Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
beantwortete Fragen. Jack bewunderte ihn unwillkürlich – Hayato besaß eine natürliche Autorität, er konnte sich durchsetzen und hatte das Zeug zum militärischen Befehlshaber.
Schließlich kamen sie zur letzten Reihe. Dort stand voller Stolz auch Neko, die im Unterschied zu den meisten anderen mit Feuereifer bei der Sache war.
»Nehmt euch an ihrem Mut ein Beispiel!«, lobte Hayato sie.
»Ich glaube, wir haben unseren siebten Samurai gefunden«, rief Jack lächelnd und deutete auf das Langschwert an Nekos Hüfte.
Aber Hayato verzog das Gesicht, sah Neko vorwurfsvoll an und zeigte auf das Schwert. »Gib mir das.«
Neko wollte ihren kostbaren Besitz nicht hergeben und runzelte die Stirn. Doch Hayato bestand darauf und nahm ihr das Schwert einfach weg. »Du kannst wie die anderen einen Speer tragen.«
Im selben Moment trat Miyuki vor ihn. Ihre Augen funkelten wütend. »Warum kann sie nicht das Schwert haben?«
»Sie ist kein Samurai«, antwortete Hayato ruhig.
»Was macht das für einen Unterschied?«
Hayato hielt das Schwert hoch. »Das hier ist die Waffe eines Samurai. Aber Neko ist eine Bäuerin.«
»Natürlich«, sagte Miyuki und ihre Stimme triefte dabei vor beißender Ironie, »es muss ja eine klare Rangfolge geben. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Samurai das Einzige verlieren, womit sie sich bei den Massen Geltung verschaffen.«
»Bauern haben kein Recht, ein Schwert zu tragen«, beharrte Hayato.
»Aber Neko hat das Recht, sich zu verteidigen!«
»Ich mache die Gesetze nicht, ich sorge nur für ihre Einhaltung«, entgegnete Hayato. »Genau deshalb sind wir Samurai jetzt hier – um für die Bauern zu kämpfen.«
Yuudai ergriff für Neko Partei. »Du kannst nicht bestreiten, dass sie mutig wie ein Samurai ist, Hayato.«
»Und lautlos wie ein Ninja«, fügte Miyuki rasch hinzu.
»Ich muss euch zustimmen«, fiel Yori ein, der bemerkte, dass die Dorfbewohner auf ihren Streit aufmerksam und unruhig geworden waren. »Neko hat sich bei einer Reihe von Gelegenheiten mutig und geschickt verhalten. Vielleicht könnten wir in ihrem Fall eine vorübergehende Ausnahme machen?« Er verbeugte sich respektvoll vor Hayato. »Natürlich nur, wenn du einverstanden bist.«
Als Hayato sah, dass er in der Minderheit war, gab er Neko das Schwert widerstrebend zurück.
Neko nahm es grinsend entgegen und versuchte es in ihren Obi zu stecken.
Als Hayato sie ungeschickt damit hantieren sah, verdrehte er die Augen. »Dann muss ihr als Erstes mal jemand zeigen, wie man mit einer solchen Waffe umgeht, sonst schneidet sie sich noch die Finger ab!«
24
Ein dunkles Geheimnis
Den ganzen Nachmittag über herrschte auf dem Dorfplatz Chaos. Kolonnen von Bauern marschierten in heillosem Durcheinander über den Platz und übten klappernd und rasselnd mit ihren Waffen. Trotz der Hilfe von Yuudais dröhnender Stimme erwies sich Hayatos Bemühen, diesen wirren Haufen in eine geordnete Abteilung von Soldaten zu verwandeln, als aussichtslos.
Den Bauern fehlte einfach die notwendige Disziplin. Sie vergaßen ständig, zu welcher Einheit sie gehörten, und waren völlig verwirrt, wenn sie mehrere Befehle gleichzeitig erhielten. Außerdem konnten sie nicht richtig mit ihren Waffen umgehen. Die Speere waren doppelt so lang wie sie selber und entsprechend sperrig. Und viele schreckten allein schon bei der Vorstellung zurück, gegen jemanden kämpfen und ihn womöglich töten zu müssen.
Bei einem Übungsangriff der Grabenmannschaft auf die Brückenleute wäre es fast zu einem tödlichen Zusammenstoß gekommen und die Tragödie konnte nur durch Yoris geistesgegenwärtiges Eingreifen verhindert werden. Inzwischen dämmerte es und Hayato beschloss, für diesen Tag Schluss zu machen. Entmutigt und erschöpft gingen die Männer nach Hause. Auch die Samurai kehrten niedergeschlagen zu Soras Haus zurück, um endlich etwas zu essen und sich auszuruhen.
»Was für ein Albtraum!«, stöhnte Miyuki, als sie müde um den Herd herum saßen und darauf warteten, dass Neko den Reis kochte.
»Es war immerhin ihr erster Tag«, versuchte Yori Optimismus zu verbreiten.
»Es war ein einziges Durcheinander.« Saburo stützte resigniert den Kopf in die Hände. Seine Einheit war am schwersten zu bändigen gewesen und bei einer Übung im Marschieren hätten seine Leute ihn beinahe niedergetrampelt.
»Vergesst nicht, dass die Bauern den Weg des Kriegers nicht kennen«, gab Yori zu bedenken.
»Das kann man wohl sagen!«, rief Saburo. »Kunio hat
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