Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
Wasser zu atmen. Außerdem passt er gut in die Umgebung und erschwert es dem Gegner, euch zu entdecken. Aber was tun, wenn kein Schilfrohr zur Hand ist?«
»Man kann auch die Schwertscheide dazu verwenden«, sagte Shiro, der neben Miyuki saß und gedankenverloren Grasbüschel ausriss.
Tenzen bemerkte Jacks fragenden Blick und hob sein Schwert hoch. Er zeigte Jack das Ende der Schwertscheid e – sie hatte dort ein kleines Atemloch im Unterschied zur Scheide von Jacks Samuraischwert, die unten rund und geschlossen war.
»Auch zur Verteidigung kann man das Wasser nutzen«, fuhr Soke fort. »Man zieht den Gegner in einen Fluss und zwingt ihn, im Wasser zu kämpfen. Die Samurai werden von ihrer schweren Rüstung nach unten gezogen, was uns einen Vorteil verschafft. Zur Verbesserung eurer kämpferischen Fähigkeiten mit und ohne Waffe im Wasser werdet ihr im Teich üben.«
Jack hoffte, dass er dabei nicht wieder Miyuki als Partnerin zugeteilt bekam. Sie würde wahrscheinlich nur versuchen, ihn zu ertränke n – »aus Versehen« natürlich.
»Man kann Wasser auch als Schild verwenden. Um das vorzuführen, brauche ich deine Hilfe, Tenzen.«
Tenzen zog sich bis auf das Tuch um seine Hüften aus. Soke ging zu dem Baum mit den herunterhängenden Ästen. Am Stamm lehnten ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen.
»Auf der Flucht werdet ihr von den Feinden vielleicht beschossen, ihr müsst deshalb lernen, ihren Pfeilen und Kugeln auszuweichen.«
Zu Jacks großer Verblüffung hob der Großmeister den Bogen hoch, legte einen Pfeil an und zielte auf Tenzen.
Tenzen sprang in den Teich und schwamm rasch unter der Wasseroberfläche dahin. Soke schoss. Der Pfeil schnitt durch das Wasser und schien Tenzen zu treffen, doch Tenzen schwamm weiter. Soke schoss zwei weitere Pfeile, doch Tenzen schwamm auch diesmal weiter und stieg am gegenüberliegenden Ufer unverletzt aus dem Wasser.
»Jetzt du, Jack«, rief er.
»Ich?« Jack erschrak. Tenzen war nicht getroffen worden, aber der wusste auch, was er tun musste.
»Los«, drängte Hanzo. »Tengu sind unsterblich!«
Jack sah ihn zweifelnd an.
»Der Samurai hat Angst«, spottete Miyuki.
Jack merkte, dass er keine andere Wahl hatte, wenn er nicht das Gesicht verlieren wollte. Er zog sich aus und trat ans Ufer.
»Das Wasser ist bestimmt wieder eisig«, murmelte Shiro. Jack machte sich bereit.
Soke hatte bereits einen Pfeil aufgelegt. »Achte darauf, tief unterzutauchen«, sagte er. Er spannte den Bogen und zielte.
Offenbar wollte der Alte ihn tatsächlich erschießen! Jack atmete dreimal tief ein und stürzte sich in das eisige Wasser des Teichs. Die Kälte betäubte ihn anfangs, doch dann sah er einen Pfeil über seinen Kopf hinwegschießen und begann mit den Beinen zu strampeln. Er musste unbedingt tiefer tauchen.
Beim Schwimmen spürte er, wie ein Pfeil seinen Rücken traf. Zum Glück schwamm er bereits so tief, dass der Pfeil seinen Schwung verloren hatte und ihn nicht verletzte. Trotzdem machte er ihm schmerzhaft bewusst, wie gefährlich diese Übung war. Er schwamm weiter, weil er nicht riskieren wollte aufzutauchen. Seine Lunge begann vor Anstrengung zu brennen. Er brauchte unbedingt Luft. Wie er es gelernt hatte, unterdrückte er das instinktive Bedürfnis zu atmen und zwang sich weiterzuschwimmen.
Ein Pfeil streifte sein Bein, er spürte ihn diesmal aber viel schwächer. Der dunkle Schatten des Ufers kam näher. Jack durchbrach die Wasseroberfläche und schnappte nach Luft. Er kletterte an Land und fiel zu Boden, atemlos und zutiefst verstört von dem Erlebten.
»Gut gemacht«, lobte Tenzen und klopfte ihm auf den Rücken.
»Soke spinnt!«, keuchte Jack.
Tenzen nickte. »Normalerweise verwendet er immer Pfeile mit stumpfen Spitzen.«
Sie legten sich ans Ufer und ließen sich von der Sonne trocknen, während die anderen Schüler sich an die gefährliche Überquerung machten. Auf den Feldern waren keine Bauern zu sehen.
»Wann arbeitet ihr eigentlich auf den Feldern?«, fragte Jack.
Tenzen lächelte.
»Im Sommer hat es der Reisbauer am besten«, sagte er. »Im Frühjahr wird gepflanzt und dann übernimmt die Natur. Man braucht nur noch ein wenig zu bewässern und ab und zu Unkraut zu jäten, ansonsten kann man dem Reis beim Wachsen zusehen. Zumindest in den Pausen, in denen wir nicht trainieren. Aber zur Erntezeit Ende des Sommers arbeiten wir dann von früh bis spät.«
»Und das macht überhaupt keinen Spaß«, stöhnte Shiro und ließ sich atemlos vom Tauchen
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