Samurai 3: Der Weg des Drachen
sie. Die anderen Lehrer besprachen sich mit Masamoto und Yoshioka in der Halle des Phönix.
»Warte, bis unsere Eltern davon erfahren!«, sagte Taro gerade, als Jack und Akiko eintraten.
Er stand über einen Tisch gebeugt, auf dem sein Bruder Saburo lag. Saburos Schulter war verbunden, durch die Binde sickerte ein wenig Blut.
»Lass Saburo in Ruhe, Taro«, rief Jack. »Er hat genug durchgemacht.«
»Ich mache ihm doch gar keine Vorwürfe, Jack. Saburo wird für meine Eltern ein Held sein. Er hat sich für einen anderen Samurai geopfert.«
Saburo grinste stolz. »Und ich werde eine richtige Narbe haben!«
»Du musst jetzt ausruhen«, befahl Kiku. Sie gab ihm einen Schluck Wasser zu trinken und wischte ihm die Stirn ab.
»Weiß eigentlich jemand, was überhaupt los ist?«, fragte Yori.
Yamato nickte. »Ein Schüler der Yoshioka Ryu sagte, es hätte überall in der Stadt Überfälle gegeben. Das ist der Beginn von Daimyo Kamakuras Aufstand.«
»Aber warum haben die Schüler und Lehrer der Yoshioka Ryu uns geholfen?«, fragte Jack.
»Yoshioka-san ist ein treuer Untertan von Daimyo Takatomi«, erklärte Taro. »Seine Pflicht gegenüber seinem Herrn wiegt schwerer als sein persönliches Zerwürfnis mit Masamoto-sama. Wahrscheinlich erhielt er den Befehl, uns zu helfen. Und indem er uns rettete, hat er die Schmach seiner Niederlage gegen Masamoto-sama wiedergutgemacht.«
Die Schiebetür nahe dem Kopftisch der Halle flog auf und Masamoto und die Lehrer traten ein. Die Schüler unterbrachen ihre Tätigkeit und knieten sich hin. Masamoto nahm in der Mitte des Podests Platz, legte seine Schwerter neben sich und betrachtete die Schüler streng. Seine vernarbte Gesichtshälfte leuchtete tiefrot und über seinem rechten Auge klaffte eine tiefe Schnittwunde. Neben ihm saß Sensei Hosokawa mit einem Druckverband am linken Oberarm. Angespanntes Schweigen kehrte in der Halle ein.
»Daimyo Kamakura hat uns den Krieg erklärt«, begann Masamoto.
Die Schüler, die noch unter dem Schock der Kämpfe standen, starrten ihn wie betäubt an. Yori warf Jack einen nervösen Blick zu. Seine schlimmste Befürchtung war Wirklichkeit geworden.
»Er kämpft jetzt nicht mehr nur gegen Ausländer und Christen, sondern gegen jeden Daimyo und Samurai, der sich seiner Herrschaft nicht beugt, unabhängig davon, ob er Ausländer duldet oder nicht. Soviel wir wissen, hat er an verschiedenen Orten in Japan gleichzeitig zugeschlagen. Die Stadt Nagoya ist gefallen, der Tokaido steht unter seiner Kontrolle und seine Armee marschiert in diesem Augenblick in unsere Richtung. Wir haben Nachricht erhalten, dass die Samurai, die dem Rat der Regenten und unserem künftigen Herrscher Hasegawa Satoshi treu dienen, sich in der Burg von Osaka versammeln. Von dort wollen sie dem Rebellen entgegenziehen und ihn vernichten. Auf Befehl von Daimyo Takatomi brechen wir noch heute nach Osaka auf.«
Die Vorbereitungen waren um die Mittagszeit abgeschlossen. Pferde wurden gesattelt, Proviant eingepackt und Waffen ausgegeben. Nicht alle Schüler kamen mit. Die jüngeren wurden zu ihren Familien zurückgeschickt, die verwundeten sollten in der Schule bleiben, bis sie wieder kämpfen konnten. Der Rest war im Hof angetreten und wartete auf den Befehl zum Aufbruch.
»Gambatte«, wünschte Saburo seinen Freunden alles Gute. Er hatte sich trotz Kikus Protesten unbedingt von ihnen verabschieden wollen. Steif verbeugte er sich. Kiku, die freiwillig angeboten hatte, dazubleiben und die Verwundeten zu versorgen, wischte sich eine Träne aus dem Auge und verbeugte sich ebenfalls. Akiko, Yamato und Yori erwiderten die Verbeugung. Saburo zog Jack an sich und umarmte ihn ungeschickt. Die Schmerzen in seiner Schulter ließen ihn zusammenzucken. »Sei vorsichtig«, sprudelte es aus ihm heraus. »Tu nichts Dummes. Nimm dich vor Ninjas in Acht. Iss immer alles au f …«
»Du wirst mir auch fehlen, Saburo«, sagte Jack aufrichtig. Er grinste. »Jetzt habe ich niemanden mehr, der für mich Pfeile auffängt!«
Saburo lachte. Dann trat er zurück und wurde wieder ernst. »Pass gut auf dich auf, mein Freund.«
»Osaka und Sieg!«, brüllte Sensei Hosokawa. Die Kolonne der jungen Samurai setzte sich in Bewegung und marschierte durch das Schultor.
Jack schulterte sein Gepäck. Ob er je zur Niten Ichi Ryu zurückkehren würde? Er sah sich um. Im mächtigen Butokuden hatte er das Schwert besiegt und für Sensei Kyuzo täglich im waffenlosen Kampf als Trainingspartner herhalten müssen.
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