Samurai 3: Der Weg des Drachen
Jack.
»Aber sicher. Genau das ist doch der Unterschied zwischen dem wahren Samurai und einem Gaijin wie dir.« Kazuki drückte stärker zu und ein Blutstropfen erschien auf Jacks Haut.
Jack spürte, wie der rasiermesserscharfe Stahl in sein Fleisch eindrang, und zog eine Grimasse. Er wollte weiter zurückweichen, konnte aber nicht. Kazuki grinste feindselig und seine Augen funkelten grausam.
»Dieses eine Mal werde ich dich verschonen«, sagte er und zog die Klinge zurück.
Jack tat einen unsicheren Seufzer der Erleichterung und erstarrte sofort wieder vor Schreck. Kazukis Schwert blitzte vor ihm auf, fuhr an seiner Nase vorbei und schnitt ihm über die linke Wange.
»Aber das bekommst du als Erinnerung daran, was dich erwartet!«
Kazuki ging und Jack blieb allein im Garten zurück. Blut lief ihm über das Gesicht, tropfte hinunter und hinterließ rote Flecken in dem makellos weißen Sand.
24
Der Spion
»Die Wunde blutet wieder«, sagte Takuan, als er und Jack ihre Pferde am folgenden Abend zum Stall der Schule zurückführten. »Sie muss beim letzten Galopp aufgegangen sein.«
Jack hob die Hand an seine Wange, über die sich eine feuerrote Linie zog.
»Wenn das verheilt ist, behältst du eine ansehnliche Narbe zurück«, meinte Takuan. »Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du dir die Wunde zugezogen hast.«
»Beim Üben der Technik der beiden Himmel«, antwortete Jack knapp.
»Gott sei Dank bin ich nicht in dieser Klasse!«
»Was meinst du?«
»Akiko hat sich auch schon im Unterricht verletzt.«
Jack starrte Takuan verständnislos an.
»Hast du nicht den Verband an ihrem Arm bemerkt?«
Jack schüttelte den Kopf. Soviel er wusste, hatte sich im Unterricht bisher niemand verletzt. Zwar hatte er nicht die Wahrheit über seine Wunde gesagt, aber warum sollte Akiko lügen? Und wo hatte sie sich überhaupt verletzt?
»Ich muss gehen«, sagte Takuan und gab Jack die Zügel seines Pferdes. »Es macht dir doch nichts aus, beide Pferde zu versorgen? Ich muss Akiko mit ihrem Haiku helfen.«
»Nein, natürlich nicht.« Jack zwang sich zu einem Lächeln.
»Danke. Das nächste Mal arbeiten wir dann an deiner Sitzhaltung.«
Takuan verbeugte sich und kehrte zur Schule zurück.
Jack sattelte die Pferde ab und leinte sie in ihren Boxen an. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen. Er musste sich beeilen. Bestimmt wartete Taro schon im Butokuden. Jack übte viel lieber mit dem Schwert als mit dem Pferd. Schon die erste gemeinsame Stunde mit Taro hatte ihm sehr geholfen. An ihrem Ende hatte er den Flint-und-Funken-Schlag schon fast beherrscht. Taro war der geborene Lehrer, sie hatten deshalb vereinbart, sich jeden Abend zu treffen, um den ersten Erfolg auszubauen. Beim Frühstück an diesem Morgen hatte er Akiko von Taro vorgeschwärmt, in der Hoffnung, sie würde ebenfalls mitmachen, aber vergeblich. Sie hatte schon eine Verabredung. Jetzt wusste er auch, mit we m – Takuan.
Er gab gerade noch etwas zusätzliches Heu in die Futtertröge der Pferde, da hörte er, wie die Hintertür des Stalls geöffnet wurde.
»Was hast du herausgefunden?«, fragte die heisere Stimme eines Mädchens leise.
»Mein Vater hat mir gesagt, dass Daimyo Kamakuras Armee schon fünfzigtausend Mann stark ist.«
Jack erkannte Kazukis Stimme sofort.
»Fünfzigtausend!«, rief das Mädchen aufgeregt.
Jack schlich leise in eine angrenzende leere Box und spähte durch einen Spalt im Holz. Kazuki saß neben Moriko, deren bleiches Gesicht geisterhaft durch das Dunkel leuchtete.
»Unser Fürst ist also zum Angriff bereit«, sagte Moriko eifrig. »Dann können wir den Gaijin jetzt erledigen und vernichten wie eine Ratte!«
»Noch nicht!«
Moriko sah Kazuki verwirrt an.
»Keine Sorge, der Gaijin entgeht seinem Schicksal nicht. Er hat jetzt zur Erinnerung daran eine Narbe im Gesicht.« Kazuki fuhr sich hämisch grinsend mit dem Finger über die linke Wange.
Morikos Augen leuchteten schadenfroh auf. »Dann sieht er noch hässlicher aus!«
Die beiden lachten über die Vorstellung und Jack spürte, wie seine Wunde pochte. Ausgerechnet Moriko findet mich hässlich, dachte er. Mit ihren schwarzen Zähnen!
»Aber wann wird Daimyo Kamakura zuschlagen? Wann kann die Skorpionbande loslegen?«
»Geduld, Moriko«, sagte Kazuki und legte die Hand auf ihr Knie. »Der Fürst wartet noch darauf, dass weitere Samurai sich ihm anschließen. Mein Vater sagte, Daimyo Satake von der Provinz Dewa sei kürzlich zu ihm gestoßen. Aber Daimyo
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