Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
zusammen.
»Wie schlimm ist es?«
Miyuki betrachtete prüfend die Wunde, schließlich sagte sie ernst: »Du könntest das Bein verlieren.«
Jack wurde blass und schluckte hart.
»Aber keine Sorge«, fügte Miyuki hinzu. »Yuudai hat angeboten, es mit dem Schwert sauber abzutrennen.«
Jack blickte verstohlen auf das riesige Schwert auf Yuudais Rücken, doch dann bemerkte er Miyukis Grinsen.
»Ah, noch ein Ninjascherz!« Erleichterung durchströmte ihn und er versuchte ebenfalls zu lächeln.
»Die Wunde müsste in einem Tag verheilt sein«, sagte Miyuki munter und stellte die Salbe auf die Seite. »Der Schnee der Lawine hat die Schwellung vermindert. Und mit diesen Kräutern behältst du nicht einmal eine Narbe zurück.«
Sie kniete sich neben ihn, legte die Hände aneinander, streckte Zeigefinger und Daumen und verschränkte die anderen Finger. Dann schloss sie die Augen und begann leise zu summen.
»On haya baishiraman taya sowaka …«
Anschließend hielt sie die Hände über die Wunde und bewegte sie in Form einer Acht hin und her. Das heilende Ritual des sha tat seine Wirkung und Jack spürte ein vertrautes warmes Kribbeln auf der Haut.
»Was tut sie da?«, murmelte Saburo und beäugte Miyuki misstrauisch.
» Kuji-in … Ninjamagie!«, flüsterte Yori ehrfürchtig. »Sensei Yamada hat mir davon erzählt, aber ich habe noch nie gesehen, wie sie angewendet wird.«
Fasziniert beobachtete er, wie Miyuki immer tiefer in Trance sank und ihre Heilkräfte auf die Wunde lenkte. Er faltete ebenfalls die Hände und wiederholte stumm das Mantra, um es sich einzuprägen. Yori war schon immer der fleißigste Schüler unter ihnen gewesen und beschäftigte sich gern mit solchen mystischen Techniken. Jack nahm sich vor, Miyuki zu bitten, seinem Freund noch einige weitere Handzeichen beizubringen.
Nach einer Stunde öffnete Miyuki wieder die Augen. Das Heilen hatte sie sichtlich ermüdet.
»Du hast immer noch heilende Hände«, sagte Jack und setzte sich auf. »Mein Bein fühlt sich schon viel besser an.«
»Ich tue das gern … für dich«, antwortete Miyuki. Damit stand sie auf und ging zu ihrem Bett. Kurz darauf schlief sie bereits tief und fest.
Saburo und Hayato waren neugierig geworden und traten näher.
»Funktioniert das wirklich?«, fragte Saburo zweifelnd.
Jack nickte. »Sieh selbst.«
Die Rötung der Wunde hatte schon deutlich nachgelassen und auch die Brandblasen unter der grünen Salbe waren kleiner geworden.
»Die Ninja besitzen wirklich bemerkenswerte Fähigkeiten«, bestätigte Yori bewundernd, während er weiter das Handzeichen übte und die Hände in Form einer Acht durch die Luft bewegte.
»Zumindest verstehe ich jetzt besser, was dich an ihr so beeindruckt«, sagte Hayato und ging zu seinem eigenen Bett. »Obwohl sie ein Ninja ist.«
»Ninja oder nicht, Miyuki und ich sind gute Freunde«, erwiderte Jack, ein wenig gekränkt, dass Hayato offenbar nicht von seinem Vorurteil gegen Miyuki lassen wollte.
»Man merkt jedenfalls deutlich, dass du ihr alles bedeutest«, murmelte Yori. Er war so mit seinem Handzeichen beschäftigt, dass er gar nicht mitbekam, was er eben gesagt hatte.
Jack blickte schuldbewusst zu Miyuki hinüber. Ihre Gefühle für ihn, die offenbar auch für andere ersichtlich waren, waren ihm ganz entgangen.
Saburo hob schmunzelnd die Augenbrauen. »Weiß Akiko von ihr?«
»J-ja«, sagte Jack verlegen. »Die beiden sind sich im Iga-Gebirge begegnet.«
»Ich wette, da hat es ganz schön gekracht!« Saburo lachte.
»Stimmt«, gab Jack zu und dachte an die erste Begegnung der beiden Mädchen in einem brennenden Bauernhaus. Damals hatte Daimyo Akechi das Ninjadorf überfallen.
Um von Miyuki und Akiko abzulenken, fragte er schnell: »Wie geht es Kiku? Hast du sie noch gesehen, nachdem der Shogun die Schule geschlossen hat?«
Diesmal war es an Saburo, herumzudrucksen. »Oh, es geht ihr gut«, antwortete er. Der Griff seines neuen Langschwerts schien ihn auf einmal brennend zu interessieren. »Sie war übrigens der andere Grund für meine Kriegerwallfahrt … Ich wollte ihren Vater beeindrucken!«
Jack grinste. Saburo und Kiku hatten sich offenbar ineinander verliebt. Er hatte es schon geahnt, als Kiku damals nach Saburos Verletzung beim Überfall auf die Schule bei ihm geblieben war.
»Nach dem nächsten Neumond hast du bestimmt so viele Heldentaten vollbracht, dass du ihren Vater damit herumkriegst. Vorausgesetzt, wir leben dann noch.«
»Vorausgesetzt, wir leben dann
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