Samurai 3: Der Weg des Drachen
außerdem unterschiedlich lange Holzstöcke. Rechts standen in einem Gestell Speere, mit denen man seinem Gegner auf verschiedene schreckliche Weisen das Leben nehmen konnt e – einige mit einfachen Spitzen, um ihn zu durchbohren, andere mit scharfen Schneiden zum Hacken und Zerstückeln. Einige besaßen auch dreigezackte Spitzen, mit denen man dem Gegner schwerste Verletzungen zufügen konnte.
Dazwischen hingen besondere Waffen. Jack war nicht überrascht, auch einen Fächer zu sehen. Eine Kunoichi, ein weiblicher Ninja, hatte ihn einmal mit einer solchen unschuldig aussehenden und doch tödlichen Waffe zu Tode prügeln wollen. Die Rippen des Fächers bestanden aus gehärtetem Eisen.
Außerdem gab es Kettenwaffen mit Gewichten an den Enden, Schwertlanzen mit gekrümmten Klingen, Sicheln und eine große, mit Eisen umhüllte und mit tückischen Stacheln besetzte Keule aus Eichenholz.
»Beeil dich!«, schimpfte Sensei Kyuzo. »Bis du dich entschieden hast, ist der Krieg schon ausgebrochen.« Der Schnurrbart unter seiner Nase zuckte ungeduldig.
Jack entschied sich für die Keule. Wenn Sensei Kyuzo unbedingt eine Waffe wollte, bitte sehr.
Die Keule war allerdings so schwer, dass er sie nicht hochheben konnte. Sie fiel krachend zu Boden und auf seinen Fuß. Er hüpfte vor Schmerzen im Kreis herum und die anderen Schüler kicherten und lachten.
»Um eine solche Keule zu schwingen, brauchst du richtige Muskeln, Gaijin«, schnaubte Sensei Kyuzo. »Nimm etwas, was deinen beschränkten Fähigkeiten entspricht.«
Wütend griff Jack nach der nächstbesten Waffe. Ein Kampfmesser.
Sensei Kyuzo hatte wie immer ihn ausgewählt, um eine neue Technik vorzuführen. Jack wusste, was gleich passieren würde. Er würde gedemütigt, getreten, geschlagen, festgehalten und durch die Halle geworfen werden. Diesmal kamen allerdings zum ersten Mal auch Waffen zum Einsatz. Bestimmt machten sie alles noch schlimmer.
»Dachte ich mir«, sagte Sensei Kyuzo. »Aber ich kann daran gut zeigen, wie man einen Gegner entwaffnet. Stoße es mir in den Bauch.«
Jack sah ihn überrascht an.
»Los!«, befahl Sensei Kyuzo.
Jack stieß zu. Sensei Kyuzo wich ihm aus, schlug Jack mit der Faust auf das Handgelenk und versetzte ihm zugleich einen Schlag gegen den Hals. Das Messer fiel zu Boden, im nächsten Augenblick folgte Jack.
»Wenn man jemanden entwaffnen will, muss man ihm zunächst ausweichen«, erklärte Sensei Kyuzo. Jack rang nach Luft. »Dadurch wendet man zumindest einmal die unmittelbare Gefahr ab.«
Jack stand langsam auf und rieb sich den Hals. Er war noch bei Bewusstsein. Sensei Kyuzo hatte demnach nicht mit voller Kraft zugeschlagen, aber auf jeden Fall stärker als nötig.
Er warf Akiko einen Blick zu. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt und schien empört darüber, wie der Sensei ihn behandelte.
»Wähle eine andere Waffe«, befahl der Sensei, ohne Jack Zeit zu geben, sich zu erholen.
Jack entschied sich für ein Holzschwert. Damit war er vertraut und konnte sich vielleicht an Sensei Kyuzo rächen.
Doch der Sensei schien genau zu wissen, wie Jack ihn angreifen würde, und konnte dem Schwert mühelos ausweichen. Er trat auf Jacks rechte Seite, fing Jacks Arm ab und drehte ihm den Unterarm auf den Rücken.
»Zweitens fügt man dem Angreifer Schmerzen zu. Damit lenkt ihr den Gegner ab und macht ihn vielleicht sogar kampfunfähig.« Sensei Kyuzo drückte stärker auf den Unterarm. Jack verzog das Gesicht vor Schmerzen. »Wenn ihr euren Gegner so festhaltet wie ich jetzt, könnt ihr mit dem Schwert nachsetzen und ihn töten.«
Er wand Jack den bokken aus der Hand und führte die Klinge zwischen Jacks Beinen nach oben. Anschließend zog er die Schwertspitze weiter bis zur Brust hinauf. Die anderen Schüler zuckten unwillkürlich zusammen. Sensei Kyuzo drückte zwar nicht fest zu, aber es tat trotzdem weh und Jack war froh, dass er kein stählernes Langschwert ausgewählt hatte.
»Wenn ihr dem Gegner drittens die Waffe auch noch abnehmen könnt, umso besser«, sagte Sensei Kyuzo, ohne Jacks Schmerzen zu beachten. »Greif mich jetzt mit einem Speer an.«
Wütend nahm Jack den gefährlichen Dreizack von der Wand und griff seinen Lehrer damit an. Der Lehrer wich den spitzen Zacken seelenruhig aus und trat Jack gegen die Schienbeine. Er packte den Speer, drehte ihn Jack aus den Händen und schlug ihm damit gegen das Kinn. Jack ging zum zweiten Mal zu Boden.
»Steh auf!«, rief Sensei Kyuzo spöttisch und ohne das geringste
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