Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
kletterten seine Männer aus dem Graben und bewunderten ihr Werk. Der mit Dornen gefüllte Graben umschloss jetzt das ganze Dorf und stellte eine abschreckende Barriere für jeden Eindringling dar.
»Das Dorf hat gewonnen«, verbesserte Jack.
Die große Leistung erfüllte alle mit Bewunderung und Zufriedenheit. Am Anfang hatte niemand es für möglich gehalten.
Yuudais Männer ließen die letzten dornigen Äste in den Graben fallen.
»Jetzt kann Akuma ruhig kommen, falls er es wagt!«, sagte Yuudai zu Jack und ließ den Blick ein letztes Mal prüfend über den Graben wandern. »Dann wird er sein blaues Wunder erleben.«
Kunio saß im Schnee und war damit beschäftigt, sich Dornen aus den Handflächen zu ziehen. »Dürfen wir jetzt endlich ausruhen?«, fragte er mit Leichenbittermiene.
»Heute Abend«, antwortete Jack und klopfte ihm ermutigend auf den Rücken. »Vorher müsst ihr noch exerzieren.«
Kunio seufzte schwer und entfernte sich zusammen mit den anderen, um Speere und Schwerter zu holen. Wegen der letzten Erfahrungen auf dem Exerzierplatz war niemand sonderlich begeistert. Doch der unmittelbar bevorstehende Angriff Akumas spornte die Dorfbewohner an und die Rückkehr ihrer Töchter hatte die Hoffnung in ihnen geweckt, das Unmögliche könnte doch möglich sein.
Gehorsam versammelten sie sich in ihren jeweiligen Einheiten auf dem Dorfplatz. Toge kam als Letzter und nahm schweigend seinen Platz in der ersten Reihe ein.
»Hoffen wir, dass Akuma sich auch verspätet!«, sagte Hayato. Die Bauern lachten.
Toge machte eine entschuldigende Verbeugung. Jack sah ihn zum ersten Mal seit seiner Rückkehr von Akumas Lager. Mitleid überkam ihn. Bestimmt war es schwer, mit ansehen zu müssen, wie andere Familien wieder vereint waren, während die eigene für immer verloren war.
Die Bauern begannen unter Hayatos Befehl zu exerzieren. Zu Jacks und Hayatos Erleichterung bewegten sie sich inzwischen wenigstens in einem gemeinsamen Rhythmus. Trotzdem waren die gravierenden Mängel nicht zu übersehen. Wenn es darum ging, anzugreifen, zögerten die Männer und rannten lieber in alle Richtungen, als gemeinsam gegen den Feind vorzustoßen.
Nach einigen missglückten Versuchen ordnete Hayato eine Pause an. Die jungen Befehlshaber versammelten sich auf der Veranda des großen Hauses.
»Die könnten nicht einmal einen Vogelschwarm erschrecken!«, brummte Hayato.
Jack nickte widerstrebend. »Akuma wird mühelos ihre Reihen durchbrechen. Sie haben ganz einfach kein Selbstvertrauen.«
»Und keinen Mut«, fügte Hayato hinzu. »Aber wenn wir die Banditen besiegen wollen, brauchen wir unbedingt eine Truppe, die richtig kämpfen kann.«
Yori hob die Hand. »Selbst ein Spatz ist mutig, wenn er zusammen mit anderen fliegt. Die Bauern wissen, dass sie jeder für sich nicht gut kämpfen können. Wir müssen sie davon überzeugen, dass sie gemeinsam stark sind.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Jack.
Yori überlegte. »Einen Schlachtruf, der sie zusammenschweißt.«
»Gute Idee!« Hayato nickte zustimmend. »Das solltest du unbedingt versuchen.«
»Ich hatte eigentlich gedacht, du könntest ihnen das beibringen …«, begann Yori, aber Hayato war schon zur Seite getreten, um ihm Platz zu machen.
Nervös ging Yori in die Mitte der Veranda. Jack lächelte ihm ermutigend zu, die Dorfbewohner blickten fragend zu ihm auf, neugierig, was der kleine Mönch ihnen zu sagen hatte.
»Das Gebrüll eines Löwen«, begann Yori schüchtern, »kann dem stärksten Gegner Angst machen, auch wenn der Löwe keine Krallen hat. Ein überzeugender Schlachtruf …«
»Lauter!«, rief ein Bauer aus der letzten Reihe.
Yori räusperte sich und setzte erneut an. »Ein überzeugender Schlachtruf macht dem Gegner Angst, verleiht eurem Angriff mehr Durchschlagskraft und hilft euch sogar, eure eigene Angst zu überwinden. Das will ich jetzt mit euch üben.«
Die Bauern sahen ihn zweifelnd an.
»Schreit, so laut ihr könnt«, forderte Yori sie auf.
Doch nur die Hälfte der Bauern konnte sich dazu überwinden, die anderen schwiegen verlegen.
»Das könnt ihr aber besser!«, feuerte Yori sie an. »Brüllt wie die Löwen.«
Der zweite Schrei war zwar lauter und mehr Bauern beteiligten sich daran, aber er klang immer noch nicht überzeugend. Der dritte Versuch war auch nicht besser. Yori sah die Männer ratlos an.
»Ihr müsst aus eurem hara heraus schreien, aus eurer Mitte«, erklärte er und zeigte auf seinen Bauch. »Legt euer ki , eure ganze
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