Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
nach allen Richtungen vom Kopf abstanden, und nachtschwarzen Augen.
»Aber ich muss nicht gerettet werden.«
»Da hat Hana etwas anderes gesagt.«
»Hana?«, rief Jack überrascht. Woher kannte Miyuki Hana?
»Es geht ihr gut, keine Angst. Sie hat sich im Iga-Gebirge verirrt, aber momentan begleitet Hanzo sie zu Akiko.«
Als Jack das hörte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er freute sich auch für Akiko und ihre Mutter Hiroko, die ihren lange vermissten Sohn Hanzo, der früher Kiyoshi geheißen hatte, erstmals seit seiner Entführung durch Drachenauge im Alter von fünf Jahren wiedersehen würde.
»Wir haben Hana zunächst nicht geglaubt und angenommen, sie hätte deinen Inro gestohlen«, fuhr Miyuki fort. »Aber dann wusste sie so viel über dich, dass sie uns schließlich überzeugte. Sie war um dein und Ronins Wohl sehr besorgt.«
»Bist du auch Ronin begegnet?«, fragte Jack hoffnungsvoll.
Doch zu seiner Enttäuschung schüttelte Miyuki den Kopf. »Deine Spuren hingegen waren nicht zu übersehen«, schimpfte sie. »Hast du vom Großmeister denn gar nichts gelernt?«
»Ich habe sie absichtlich hinterlassen, damit Kazuki mir statt Akiko folgt.«
Miyuki verdrehte ungläubig die Augen. »Na, diese Rechnung ist aufgegangen. Kazuki und seine Skorpion-Bande sind hinter dir her und außerdem noch jede Menge Samurai des Shoguns.«
Jack wurde blass und ein kalter Schauer überlief ihn. »Wie nahe sind sie?«
»Der letzte Schneesturm hat den Funasaka-Pass unpassierbar gemacht. Dort kommt im nächsten Monat niemand durch.«
Jack seufzte erleichtert. Das verschaffte ihm wenigstens eine kleine Verschnaufpause. Miyuki ließ den Blick über seine Gefährten wandern und runzelte angesichts der seltsamen Mischung aus Bauern, Samurai und einem schmächtigen Mönch verwirrt die Stirn.
»Was hast du eigentlich mit diesen Leuten zu schaffen?«, fragte sie.
»Ich habe den Bauern Hilfe versprochen«, erklärte Jack und erzählte ihr, warum sie zu dem Dorf Tamagashi unterwegs waren.
»Jetzt weiß ich wieder, was mir an dir so gefällt«, sagte Miyuki und auf ihrem sonst so unbewegten Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln. »Aber es sieht so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen.«
»Von einem Ninja war nie die Rede«, mischte sich Hayato ein und musterte sie böse.
»Aber wir brauchen tatsächlich noch jemanden«, erwiderte Jack erfreut. »Und Miyuki ist einer der besten Ninja, die ich kenne. Ihre Fähigkeiten sind für uns von unschätzbarem Wert.«
»Sie ist unser Feind«, beharrte Hayato grimmig.
»Und die Samurai sind meine Feinde«, gab Miyuki zurück.
Beide griffen nach ihren Waffen.
Doch Yori hob beschwichtigend die Hände. »Wir haben nur einen Feind – und das ist Akuma.«
17
Ein Haufen Kinder
»Das ist also unsere Burg!«, sagte Saburo lachend, als sie sich dem heruntergekommenen Dorf näherten. »Sieht mehr aus wie ein Misthaufen!«
»Dass Samurai immer so arrogant sein müssen«, bemerkte Miyuki mit einem tadelnden Blick. »Dieses Dorf ist die Heimat der Bauern. Sei also nicht so unhöflich.«
Beschämt über seine taktlose Bemerkung, senkte Saburo den Kopf, aber Hayato sah Miyuki finster an, weil sie die Dreistigkeit besessen hatte, als Ninja einen Samurai zu kritisieren. Am liebsten hätte er sie sofort dafür bestraft.
Jack war darauf gefasst, wieder eingreifen zu müssen. Er hatte sich zu Miyuki bekannt und Hayato davon zu überzeugen versucht, dass die Ninja besser waren als ihr Ruf. Hayato hatte ihm auch zugestanden, dass er als Ausländer die Kluft zwischen Ninja und Samurai vielleicht überbrücken konnte. Er selbst hingegen würde einem Ninja niemals trauen. Miyuki war das nur recht, weil sie sich ihrerseits nicht überwinden konnte, einem Samurai zu trauen. Zum Glück hatte Yori eine Art Waffenstillstand zwischen den beiden zuwege gebracht. Beide wollten die Streitereien zwischen Samurai und Ninja zugunsten des gemeinsamen Ziels, des Sieges über Akuma, zurückstellen. Doch Jack wusste, wie zerbrechlich dieses Bündnis war.
»Das Dorf sieht zwar nicht gerade nach viel aus«, sagte er und ging mit den anderen über die wacklige Brücke an der Mühle. »Aber ich kann euch versichern, dass seine Bewohner unsere Hilfe verdient haben.«
Sie folgten den Bauern auf dem morastigen Weg zum Dorfplatz.
Die Dorfbewohner traten aus ihren baufälligen Häusern, um sie zu begrüßen, doch als sie sahen, wie jung ihre Retter waren, rissen sie ungläubig die Augen auf.
»Kein besonders herzliches
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