Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Jack.
»Ich gehe.«
»Und Akuma?«
Hayato lachte kalt.
»Sollen wir unser Leben für diese Bauern riskieren, damit die uns anschließend töten und ausrauben? Nicht mit mir!«
Yuudai schickte sich an, seinem Freund zu folgen.
»Das kann doch nicht wahr sein, Toge!«, rief Jack verzweifelt.
»Doch, Hayato hat Recht«, erwiderte Toge ruhig. »Wir plündern die Schlachtfelder, rauben die Toten aus und achten nicht auf das Flehen der Sterbenden.«
Jack starrte ihn wie vom Donner gerührt an. Doch Toge zeigte keinerlei Reue.
»Aber was Leute wie seinesgleichen uns antun, ist genauso schlimm!«, fügte Toge mit einem Blick auf Hayato hinzu.
Hayato blieb abrupt stehen und sah Toge empört an. »Da opfern Samurai ihr Leben, um dieses Land vor Eindringlingen, Tyrannen und Dieben zu schützen, damit ihr in Sicherheit euren Reis anbauen könnt, und das ist euer Dank für ihre Dienste!«
»Dienste?« Toge riss einen Speer aus dem Boden und schüttelte ihn wütend. »Immer wenn die Samurai kämpfen, vernichten sie unsere Ernte, töten sie unsere Frauen, tun sie unseren Kindern weh und zerstören sie unsere Häuser! Als Bauern müssen wir täglich ums Überleben kämpfen!«
Zornig trat er mit dem Fuß gegen einen Haufen Rüstungen. »Du wirfst uns vor, wir seien Diebe und Mörder! Aber hast du schon einmal überlegt, wer uns dazu gemacht hat?«
Mit hassverzerrtem Gesicht richtete er den Speer auf Jack und seine Gefährten.
»Eure Eltern!«
Abrupt ließ er den Speer fallen und stürmte aus dem Speicher. Die Samurai blieben beschämt zurück. Auch Jack wusste nicht, was er sagen sollte. Die tiefe Kluft zwischen Bauern und Samurai war ihm nicht bewusst gewesen. Er verstand jetzt, warum die ronin den Bauern nicht gerne halfen, aber auch, warum die Bauern den Samurai so sehr misstrauten. Das Treiben des Kriegerstands beherrschte und zerstörte ihr Leben.
Fragend sah er Hayato an. »Willst du immer noch gehen?«
Hayato zuckte unschlüssig die Schultern. »Wenn sie unsere Toten schänden, sind sie an ihrem Unglück selbst schuld.«
»Löst das Problem, statt den Schuldigen zu suchen«, ertönte Yoris ruhige Stimme.
Die anderen sahen ihn fragend an. Inzwischen wussten sie seinen klugen Rat zu schätzen.
»Sensei Yamada sagt das immer«, erklärte er. »Wenn unsere Eltern die Not der Bauern verursacht haben, können wir ihr vielleicht abhelfen.«
»Und wie soll das gehen?«, fragte Saburo bitter.
»Indem wir den Bauern helfen. Wenn wir das Dorf gegen Akuma verteidigen, können wir die Ehre der Samurai, die unsere Eltern verspielt haben, wiederherstellen.«
»Waffen hätten wir immerhin genug«, fügte Miyuki hinzu. Sie hob eine Schwertlanze mit einer scharfen Klinge auf und betrachtete sie bewundernd.
Jack nickte. »Dann hätte der Diebstahl wenigstens einen guten Zweck.«
Hayato nickte schicksalsergeben. »Da die Schande der Bauern offenbar unsere eigene Schande ist, sind wir als Samurai zur Wiedergutmachung verpflichtet.«
Junichi erschien jetzt im Tor des Speichers, humpelnd gefolgt von Yoshi. »Wir haben Schreie gehört. Was ist vorgefallen?« Er sah zwischen den angespannten Gesichtern hin und her. Dann fiel sein Blick auf die Waffen und seine schuldbewusste Miene verriet alles.
»I-i-ich kann das erklären …«, stotterte er.
»Das ist nicht nötig«, entgegnete Yori. »Was in der Vergangenheit war, soll nicht die Zukunft bestimmen.«
Junichi lächelte verlegen und erleichtert zugleich. »Natürlich nicht.«
Yoshi musterte Yori anerkennend. »Für einen so jungen Mönch bist du erstaunlich weise«, krächzte er. »Ich habe in meinem Leben gelernt, dass es ohne Verzeihen keine Zukunft gibt. Wir danken euch für die Gnade, die ihr uns erweist.«
»Heißt das, ich darf das behalten?«, fragte Kunio hoffnungsvoll und hob das Schwert hoch, das er in der Hand hielt.
»Auf jeden Fall«, sagte Hayato mit einem listigen Grinsen. »Du darfst damit sogar als Erster gegen Akuma kämpfen.«
Kunio erbleichte und legte das Schwert hastig wieder hin. »Ich glaube, ich hab’s mir anders überlegt«, sagte er. »Ich nehme doch lieber einen Bambusspeer.«
26
Samuraischule
Jack hörte das Kampfgeschrei, noch bevor er um die Ecke bog. Vor ihm waren in drei Reihen Bauern angetreten, die die Fäuste kampfbereit zum Himmel gereckt hatten.
»Ichi, ni, san …« , zählte Saburo ihre Faustschläge.
Die Bauern schrien bei jedem Faustschlag »Kiai!« und aus ihren Mündern stiegen weiße Atemwolken auf. Was ihnen an
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