Samurai 3: Der Weg des Drachen
Kamakura braucht die Hilfe aller Fürsten des Nordens.«
»Warum? Er hat doch schon genug Samurai, um die Gaijin aus unserem Land zu vertreiben.«
»Aber noch nicht genug, um sich zum Herrscher des Landes zu machen.«
»Die Gerüchte sind also wahr?«, flüsterte Moriko.
Kazuki nickte.
»Woher weißt du das?«
»Mein Vater ist ein enger Vertrauter Daimyo Kamakuras.« Kazuki beugte sich näher zu Moriko und senkte die Stimme verschwörerisch. »Ich wurde auf Befehl von Kamakura persönlich mit einem ganz besonderen Auftrag betraut.«
»Was musst du tun?« Moriko klang ehrfürchtig.
»Der kluge Falke verbirgt seine Krallen.«
Moriko sah ihn verwirrt an. »Das verstehe ich nicht.«
»Ein großer Krieger zeigt seine wahre Stärke erst, wenn die Zeit gekommen ist. Aber dann wird Daimyo Kamakura mich für meine Dienste belohnen.«
»Womit?«
»Mit einer eigenen Burg!«
Moriko konnte ihre Begeisterung nur mühsam zügeln.
»Du wärst ein Daimyo!«, rief sie.
Jack hatte genug gehört. Akiko hatte gesagt, die Familie Oda kämpfe auf der Seite von Daimyo Takatomi, doch das stimmte nicht mehr. Er musste sofort Masamoto davon verständigen.
Unbemerkt schlich er aus dem Stall und machte sich eilig auf den Rückweg zur Schule.
Auf dem Hof sah er, wie sein Vormund gerade zusammen mit Sensei Yamada in der Buddha-Halle verschwand. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte er die Treppe hinauf. Die beiden standen in ein Gespräch vertieft vor dem großen bronzenen Buddha. Jack stürzte durch die Tür zu ihnen.
»Ich habe drüben im Stal l … Kazuki reden gehör t …«, keuchte er atemlos. »Sein Vater steht auf Daimyo Kamakuras Seit e …«
»Das wissen wir«, fiel Masamoto ihm mit erhobener Hand ins Wort.
Jack schwieg entgeistert.
Die beiden Samurai wechselten einen ernsten Blick, dann sagte Sensei Yamada: »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, als ihn einzuweihen.«
Masamoto wandte sich an Jack. »Wir vertrauen dir jetzt ein Geheimnis an, das niemand erfahren darf. Hast du verstanden?«
Jack verbeugte sich zum Zeichen, dass er sich des Ernstes der Lage bewusst war.
»Oda-san steht in Wirklichkeit auf unserer Seite«, fuhr Masamoto fort. »Er informiert uns über Daimyo Kamakuras Pläne.«
»Kazukis Vater ist ein Spion?«
Masamoto nickte. »Um zu verhindern, dass Kamakura Verdacht schöpft, musste Oda-sans ganze Familie ihm Treue geloben, auch Kazuki-kun. Sie alle wissen nichts davon.«
Auch Kazuki glaubte fest, dass sein Vater Daimyo Kamakura diente, dachte Jack. Das machte ihn gefährlich.
Masamoto sah ihm an, was er dachte. »Mach dir keine Sorgen wegen Kazuki. Oda-san wird seinem Sohn die Wahrheit sagen, wenn die Zeit gekommen ist. Bis dahin darfst du allerdings niemandem ein Sterbenswörtchen verraten. Wenn Daimyo Kamakura davon erfährt, lässt er Oda-san und seine Familie sofort hinrichten.«
Jack nickte. »Ich verspreche, dass ich nichts sage. Aber wenn Sie wissen, dass Daimyo Kamakura die Macht übernehmen will, warum hält der Rat der Regenten ihn nicht auf?«
»Es ist nicht so einfach«, sagte Masamoto. »Wir wissen zwar, dass es in dem bevorstehenden Konflikt nicht nur um den Glauben geht, aber Daimyo Kamakura erklärt öffentlich, er sei lediglich daran interessiert, die Christen und Ausländer zu vertreiben. Der Daimyo ist ein wichtiges Ratsmitglied und behauptet, in Satoshis bestem Interesse zu handeln. Er verkündet, dass er Japan gegen die angebliche Bedrohung durch die Gaijin verteidigt und im Namen des Kaisers kämpft.«
»Aber er tötet unschuldige Menschen. Reicht das nicht, um gegen ihn einzuschreiten?«
Masamoto schüttelte traurig den Kopf.
»Leider nein«, seufzte er. »Daimyo Kamakura ist geschickt wie ein Schachspieler. Solange er nicht gegen einen japanischen Daimyo ins Feld zieht, kann ihm niemand etwas anhaben. Sonst erscheinen die Regenten als Angreifer. Wenn wir einen Konflikt beginnen, sind wir die Feinde des Kaisers.«
»Der Krieg ist also unausweichlich«, sagte Jack.
»Nicht unbedingt. Alles hängt davon ab, ob Daimyo Kamakura genügend Unterstützung findet. Er hat eine große Armee, stellt aber noch keine Bedrohung für die vereinten Streitkräfte der anderen Regenten dar.«
Jack war sich da trotz Masamotos Versicherung nicht so sicher.
Etwas anderes stand dagegen schon jetzt fest: Ein Krieg würde ihm bei seiner Suche nach dem Portolan nicht helfen. Masamoto, dessen Nachforschungen bisher noch zu keinem Ergebnis geführt hatten, würde dem Logbuch keine
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