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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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nicht zuerst die Leiche beseitigen?«, fragte Ronin seinen neuen Herrn, der sich anschickte, seiner herzlosen Frau zu folgen.
    »Das können wir später erledigen«, erwiderte der Händler ungeduldig. »Zieh ihn vom Weg herunter. Sollen die Krähen seine Leiche fressen.«
    Ronin rollte Jacks leblosen Körper in den Graben und eilte seinem Herrn hinterher.

18
Onryo
    Jack lag im Graben. Er atmete nicht mehr und von seinen Augen war nur das Weiße zu sehen. Die Stelle, an der Ronins Schwert ihn durchbohrt hatte, bedeckte ein dunkelroter, feuchter Fleck. Über ihm erschien Hanas besorgtes Gesicht. Hastig kniete sie sich neben seinen leblosen Körper.
    »Jack!«, flüsterte sie erschrocken und drückte die Hand an die Wunde. »Du bist doch nicht tot … oder?«
    Jack drehte sich langsam in ihre Richtung und fing an zu grinsen. »Für einen Augenblick glaubte ich fast selbst, ich sei es.«
    Hana seufzte erleichtert. »Du hast wirklich so ausgesehen.«
    »Ich habe es ja auch oft geübt.« Jack setzte sich auf und rieb sich das Kinn an der Stelle, an der Ronin ihn getroffen hatte. Hana hielt die Antwort für einen Scherz, aber Jack hatte von seiner Ausbildung im Ninjutsu gesprochen, zu dessen geheimen Künsten es auch gehörte, sich tot zu stellen. Genüsslich begann sie ihre Finger abzulecken, an denen Jacks »Blut« hing. »Fast schade um die manju mit den roten Bohnen.«
    Jack zog seine Kleider von der falschen Wunde, entfernte die Überreste der Dampfnudeln und vergewisserte sich, dass Ronin ihn mit seinem Schwert nicht wirklich verletzt hatte.
    »Das war vielleicht ein Kampf«, sagte Hana und in ihrer Stimme schwang Anerkennung mit.
    »Er musste ja schließlich überzeugend wirken.« Jack stand auf. »Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Ronin so heftig angreifen würde. Wo ist das Reismehl, das er gekauft hat?«
    Hana zog einen kleinen Stoffbeutel hervor und bestäubte Jacks Haare und Gesicht, bis er totenblass war.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Jack.
    Hana grinste. »Als könnte man dich gleich in den Ofen schieben!«
    Jack schüttelte unglücklich den Kopf. »Dachte ich mir. Das ist doch albern. Wer hält mich schon für einen Geist?«
    Hana unterdrückte ihr Grinsen und wurde wieder ernst. »Es wird schon klappen. Vor einem onryo haben alle Angst.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Jack. Sie machten sich auf den Weg zum Haus des Händlers. »Sonst stecken wir erst recht in Schwierigkeiten.«
    Ronins Plan basierte auf dem Aberglauben des Händlers und seiner Frau. Ein onryo war ein rachsüchtiger Geist. Jeder, der unrechtmäßig oder durch Gewalt gestorben war, so hatte Ronin erklärt, könne zu einem onryo werden, wenn man ihn nach dem Tod nicht in einen Schrein einschließe. Diese Rachegeister suchten die Lebenden heim und stürzten sie ins Unglück. Vertreiben konnte man sie nur, indem man Wiedergutmachung für begangenes Unrecht leistete und ihre sterblichen Überreste anständig beerdigte.
    Hana und Jack warteten im Schutz der Bäume, bis im Haus alle Lichter gelöscht worden waren.
    »Jetzt ist es gleich so weit«, flüsterte Hana und bestäubte Jacks Hände mit dem Rest des Mehls. »Viel Glück!«
    »Glück allein wird nicht reichen«, erwiderte Jack zweifelnd. Er war nicht ganz bei Trost gewesen, als er sich von Ronin zu einem so albernen Plan hatte überreden lassen. Ronin war betrunken gewesen, Jack selbst hatte leider keine entsprechende Entschuldigung.
    Hinter einem Fenster im Oberstock flackerte drei Mal eine Kerze. Es war zu spät für einen Rückzieher. Ronin hatte das vereinbarte Zeichen gegeben.
    Im fahlen Licht des Mondes rannten sie über die Straße und kletterten über die Mauer. Auf dem Weg durch den Garten sah Jack sein Spiegelbild im Teich und bekam fast einen Herzanfall. Sein Gesicht sah aus wie eine Maske aus altem Pergament. Die Bohnenmasse war zu einem dunklen Rot getrocknet, das sich nur umso stärker von dem mit Mehl bestäubten Kimono abhob, der nur noch in Fetzen an ihm zu hängen schien.
    Doch zum ersten Mal schöpfte Jack auch ein wenig Hoffnung. Vielleicht ging ihr Plan doch auf.
    Hana zog ihn weiter und sie kletterten den Balkon hoch. Jack spürte eine frische Brise und erste verräterische Regentropfen. Über ihnen braute sich ein Unwetter zusammen. Sie mussten rasch handeln. Er machte sich bereit und nickte Hana zu.
    Mit einer schnellen Handbewegung riss Hana die Schiebetür zum Schlafzimmer auf und im selben Moment begann Jack, dramatisch den Mond anzuheulen. Von

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