert nach oben. Drachenauge reagierte blitzschnell und bog sich wie ein Schilfrohr im Wind vor der tödlichen Klinge zurück.
Doch nicht schnell genug.
Jacks Schwertspitze schnitt durch die Kapuze des Ninjas.
Bis dahin war Drachenauge für Jack ein einäugiger, gesichtsloser Albtraum gewesen. Jetzt stand er auf einmal mit entblößtem Haupt vor ihm.
Hattori Tatsuo hätte mit seinem ausgeprägten Kinn und den hohen Wangenknochen ein schöner Mann sein können, eine Zierde jedes japanischen Fürstenhofes. Doch sein Gesicht bot einen furchtbaren Anblick. Die Blattern, die er in seiner Jugend gehabt
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