Samurai 3: Der Weg des Drachen
Mitleid. »Ich gebe dir eine letzte Chance, mich zu bezwingen. Oder kannst du nicht mehr?«
Jack rappelte sich mühsam auf und schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden. Akiko hielt sich mit der Hand die Augen zu. Offenbar konnte sie Jacks Demütigung nicht mehr mit ansehen. Yamato schien stumm zu wünschen, Jack möge aufgeben, solange er noch konnte.
Jack wusste, dass Sensei Kyuzo nur mit ihm spielte, aber er war wütend und konnte der Versuchung nicht widerstehen, den sadistischen Lehrer ein letztes Mal herauszufordern. Er suchte die Wand nach einer Waffe ab, mit der er ihn in Schach halten konnte. Schließlich entschied er sich für eine Kette, an deren Ende ein Gewicht befestigt war.
Er ließ sie über seinem Kopf kreisen und näherte sich dem Sensei. Zu seiner Freude sah er Sensei Kyuzo sofort zurückweichen.
»Diese Waffe kann man nur sehr schwer unschädlich machen«, sagte der Sensei und wich noch weiter zurück. »Man kann sie nicht abblocken oder festhalten und ihr auch nur schwer ausweichen.«
Jack grinste. Er hatte Sensei Kyuzo zum ersten Mal in die Enge getrieben. Jetzt würde er ihn besiege n …
»Man kommt ihr nur mit einem kuki-nage bei«, rief Sensei Kyuzo und stürzte sich auf Jack. »Einem Luftwurf.«
Jack wirbelte die Kette so schnell herum, wie er konnte. Sensei Kyuzo drehte sich mit ausgestreckten Armen in den von der Kette beschriebenen Kreis, schlug Jack mit der führenden Hand gegen den Kopf und drückte ihn mit seinem eigenen Schwung nach unten. Mit der anderen Hand bekam er die Kette zu fassen und riss ihn vollends um. Unsanft landete Jack zum dritten Mal auf dem Boden. Sensei Kyuzo hielt seinen Arm in einem schmerzhaften Hebelgriff.
»Der Luftwurf basiert darauf, dass eine Kugel ihren Schwerpunkt immer in der Mitte hat«, erklärte Sensei Kyuzo. Er entwand Jack die Kette, behielt den Hebelgriff aber bei, obwohl Jack zum Zeichen seiner Unterwerfung bereits auf den Boden klopfte. »Man kann dem Schwung der Drehung in diesem Fall nicht widerstehen, sondern muss ihm folgen und den Angreifer umreißen.«
Jack klopfte lauter. Die Schmerzen in seinem Arm wurden unerträglich. Sensei Kyuzo beachtete ihn nicht.
»Ihr habt jetzt die vier Techniken gesehen, mit denen ihr arbeiten werdet. In der Schlacht können sie euch das Leben retten. Bildet Paare, wählt eine Waffe und übt miteinander.«
Endlich löste er seinen Griff und ließ Jack wie ein uninteressant gewordenes Spielzeug fallen.
Jack rieb sich das schmerzende Ellbogengelenk und ging zu Akiko und den anderen, die vor der Waffenwand standen.
»Warum lässt du dich von ihm provozieren?«, fragte Akiko und sah ihn besorgt an. In der Hand wog sie einen Speer.
»Ich habe mich nicht freiwillig als Opfer gemeldet«, protestierte Jack. »Er hat es auf mich abgesehen. Wenigstens weiß ich, auf welcher Seite er steht, wenn ein Krieg ausbricht.«
»Sag so etwas nicht, Jack«, schalt Akiko. »Du darfst seine Treue zu Masamoto-sama nicht infrage stellen. Wenn Sensei Kyuzo dich so reden hören würde, würde er dir eine Strafarbeit geben, die einen Monat lang dauert.«
Jack zuckte die Schultern. »Er bestraft mich auch so.«
»Ist die schwer«, ächzte Saburo. Er versuchte gerade, die schwere Keule hochzuheben. »Aber einen Schädel kann man damit schon einschlagen!«
Yamato ließ die Kette in der Hand schwingen. »Die Kette war keine schlechte Wahl, Jack, aber wenn du Abstand von Sensei Kyuzo wolltest, warum hast du nicht Pfeil und Bogen genommen?«
»Gute Idee«, keuchte Saburo mit der schweren Keule in der Hand. »Dagegen wäre er machtlos gewesen.«
»Wirklich?«, fragte der Sensei herausfordernd. Er war unbemerkt hinter Saburo getreten.
»Na j a … gegen einen Pfeil kann man sich nicht wehren«, stotterte Saburo. Er ließ die Keule krachend fallen.
»Es kommt nur darauf an, wie schnell man reagiert.«
»Aber wie kann man einen Pfeil anhalten?«, rief Saburo. Der gelangweilte Ton des Sensei verwirrte ihn.
»Mit den Händen.«
Saburo schnaubte ungläubig.
Sensei Kyuzo durchbohrte ihn mit einem wütenden Blick, doch dann merkte er, dass die anderen Schüler sich um sie versammelt hatten und ihn erwartungsvoll ansahen. Sie wollten alle wissen, wie das ging.
Sensei Kyuzo riss einen Bogen von der Waffenwand. »Ich brauche jemanden, der einen Pfeil geradeaus schießen kann. Akiko-chan, ich befehle dir, auf mein Herz zu schießen.«
Er ging zum anderen Ende des Butokuden, ohne Akikos Proteste zu beachten.
»Worauf
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