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Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)

Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)

Titel: Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Striemen. Links von Jack stand über einem Feuer ein gewaltiger schwarzer Kessel, in dem kochendes Wasser brodelte. Jack nahm nicht an, dass Gemnan darin Essen zubereitete.
    Am anderen Ende des Hofes stand Unheil verkündend ein hölzernes Kreuz. Es war leer und sein Schatten schien Jack entgegenzukriechen wie die Hand eines Skeletts.
    »Folge mir«, befahl Gemnan.
    Jack stand auf. Eine Wache stieß ihn unsanft in den Rücken und er stolperte einige Schritte vorwärts. Es war, als sei er in einem Albtraum gelandet, der Garten eine Vision der Hölle auf Erden.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Gaijin«, sagte Gemnan. »Wir haben heute Morgen schon Schwerter getestet.«
    »An was?«, fragte Jack und wich erschrocken einer Blutlache aus, die in der Mittagshitze trocknete.
    »An Gefangenen. Uns sind die Leichen ausgegangen.«
    Er sah Jacks entsetztes Gesicht und lachte roh.
    »Keine Sorge, mit dir habe ich etwas anderes vor.«
    Er führte Jack an einem großen, in den Boden eingelassenen Eisengitter vorbei. Von unten drang ein erbärmliches Stöhnen herauf. Jack blickte in eine große, stinkende Grube, in der von Fliegen umsummt einige ausgemergelte Männer lagen.
    »Hier unten liegt ein Toter!«, rief einer der Unglücklichen.
    »Wenn du nicht still bist, liegt bald noch einer da«, erwiderte Gemnan und spuckte auf ihn hinunter.
    Obwohl der Gefangene in einem erbärmlichen Zustand war, riss er bei dem ungewöhnlichen Anblick des blauäugigen, blonden Jungen die Augen auf.
    Gemnan ging zu dem Holzkreuz und Jack sah sich in Panik nach einer Fluchtmöglichkeit um. Doch die beiden Wachen hinter ihm ließen ihn nicht aus den Augen und hatten die Hände an die Schwerter gelegt. Er hätte keine Chance gehabt, sie hätten ihn sofort niedergehauen.
    »Für einen Christen wie dich wäre das Kreuz eine passende Strafe«, überlegte Gemnan und weidete sich an Jacks wachsender Angst. »Vielleicht machen wir das zum Schluss. Bis dahin soll ich dich gut behandeln. Du bekommst sogar ein Privatgemach.«
    Er zog einen Schlüsselbund heraus, ging zu einem kleinen Eisenkäfig in der Ecke des Hofes und schloss die Tür auf. »Dein Zimmer für heute Nacht«, sagte er und verbeugte sich mit einer einladenden Handbewegung.
    Bevor Jack sich wehren konnte, hatten ihn die Wachen schon gepackt und in den Käfig gestoßen. Er fand darin kaum Platz und konnte weder aufrecht stehen noch liegen. Auch Umdrehen war kaum möglich. Er hockte sich hin. Der Käfig stand ungeschützt in der prallen Sonne.
    »Würdest du gern noch etwas Wasser trinken, bevor ich gehe und dich nachdenken lasse?«, fragte Gemnan.
    Jack nickte vorsichtig. Das hämische Grinsen erschien wieder auf dem Gesicht seines Kerkermeisters.
    »Das dachte ich mir.« Gemnan lachte. »Morgen wirst du mich darum geradezu anflehen.«
    Er befahl einer Wache, bei Jack zu bleiben, für den Fall, dass dieser reden wolle, und fügte hinzu: »Hoffentlich redet er nicht. Ich wüsste zu gern, wie lange ein Gaijin im Kessel überlebt.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal zu Jack um. »Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Willst du wissen, warum du erwischt wurdest?« Er fixierte Jack mit seinem Schlangenblick. »Ein Ninja hat dich verraten.«

34
Fingernadelstoß
    Das Geschrei hatte den ganzen Nachmittag angedauert. Jack fürchtete, dass es ihm bis an sein Lebensende in den Ohren gellen würde. Man hatte den Mann, der am Baum gehangen hatte, heruntergeholt und in den Kessel mit kochendem Wasser geworfen.
    Gemnan hatte danebengestanden und fasziniert zugesehen, wie der Mann langsam starb. Jack war von dieser Lust an der Quälerei speiübel geworden. Er wusste, dass ihm bei Sonnenaufgang das gleiche Schicksal drohte. Seine Gedanken waren in Aufruhr. Hatte ihn tatsächlich ein Ninja verraten?
    Er traute es Momochi durchaus zu. Momochi hatte unbedingt mit Akechi verhandeln wollen. Aber warum hatte der Daimyo ihn dann nach der Lage des Dorfes gefragt? Und wie hätte Momochi Akechi so schnell benachrichtigen sollen? Er hatte ja erst im letzten Augenblick erfahren, dass Jack an dem Einsatz teilnehmen würde. Vielleicht hatte Momochi Miyuki beauftragt, die Wachen zu informieren. Doch das erschien Jack für jemanden, dem die Sicherheit seines Dorfes so am Herzen lag, reichlich verwegen. Momochi musste wissen, dass Jack die Position des Dorfes bestimmen konnte, wenn er die anderen begleitete, und dass er bei seiner Gefangennahme verhört werden würde. Vielleicht hatte Miyuki ja aus

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