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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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praktische Demonstration der geistigen Künste.« Sensei Yamada schlug mit einem großen hölzernen Schlägel gegen die Schale. Ihr Ton hallte laut und klar und scheinbar endlos durch die Buddha-Halle. »Vielleicht ist es an der Zeit, euch kiaijutsu beizubringen.«
    Augenblicklich begannen die Schüler aufgeregt zu tuscheln. Jack sah sich verwirrt um.
    Saburo beugte sich zu ihm und flüsterte aufgeregt: »Das ist die geheime Kunst der sohei!«
    Die sohei waren die legendären Soldatenmönche des Klosters Enryakuji. Gerüchten zufolge konnten sie ihre Gegner ohne Waffe allein durch ihr Ki, ihre geistige Kraft, besiegen. Die Soldatenmönche waren zur mächtigsten buddhistischen Sekte aufgestiegen, bis der Samuraifeldherr Nobunaga sie vor vierzig Jahren mit einer Armee überfallen und das Kloster zerstört hatte. Angeblich hatte kein einziger Mönch überlebt. Doch Jack hatte herausgefunden, dass Sensei Yamada selbst einst ein sohei gewesen war. Bis jetzt wussten das nur er, Akiko und Saburo.
    Der Ton der Klangschale verebbte und die Schüler verstummten. Sensei Yamada hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Was bezweckt man beim Kämpfen mit einem kiai?«, fragte er.
    Eine ganze Reihe von Schülern meldete sich eifrig.
    »Ein kiai ist ein Schrei, der den Gegner einschüchtert«, sagte Kazuki.
    »Er hilft einem, sich auf den Angriff zu konzentrieren«, meinte Yamato.
    »Man verwirrt damit seine Feinde«, platzte Saburo heraus.
    Sensei Yamada zeigte auf Akiko, die geduldig wartete, bis sie an der Reihe war.
    »Er hilft einem, die Angst zu überwinden.«
    Sensei Yamada nickte und bedeutete den anderen Schülern, dass sie sich nicht mehr melden sollten.
    »Was ihr sagt, stimmt alles, doch beschreibt ihr nur das eigentliche Schreie n – das kakegoe. Ein kiai geht tiefer. Er ist der Ausdruck des Kampfgeistes in der Stimme.«
    Die Schüler sahen ihn verwirrt an.
    »Was muss man also tun?«, fragte Saburo eifrig. Jack lächelte in sich hinein. Er hatte seinen Freund im Unterricht bei Sensei Yamada noch nie so interessiert erlebt.
    »Man gibt seiner inneren Kraft Ki durch den Kampfschrei eine Richtung und greift damit das Ki des Gegners an. Wer kiaijutsu beherrscht, hat daran eine Waffe, die genauso tödlich sein kann wie ein Schwert.«
    Niemand hätte gewagt, laut Zweifel an Sensei Yamadas Behauptung zu äußern, aber viele sahen ihn misstrauisch an und einige schnaubten ungläubig.
    »Ihr glaubt mir nicht?«, fragte er. In seine Augen war ein listiges Funkeln getreten.
    Er ging zum entfernten Ende der Halle, drehte sich um, sodass er auf die Klangschale blickte, und holte tief Luft wie in Vorbereitung zur Meditation. Dann brach plötzlich ohne Vorwarnung ein Schrei aus ihm heraus, so heftig und unerwartet, dass einige Schüler erschrocken die Hand vor den Mund schlugen.
    Die Schale auf der anderen Seite der Halle klang, als hätte ein Hammer dagegengeschlagen.
    Die Schüler verstummten schlagartig.
    »Die Soldatenmönche haben geheime Mantras für die gefährlichsten kiai geschaffen«, erklärte Sensei Yamada. »Ich werde euch diese Worte beibringen, aber sie dürfen nur im Kampf verwendet werden. Mit einem kiai greift ihr den Kampfwillen eures Gegners an. Er bekommt einen solchen Schrecken, dass er verliert.«
    Jack wusste aus eigener Erfahrung, dass Sensei Yamada die unglaublichsten Kunststücke beherrschte. Zum Beispiel hatte er ihm den furchtbaren Schmetterlingstritt beigebracht. Doch das, was Sensei Yamada von kiai behauptete, klang für seine westliche Denkweise ganz und gar unfassbar.
    »Sensei«, sagte er und hob die Hand, »ein Mensch ist keine Klangschale. Wie kann man sich mit einem kiai gegen einen Angriff mit dem Schwert verteidigen?«
    »Du bist noch nicht überzeugt, nicht wahr?« Sensei Yamada lächelte verschmitzt. »Greif mich mit deinem bokken an.«
    Jack stand zögernd auf und näherte sich dem Zen-Meister. Er bereute inzwischen, seine Zweifel geäußert zu haben. Im Blick des Mönchs sah er den Geist der sohei.
    »Aber haben Sie nicht gesagt, man sollte den kiai nur im Kampf verwenden?«
    »Stimmt, aber keine Bange. Ich habe das schon oft gemacht. Ich werde dich nicht töten.«
    »Schade!«, murmelte Kazuki leise.
    Jack beachtete ihn nicht, zu sehr beschäftigte ihn, was Sensei Yamada ihm antun könnte.
    »Als ersten kiai lernt ihr ›Jah!‹«, führte Sensei Yamada aus, während Jack sein Schwert zog und sich zum Angriff vorbereitete. »Dieser Schrei steht für den Klang und die Kraft eines Pfeils,

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