Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Mist. Es sieht doch so aus, als …« Im selben Moment brach er ein und stand bis zu den Oberschenkeln in eisigem Morast. Er blickte nach unten.
»Darüber sollte ich mich jetzt wahrscheinlich freuen.« »Hoffentlich bleibt das Eis so dünn«, sagte Jack und half seinem Freund auf den Weg zurück. »Wenn nicht, müssen wir die meisten Leute hier stationieren – und können nur hoffen.«
Sie gingen zur Brücke weiter. Yoris Stiefel gaben bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich. Als sie sich dem Fluss näherten, hörten sie in einiger Entfernung streitende Stimmen. Bei den Heuballen am östlichen Zugang zum Dorf standen Miyuki und Hayato.
»Ich dachte, du seist ein guter Schütze!«, rief Miyuki.
»Bin ich auch«, schimpfte Hayato und riss einen Pfeil aus seinem Köcher.
»Warum schießt du dann daneben?«
»Weil du mir ständig im Nacken sitzt.«
Jack und Yori eilten zu den beiden.
»Was ist los?«, fragte Jack.
»Miyuki will, dass ich von hier aus mit einem Brandpfeil das Ziel dort drüben treffe!« Hayato zeigte auf ein Fass mit Schießpulver, das halb unter der Brücke versteckt war.
Davor stand zu Übungszwecken eine kleine hölzerne Zielscheibe. Wegen der Entfernung und des schiefen Winkels war ein Schuss von der Stelle, an der sie standen, für jeden Schützen eine Herausforderung. Zusätzlich erschwert wurde die Aufgabe durch das Gebüsch an der Brücke, das die Sicht behinderte. Der Pfeil von Hayatos erstem Versuch steckte eine gute Handbreit neben dem Ziel in einem Pfosten der Brücke.
»Es wäre einfacher und weniger riskant, die Brücke abzureißen«, sagte Hayato an Jack gewandt.
»Aber wir würden eine Gelegenheit ungenutzt lassen, Akumas Banditen zu schwächen«, wandte Miyuki ein.
»Stellt das Fass doch an einen anderen Platz«, schlug Yori vor.
Miyuki schüttelte den Kopf. »Die Hauptladung muss dort stehen«, erklärte sie. »Sonst stürzt die Brücke nicht ein. Und wir dürfen nicht näher an die Brücke heran, sonst könnten die Banditen mit ihren Musketen Hayato niederschießen.«
»Warum legt ihr keine Schießpulverspur und sprengt die Brücke von hier aus?«, fragte Jack.
»Aus dieser Entfernung? Dann könnten wir den Zeitpunkt der Explosion nicht mehr genau berechnen. Die Brücke würde womöglich erst in die Luft fliegen, wenn Akumas Leute schon auf unserer Seite sind.«
»Ich sehe immer noch nicht ein, warum wir nicht zwei Sprengladungen anbringen können«, wandte Hayato ein und zeigte auf ein zweites Fass mit Schießpulver neben Miyuki. »Stell das an einer Stelle auf, die ich treffen kann, und dann wird die eine Explosion die andere auslösen.«
»Tut mir leid, aber das Fass brauche ich noch«, erwiderte Miyuki.
»Gehört es zu deiner unsichtbaren Ninjaabwehr?«, fragte Hayato spöttisch.
»Versuch’s noch einmal«, forderte Jack ihn auf. »Es ist bestimmt nur eine Frage der Übung.«
Hayato legte den Pfeil auf, hob den Bogen, zielte und schoss. Sie verfolgten mit angehaltenem Atem, wie der Pfeil durch die Luft und an den Büschen vorbeiflog. Er streifte das Ziel, flog jedoch weiter und verschwand im Fluss. Es war ein guter Schuss gewesen, aber nicht gut genug.
»Wieder daneben.« Miyuki schnalzte missbilligend mit der Zunge.
Hayato sah sie wütend an. »Mach’s besser!«
Jack reichte ihm einen weiteren Pfeil. »Denk dran, wie du damals ein bewegtes Ziel auf dem Boot im Fluss getroffen hast. Mach es einfach genauso.«
Widerstrebend nahm Hayato den Pfeil und zielte erneut. Doch dann hielt er plötzlich inne und sah Miyuki an. Ein listiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann wandte er sich wieder dem Ziel zu, kniff die Augen zusammen und schoss.
Der Pfeil flog geradewegs auf die Brücke zu und traf exakt in die Mitte der Zielscheibe.
»Ich wusste doch, dass du es schaffst!«, lobte Jack ihn.
Hayato nickte und sah Miyuki von der Seite an. »Ich habe mir einfach vorgestellt, das Ziel sei ein Ninja!«
Miyuki revanchierte sich umgehend. »Bitte, wenn es dir hilft«, erwiderte sie mit unbewegter Miene. »Aber wenn Akuma anrückt, solltest du möglichst beim ersten Mal treffen, denn eine zweite Chance bekommst du nicht – genauso wenig wie bei einem Ninja.«
39
Schlachtruf
Aus dem Graben ertönte lautes Geschrei. Jack und die anderen drehten sich um. Saburo stand breitbeinig auf dem zu einem Wall aufgeschütteten Aushub und reckte die Fäuste in die Luft.
»Wir haben gewonnen!«, rief er triumphierend.
Müde und verdreckt
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