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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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drinnen ertönten entsetzte Schreie. Der Händler und seine Frau saßen kerzengerade auf ihren Futons. Als sie den Geist des Gaijin erblickten, wurde aus ihrem Schrecken Panik.
    »Gebt sie zurück! Gebt sie zurück! Gebt sie zurück!«, krächzte Jack geisterhaft und ließ seine Stimme wie den Wind heulen.
    Der Händler hatte sich als Erster wieder gefasst.
    »W-w-was willst du?«
    Jack streckte seine Hand aus und zeigte auf den Kopf der Frau. »Die Perle! Die Perle! Die Perle!«
    Die Frau kroch ans hintere Ende des Zimmers. Ihr Geschrei weckte den Rest des Hauses. Wie auf ein Stichwort flog die Tür zum Gang auf und Ronin eilte mit gezücktem Schwert herein.
    »Aber … ich habe dich doch getötet!«, rief er mit schreckverzerrtem Gesicht.
    »Rache! Rache! RACHE !«
    Im selben Moment explodierte am Himmel ein gezackter Blitz. Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können. Jack hob sich als gespenstisch schwarzer Schatten vom gleißenden Licht ab. Ein gewaltiger Donnerschlag erschütterte das Haus in seinen Grundfesten und dann öffnete der Himmel seine Schleusen.
    Jack spürte bereits, wie ihm das Reismehl vom Gesicht gespült wurde und die rote Bohnenpaste an seinen Kleidern hinunterlief. In Panik stellte er fest, dass seine geisterhafte Erscheinung sich vor aller Augen aufzulösen begann. Doch da kreischte die Frau auch schon.
    »Sein Gesicht löst sich auf! Sein Gesicht …«
    Jack nutzte die Sinnestäuschung sofort aus und heulte dumpf: »Dasselbe wird mit dir geschehen! Gib die Perle zurück!«
    Die Frau begann hysterisch zu jammern.
    Jack beschloss, dass es reichte. Bevor seine Verkleidung sich im Regen vollends auflöste, gab er Hana ein Zeichen. Hana warf die Tür wieder zu und sie kletterten rasch aufs Dach hinauf. Im nächsten Moment flog die Tür wieder auf und Ronin stürzte heraus.
    »Der onryo  … ist weg!«, rief er wie von Grauen geschüttelt. »Aber er kommt wieder … das ist immer so!«

19
Zu dritt
    Jack betrachtete andächtig die schwarze Perle in seiner Hand.
    »Die Frau des Händlers hat mich buchstäblich angefleht, sie fortzuschaffen«, erklärte Ronin mit einem spitzbübischen Grinsen. Er setzte sich neben Jack in die Mitte des Speichers und nahm sich von dem kalten Reis, den er zum Frühstück gekauft hatte.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie darauf reingefallen sind«, erwiderte Jack, unfähig, den Blick von Akikos Perle abzuwenden, aus Angst, es könnte sich bloß um einen Traum handeln.
    »Hast du ihre Gesichter gesehen?«, rief Hana. Sie verzerrte wie in Panik das Gesicht und ahmte die Stimme der Frau nach. »Er löst sich auf!«
    Von Lachen überwältigt, wälzte sie sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Jack hingegen fühlte sich fast ein wenig schuldig. Doch er sagte sich, dass ja niemand verletzt und nichts gestohlen worden war und dass er die Perle wiederhatte. Es war ein raffinierter Plan gewesen. Nicht einmal die Polizei würde sie suchen. In Ronin steckte ganz gewiss mehr, als man auf den ersten Blick sah.
    »Danke, Ronin, ich stehe in deiner Schuld«, sagte er und steckte die kostbare Nadel sorgfältig an der Innenseite seines Kimonos fest.
    Der Samurai machte als Antwort eine kleine Verbeugung, aß den letzten Reis, spülte ihn mit einem großen Schluck Sake hinunter und blickte durch die Tür auf den heller werdenden Himmel. »Der Regen lässt nach. Wir sollten aufbrechen.«
    »Aber wird der Händler nicht Verdacht schöpfen, wenn du verschwindest?«, fragte Jack.
    »Ich habe ihm geraten, zu seinem Schutz einen Priester einzustellen. Samurai kämpfen nicht gegen Geister!« Ronin stand auf. »Aber als letzten Dienst habe ich mich bereit erklärt, die Perle zurückzugeben und deine Leiche zu begraben.«
    Er schnaubte belustigt und hob die Reisweinflasche auf. »Bereit?«
    Jack nickte und schob die zerrissenen, alten Kleider unter einen verrotteten Strohhaufen. Er hatte stattdessen seinen schönen blauen Kimono angelegt und fühlte sich schon fast wieder wie sein früheres Selbst. Zuversicht erfüllte ihn und er brannte darauf, als Nächstes den Portolan zurückzuerobern.
    »Also auf nach Kyoto!«, sagte Ronin und hob salutierend die Flasche.
    »Kyoto?«, fragte Jack. »Aber Botan ist nach Nara gegangen.«
    »Deine Schwerter sind in Kyoto.«
    »Aber …«
    »Wir waren uns doch einig: Ein Samurai ist nichts ohne seine Schwerter.«
    »Aber Botan hat die ganzen anderen Sachen, auch meinen Inro und das Tagebuch meines Vaters.«
    »Was ist an

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